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Das Vertrauen des gedruckten Wortes

Hartwig Hochstein 23. September 2002

Die "Woche der Zeitung" setzt sich für das Printmedium ein. Doch die Verlagsbranche steckt in der Krise. Hartwig Hochstein kommentiert.

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"Solange man mit einem Bildschirm keine Fliege erschlagen kann, so lange wird es Zeitungen geben”. Dieser Satz des früheren Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel wird in der deutschen Verlagsbranche oft und gerne zitiert. Meist hört er sich fröhlich-optimistisch an. Gelegentlich klingt er aber wie das Pfeifen des ängstlichen Kindes im dunklen Wald. Auch zur Woche der Zeitung, die der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger Jahr für Jahr ausruft und die am Samstag (21.9.) beginnt, ist die Stimmung zwiespältig.

Einerseits sind sich Medienwissenschaftler und Verlagsmanager darüber einig, dass sich die Branche in der tiefsten Krise seit 1945 befindet. Andererseits lassen Leserdaten auf eine gute Zukunft des Mediums hoffen. Zumal sich gezeigt hat, dass die Bäume des konkurrierenden Internet auch nicht in den Himmel wachsen und die meisten privaten Fernsehsender rote Zahlen schreiben.

Verluste im Anzeigengeschäft

Die Krise macht sich vor allem an einem Punkt fest: Den Umsatzverlusten im Anzeigengeschäft. Das ging im vergangenen Jahr um 14 Prozent zurück. Die Talfahrt ist noch nicht gestoppt. Vor allem für Stellen- und Immobilienanzeigen scheint das Internet der auf Dauer geeignetere Präsentationsort zu sein. Die Auflagenzahlen sinken ebenfalls, stagnieren bestenfalls.

Die Hoffnung fußt auf anderen Zahlen: Immer noch gibt es in der Bundesrepublik 349 Tageszeitungen mit 1567 lokalen Ausgaben und einer Gesamtauflage von 23,3 Millionen Exemplaren. Sie erreichen 77 Prozent aller Bundesbürger, werden trotz der sinkenden Auflagenzahl von immer mehr Menschen gelesen.

Dem gedruckten Wort vertrauen

41 Prozent der Deutschen halten das tägliche gedruckte Wort für das glaubwürdigste Medium überhaupt. Diese Glaubwürdigkeit bei ihren Lesern und die Verbindung zu ihnen wollen Journalisten und Verleger in der Woche der Zeitung mit vielfältigen Aktionen stärken. Sie wissen, dass krisenbedingtes Sparen nicht dazu verführen darf, auf Service und Unterhaltung, auf lokale Informationen und globale Hintergründe zu verzichten. Nur wenn sie diese Stärken auf einem hohen Standard halten, wird sich eine Regel erneut bewahrheiten, die gilt seit der Drucker Timotheus Ritzsch am 1. Juli 1650 in Leipzig die erste Tageszeitung der Welt herausbrachte: Noch nie hat ein neues Medium ein bewährtes altes ersetzt, wenn dieses auf die Herausforderung klug und richtig reagierte.