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Datentransfer durch das Stromnetz

1. März 2010

Computerdaten aus der Steckdose: Diese Technologie versucht ein junges Unternehmen aus Aachen zu perfektionieren. Mit Erfolg – denn trotz allgemeiner Krise geht es mit der Devolo AG stetig bergauf.

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Firmenschild der devolo AG am neuen Unternehmenssitz in der Charlottenburger Allee 60, D-52068 Aachen (Foto: Manfred Böhm / DW)
Bild: DW

Seit der Firmengründung im Jahr 2002 haben sich Devolo-Geschäftsführer Heiko Harbers und seine mittlerweile rund 100 Mitarbeiter die Entwicklung der so genannten Powerline-Technologie auf ihre Fahnen geschrieben. Nach Harbers Worten füllt diese Netzwerktechnologie eine Lücke zwischen den schon seit vielen Jahren existierenden und weit verbreiteten Ethernet-Netzwerken (Kabel) und Wireless-LAN (Funk) mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen.

devolo-Firmengründer und Geschäftsführer Heiko Harbers zeigt die Powerline-Adapter für die Datenkommunikation über das Stromnetz (Foto: devolo AG)
Devolo-Chef Heiko HarbersBild: devolo AG

Internet aus der Steckdose

Wireless-LAN hat den Vorteil hat, dass Computer in einem Gebäude fast überall Daten empfangen können. Allerdings wird das Funksignal mit wachsender Entfernung zum Router schwächer und durchdringt nicht alle Decken und Wände. Mit Ethernet ist dies zwar der Fall, dafür benötigt das Netwerk einen hohen Installationsaufwand, denn Netwerkkabel und Anschlüsse müssen meistens erst noch verlegt werden. "Da kommt dann Powerline ins Spiel, denn Stromkabel und Steckdosen sind in jedem Zimmer schon da, und von daher ist Powerline die beste Lösung", erklärt der Devolo-Chef. Wichtige Impulse für die Entwicklung dieser Technologie gibt das so genannte IP-TV, also Fernsehen über das Internet.

Fernseher wird zur Multimediazentrale

Powerline ermöglicht eine einfache Verbindung von Fernseher, Settop-Box, DSL-Modem und PC ohne umständlich neue Kabel im Haus verlegen zu müssen. Die Verteilung der Daten im Haus erfolgt über das Stromnetz im Haus und dann über die Adapater an den Steckdosen mit Kabel oder per Funk zu den jeweiligen Geräten. So lassen sich Multimedia-Inhalte wie Fotos oder Filme vom heimischen PC oder aus dem Internet direkt am TV-Gerät abrufen. Das Fernsehgerät wird zur Multimedia-Zentrale, ist Heiko Harbers überzeugt.

Messestand der devolo AG. Die CeBIT ist für die devolo AG der wichtigste Handelsplatz für IT-Produkte. (Foto: devolo AG)
Das MessegeschäftBild: devolo AG

Auf der CeBIT 2010 in Hannover präsentiert Devolo Powerline-Adapter der neuesten Generation. Mit einer Geschwindigkeit von 500 Mbit/s wird die Leistungsfähigkeit gegenüber der Vorgängergeneration mit 200 Mbit/s mehr als verdoppelt, so dass beispielsweise bis zu vier HDTV-Kanäle statt bislang zwei parallel im Hausnetzwerk übertragen werden können. Sehr gute Erfahrungen hat Devolo bereits im europäischen Ausland gemacht, z.B. mit großen Verkaufszahlen in Frankreich. "Das erwarten wir auch in Deutschland. Also von daher ist noch viel Wachstum zu erwarten", gibt sich Harbers betont optimistisch.

Kunden kaufen trotz Krise

Ein Optimismus, den man derzeit in vielen Branchen in Deutschland nicht allzu häufig spürt, der im Fall des jungen Aachener Unternehmens aber durchaus begründet erscheint. Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe sein Unternehmen weitgehend verschont, sagt Harbers. 2009 habe man den Umsatz gegenüber 2008 um 27 Prozent gesteigert, und diese Größenordnung plane man auch in diesem Jahr. Die Nachfrage bei den Kunden sei ungebrochen, und dabei gebe es noch viel Potential. "Wir erfahren täglich, dass viele Anwender selbst in Deutschland diese Technik überhaupt noch nicht kennen."

