Das Wissen der Welt verwalten | Presse | DW | 27.06.2012
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Presse

Das Wissen der Welt verwalten

Welche Macht haben Algorithmen, mit denen Suchmaschinen wie Google arbeiten? Darüber diskutierten Mercedes Bunz, Falk Lüke und Marc Jan Eumann auf dem Deutsche Welle Global Media Forum.

Dr. Mercedes Bunz beim Deutsche Welle Global Media Forum

Dr. Mercedes Bunz beim Welle Global Media Forum

„Algorithmen sind eine Kulturtechnik, sie verwalten das Wissen der Welt“, sagte die Bloggerin und Kulturwissenschaftlerin Mercedes Bunz am 25. Juni in Bonn. Mit den Algorithmen sei es wie mit einem Motor im Auto: „Viele nutzen ihn, wissen aber nicht genau wie es funktioniert.“ Dies führe zwar mitunter zu einem gewissen Misstrauen bei Nutzern. Die positive Seite dieser Kulturtechnik sei, dass sie „Einblick in die geballte Lebenswelt und das Wissen der Welt gewährt“. Die Globalisierung fördere die Verbreitung von Wissen noch. „Wenn wir wollen, können wir uns für viele Themen interessieren, was in dieser Form früher nicht ging.“

Zugleich machte sie darauf aufmerksam, dass die digitale Welt Auswirkungen selbst auf scheinbar banale Alltagsthemen wie die Namensfindung für Kinder habe. So suchten manche Eltern den Vornamen danach aus, ob er im Internet leicht oder nur schwer zu googeln sei. „Am Individuum ist Google aber kein Stück interessiert – was zählt, ist die Masse“, so Bunz. Plattformen wie Google seien indes „kein Selbstläufer“. Wenn sie das Vertrauen der Nutzer verlören, könnten sie – wie das Beispiel StudieVZ oder AOL – in der Bedeutungslosigkeit versinken. Zudem existierten Konkurrenzmodelle wie Twitter, die nicht auf Algorithmen, sondern auf menschlicher Interaktion beruhten. Dies, unterstrich Bunz, schaffe ein Gegengewicht zu den Suchmaschinen.

„Das Netz tendiert zu Monopolen“

„Algorithmen sind gut, wir brauchen sie. Und es stecken noch viele Chancen darin“, betonte auch der Journalist und Fachbuchautor Falk Lüke. „Suchmaschinen lernen aufgrund unseres Verhaltens und werden immer besser. Sie seien in Lebensbereichen aktiv, von denen die Menschen es oft nicht einmal ahnten – so beispielsweise bei der Kreditauskunft Schufa. Lüke wies auf die Gefahr hin, dass durch Algorithmen Macht missbraucht werde. Hinzu komme: „Das Netz tendiert zu Monopolen.“ Die Politik habe hier noch keine angemessene Antwort gefunden. „Verstaatlichung oder Zerschlagung von Betreibern sind keine Antwort“, sagte Lüke. Die Offenlegung der Algorithmen sei allerdings auch kein geeigneter Weg, da dies neue Möglichkeiten der Manipulation schaffe, beispielsweise durch Spammer. Auch journalistische Recherche im Internet werde durch die Algorithmen der Suchmaschinen erleichtert. Problematisch werde es nur dann, „wenn Google die einzige Quelle ist, die genutzt wird“.

„Wir brauchen Emanzipation und gesunden Menschenverstand“

Medienpolitisch sei für ihn mit Blick auf die Macht von Suchmaschinen nur eines relevant, machte Marc Jan Eumann deutlich, Medien-Staatssekretär des Landes Nordrhein-Westfalen: „Behalten wir die Vielfalt im Netz?“ Algorithmen seien wichtig, um die Masse an Informationen zu ordnen. Die Vorsortierung könne dann zum Problem werden, wenn die Vielfalt eingeschränkt werde. Die zentralen Fragen seien: „Wem kann ich vertrauen? Und was macht die digitale Gesellschaft aus der Gesellschaft?“

In diesem Sinn sprach sich der SPD-Politiker für eine Stärkung der Medienkompetenz aus, für die Vermittlung von Wachsamkeit und Kritikfähigkeit. Dies müsse in den Schulen beginnen, sagte Eumann. Deutschland sei hier „noch nicht weit genug“. Dabei gelte: „Das WWW ist so wichtig wie das ABC oder das Einmaleins.“ Nach seinem Eindruck hätten Erziehungsberechtigte heutzutage jedoch viel mehr Interesse an Medienthemen als noch vor wenigen Jahren. „Die Nachfrage ist da, das Angebot ist hierzulande allerdings schwieriger zu organisieren als in zentral organisierten Staaten wie Großbritannien.“ Das Bildungssystem komme mit der Veränderungsgeschwindigkeit im Mediensektor nicht mit. In der Regulierung von Suchmaschinen sehe er keine Lösung, ihren Einfluss zu steuern, sagte Eumann. „Was wir brauchen sind Emanzipation und gesunder Menschenverstand.“

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