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Magische Marke

21. Februar 2007

Der DAX hat erstmals seit November 2000 wieder die Marke von 7000 Punkten geknackt. Experten sind optimistisch und rechnen sogar mit einem Jahresendstand von bis zu 7500 Punkten.

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Die Stimmung ist gutBild: BilderBox

Nach fünf Jahren Aufwärtsbewegung hat der Deutsche Aktienindex am Mittwoch (21.2.07) wieder die Marke von 7000 Punkten geknackt.

Gegen Mittag verzeichnete der deutsche Leitindex noch ein Plus von 0,09 Prozent auf 6989 Zähler. Gleich in den ersten Handelsminuten gewann der Leitindex 0,27 Prozent und sprang auf 7001 Punkte. Die robuste Weltwirtschaft, Rekordgewinne der Unternehmen, Fusionen und Übernahmen sowie Spekulationen darüber stehen hinter den Kursgewinnen. Viele Firmen haben erfolgreich Kosten gesenkt - gute Geschäfte und attraktive Bewertungen treiben das Börsenbarometer.

Vor sieben Jahren, im Januar 2000, hatte der DAX erstmals die Marke von 7000 Punkten übersprungen. Anschließend folgten der weitere Aufstieg und dann der jähe Fall. Doch die Voraussetzungen sind heute völlig andere als im Boomjahr 2000.

Erinnerung an die Dotcom-Blase

"Im Jahr 2000 sind die Dinge ins Kraut geschossen", sagt Trudbert Merkel, Fondsmanager des DekaFonds rückblickend. "In der Technologieblase schaute man nicht mehr auf herkömmliche Bilanzzahlen, sondern nur noch auf potenzielle Kunden, den Verkauf und potenzielle Umsätze in der Zukunft." Optimismus und Euphorie trieben die Kurse innerhalb weniger Wochen auf den Hochstand von fast 8065 Punkten im März 2000. Die scheinbar grenzenlosen Perspektiven in der Informationstechnologie lockten immer mehr Anleger, die an den schnellen Reichtum glaubten. Am Neuen Markt verdoppelten sich die Kurse in wenige Wochen.

Doch dann platzte die Technologieblase und es folgten enttäuschende Firmendaten, Bilanzskandale, die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA und ein Einbruch der Weltwirtschaft. Der DAX verlor drei Viertel seines Wertes und sank bis März 2003 auf sein historisches Tief von 2202 Punkten. Seitdem geht es langsam, aber stetig bergauf.

"Gesündere Entwicklung"

"Heute ist die Entwicklung an der Börse viel gesünder", sagt die Chefvolkswirtin der Helaba, Getrud Traud. Von überschäumender Euphorie sei weit und breit nichts zu spüren, weil der Aufschwung der Aktienmärkte an den Kleinanlegern vorbeigegangen sei. Aktien gelten nicht mehr als beständige Geldanlage und werden mit Argwohn betrachtet. Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist laut Deutschem Aktieninstitut (DAI) 2006 mit 10,3 Millionen Menschen auf den tiefsten Stand seit 1999 gesunken.

"Bei den Anlegern ist einfach noch zu viel verbrannte Erde da", sagt Volkswirtin Traud. Da die Anleger mit Vorsicht agieren, fehlt ein wesentlicher Kurstreiber. Ende der 90er-Jahre hatten sich viele Kleinaktionäre erstmals in den Markt getraut und die schnelle Mark gemacht, aber anschließend viel Geld verloren.

Steigende Gewinne

Zudem steigen die Kurse zwar wieder, aber die Gewinne der Firmen legen bislang ebenso rasch zu. "Hohe Profitabilität geht mit guten Bewertungen einher, und die setzen sich an der Börse immer durch", sagt der Aktienstratege der Deutschen Bank, Bernd Meyer. Die Unternehmen hätten sich restrukturiert und ihre Bilanzen in Ordnung gebracht. Viele Konzerne haben sich von Randgeschäften getrennt und Produktion in Billiglohnländer verlagert. Dank niedriger Lohnabschlüsse sind die DAX-30-Unternehmen wettbewerbsfähig. "Das globale Wachstum und die geringe Inflation bilden ein positives Umfeld, in dem die Aktien weiter steigen werden", sagt Meyer.

Und noch etwas ist anders als vor sieben Jahren: Zwar dreht sich das Fusionskarussell immer schneller, Finanzinvestoren und Hedge-Fonds bestimmen die Märkte. Doch anders als damals bezahlen die Unternehmen die Anteilseigner ihrer Übernahmekandidaten mit harter Münze - und nicht wie zur Jahrtausendwende mit Aktien, deren Kurse häufig überteuert waren und deshalb keinen bleibenden Wert hatten. Damals seien Aktien oft "nur Papiergeld" gewesen, sagt Deka-Fondsmanager Merkel.

Den Sprung über die 7000er-Marke brauchen Anleger nach Ansicht von Fachleuten dieses Mal nicht als Anfang vom Ende zu fürchten: Einen Kurseinbruch erwartet die Mehrheit der Experten nicht. Höchstens Korrekturen seien in den nächsten Monaten möglich. Zum Jahresende sehen die meisten Analysten den DAX bei 7100 bis 7500 Punkten. "Alles spricht dafür, dass dieser Bulle noch sehr lange rennt, obwohl er schon einen weiten Weg hinter sich hat", sagt Merkel vom DekaFonds. Der Bulle ist Symbol für die Optimisten am Aktienmarkt. (stu)