Entwickeln in Aachen

devolo-Mitarbeiter Markus Horbach "designt" in der Entwicklungsabteilung am PC die Platinen für den Einsatz in neuen Produkten (Foto: Manfred Böhm / DW)
Der EntwicklerBild: DW

Die Devolo-Produkte werden von der Idee bis zu den Fertigungsunterlagen derzeit von 50 Ingenieuren in Aachen entwickelt – das ist immerhin der Hälfte aller Beschäftigten. Angewiesen auf gut ausgebildete Spezialisten bietet Devolo die unmittelbare Nähe zur renommierten Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) wertvolle Personal- und Forschungs-Ressourcen. Viele Studenten lernen bereits während des Studiums das Unternehmen kennen.

Für Heiko Harbers sind Bildung und Innovation die Schlüssel zum Erfolg. "Entscheidend für unsere Firma ist, dass wir selbst entwickeln, dass wir kreativ sind, eigenes Knowhow aufbauen und mit unseren Produkten gegenüber den Wettbewerbern früher auf dem Markt sind. Das ist das Wichtigste, ohne das man in Deutschland keine Chance hat."

Made in China

Produziert werden die Devolo-Produkte allerdings in Fernost. Dabei geht es keinesfalls um Billigproduktion. "Wir sorgen dafür, dass unsere Partner einen hohen Qualitätsstandard bei der Produktion gewährleisten" betont Olaf Lessing. Er ist Leiter der Abteilung Manufacturing Service, die er als "Schnittstelle zwischen Devolo Aachen und der Produktion in Fernost" bezeichnet. Jeder seiner fünf Mitarbeiter und er selbst seien im Jahr sieben bis acht Mal in China.

Vor der Auslieferung werden Stichproben der in China gefertigten devolo-Produkte in Aachen noch einmal einer intenstiven Qualitättskontrolle unterzogen (Foto: Manfred Böhm / DW)
Der KontrolleurBild: DW

Bei der Qualitätskontrolle vor Ort werden Prüfszenarien und -geräte verwendet, die in Aachen entwickelt und getestet werden. Die Prüfdaten werden direkt online nach Deutschland übermittelt. Außerdem werden Stichproben jeder Lieferung im Aachener Labor komplett auseinander genommen und einer zusätzlichen Prüfung unterzogen.

Auch Arbeitsbedingungen und Sozialstandards bei den Partnerbetrieben spielen bei der Auftragsvergabe eine Rolle. Olaf Lessing widerspricht gängigen Vorurteilen und berichtet von Betrieben mit einem modernen Maschinenpark und einem "extrem hohen Ausbildungsstand" der chinesischen Mitarbeiter. "Das war vor zehn Jahren ganz anders und hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert", ergänzt der Geschäftsführer.

Marktführer mit Grenzen

Devolo ist nach eigenen Angaben führend im Bereich der Powerline-Technik. Doch die Konkurrenz schläft nicht und deshalb müssen ständig neue internationale Kundenkreise erschlossen werden. Der Devolo-Chef räumt ein, dass es dabei im Moment noch Grenzen gebe. Zwar sei die Technik weltweit interessant, zugleich müsse man sehr viel investieren in Werbung und Marketing, um Verbraucher aufzuklären oder auch Verkäufer zu schulen. "Das ist sehr viel Arbeit, so dass wir uns bislang auf Europa konzentrieren. Das muss aber nicht immer so bleiben, denn die Technologie kann man natürlich weltweit verwenden."

Deshalb nutzt die Devolo AG möglichst viele Gelegenheiten, um Powerline an den Kunden zu bringen: Die Präsenz auf internationalen Messen wie der CeBIT ist selbstverständlich. Für Heiko Harbers ist Hannover nach wie vor die wichtigste Messe für IT-Technologie. Denn dort wird die Grundlage dafür gelegt, dass man Devolo-Produkte europaweit in den Regalen aller großen Flächenmärkte findet und in Deutschland außerdem bei 16.000 Fachhändlern gelistet ist.

Autor: Manfred Böhm
Redaktion: Klaus Ulrich