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Interview

27. Januar 2011

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, René Obermann, gehört zu den 1400 Top-Managern beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos. DW-WORLD.DE hat mit ihm über seine Eindrücke gesprochen.

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Rene Obermann (Foto: AP)
René Obermann, seit 2006 Chef der Deutschen TelekomBild: AP

DW-WORLD.DE: Herr Obermann, sonst kennt man Sie im Anzug mit Krawatte, man erlebt Sie konzentriert und angespannt. Aber hier in Davos wirken Sie sehr entspannt. Was ist der Grund dafür?

René Obermann: Das wunderbare Winterwetter hier im Moment, der informelle Charakter in Davos fördern die entspannte Atmosphäre. Aber das soll nicht darüber hinweg täuschen: Mein Programm hier ist sehr dicht, mit festen Terminen und vielen Gesprächen. Davos bietet die Chance, das Beste aus diesen Tagen herauszuholen. Die entspannte Atmosphäre führt auch dazu, Gedanken in einem lockeren Umfeld auszutauschen, auch mit Personen, die man sonst eher formell spricht.

Das ist ja der Sinn dieses Treffens. Trotzdem - Sie sagen es selbst - bleibt das Business ja nicht auf der Strecke. Werden hier auch Deals angebahnt, gerade in Ihrer Position als Vorstandschef des größten europäischen Telekommunikationskonzerns?

Sicher auch. Konkrete Geschäftsanbahnung ist Bestandteil von den 30 bis 40 Meetings, die ich hier in drei Tagen absolviere. Aber hier geht es mir eben auch darum, qualifizierte Meinungen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft über Entwicklungen, über Trends, über Chancen und auch über Risiken auszutauschen. Und dieses Treffen hier ist so intensiv, wie man es nur haben kann.

Sie haben das Treffen in Davos als ´Facebook der realen Welt´ bezeichnet. Ist das wirklich so?

Ja, so empfinde ich das. Man sieht und trifft alle Leute, mit denen man sich austauschen und auch treffen möchte, auf engstem Raum. Das ist sozusagen wie auf Knopfdruck, man kann aus der Tür gehen und trifft den einen Gesprächpartner und zehn Minuten später den Nächsten. Das klappt wie bei Facebook.

Sie haben hier viele Gespräche, nehmen viele Informationen auf. Das Ziel von Davos ist es, eine bessere Welt zu schaffen. Man spricht viel von der Verschiebung der Gewichte in der Weltwirtschaft; von den Schwellenländern wie China und Indien. Wie merken Sie das in Ihrer Branche?

In unserer Branche ist China ganz wichtig geworden. Und zwar nicht nur als - wenn Sie so wollen - verlängerte Werkbank, als Hersteller von Elektronikprodukten, die von anderen entwickelt werden, sondern mittlerweile auch als Land mit Innovationen. Insofern müssen wir uns mit neuen Zulieferern beschäftigen, mit neuen Technologien, müssen schauen, dass wir Innovationstreiber bleiben und bei Standarisierungsprozessen zwischen Europa und Asien, aber auch zwischen den USA, Europa und Asien eine starke Position behalten. Das sind Herausforderungen, die aus dieser Kräfteverschiebung auf die Telekommunikation- und Informationstechnologie zukommen. Und der müssen wir uns stellen.

Sie sind schon einige Male hier in Davos gewesen. Bemerkt man Verschiebung der Kräfte hier, dieses neue Gesicht dieses Treffens? Sind tatsächlich mehr Chinesen und Inder hier?

Wenn Sie auf die nackten Zahlen schauen, dann ist das nicht so offensichtlich gestiegen wie man glauben mag. Es sind nach wie vor sehr viele Amerikaner und Europäer hier. Aber das wird sich in den nächsten Jahren ändern, da bin ich sicher.

Als Fazit: Davos ist für Sie allemal eine Reise wert?

Ja, Davos und der parallele Gedankenaustausch mit Gesprächspartnern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft ist für mich sehr wichtig. Ich bin gut vorbereitet, habe viele konkrete Termine hier. Für mich ist das eine extrem effektive Plattform, um das Unternehmen voranzubringen und um mir selber Meinungen zu wichtigen Themen zu bilden.

Das Interview führte Henrik Böhme, zur Zeit Davos.

Redaktion: Sabine Faber