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Dax: Allzeithoch - und nun?

Michael Braun Frankfurt/Main
4. Oktober 2017

Vom alten Höchststand rund tausend Punkte abwärts, dann hinauf zum neuen Allzeithoch: Dafür hat der Deutsche Aktienindex genau drei Monate gebraucht. Von der Börse in Frankfurt Michael Braun.

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Dax Index Jubiläum
Bild: Reuters

Es war 9.13 Uhr und ein paar Sekunden. Da standen 12.976,24 Punkte an der DAX-Tafel. "Jetzt wollen wir auch die 13.000 sehen", sagte ein Händler auf dem Parkett. Doch an dieser neuen Hürde ist das bekannteste deutsche Aktienbarometer bisher gescheitert. Im weiteren Verlauf rutschte der Index leicht in die Minuszone, fiel auf 12.894 Punkte zurück und schloss zum Börsenende mit 0,5 Prozent im Plus bei 12.970,52 Zählern.

Insgesamt kann von Pessimismus an der Börse keine Rede sein. Seit Ende vorigen Jahres hat der DAX nun zwölf Prozent zugelegt. So könnte 2017 das sechste Jahr in Folge mit Kursgewinnen am deutschen Aktienmarkt werden. 

Das alte Allzeithoch stammte von 20. Juni dieses Jahres und hatte bei 12.951,54 Punkten gelegen. Danach hatte der Aktienmarkt Verluste gesehen. Erst seit Anfang September sind die wieder mehr als ausgeglichen.

Börse in Frankfurt Dax-Konzerne im Aufwind
Handelsaal der Börse in Frankfurt am MainBild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

In Spanien Sorgen um die Banken

Robert Greil, Chefstratege des Bankhauses Merck Finck, lässt zwar Vorsicht erkennen, wenn er es "beachtlich" nennt, "wie stabil die Finanzmärkte trotz der Unsicherheit hinsichtlich der Zentralbank- und Weltpolitik geworden sind." Dennoch will er Aktien weiter übergewichten. Denn er sieht die guten Konjunkturdaten, rechnet mit "weiter anziehenden Gewinntrends" und will sich deshalb von Aktien trotz der Rekordstände nicht abschrecken lassen.

Die kleineren "Brüder" des DAX, der Index der 30 mittelgroßen Werte MDAX und der Tec-DAX für die technologieorientierten Aktien hatten schon am Montag ein neues Hoch erreicht beziehungsweise, im Fall des Kursindikators der Technologiebranche, den höchsten Stand seit immerhin 17 Jahren. Nur der Euro Stoxx 50, der die Aktienpreise der 50 größten europäischen börsennotierten Unternehmen zusammenfasst, gab nach: Das spiegelte vor allem die Verluste an der Madrider Börse wider. Wegen der drohenden Abspaltung Kataloniens machten sich Sorgen um die Stabilität spanischer Banken breit.

Optimismus aus Amerika

Gespeist hatte sich die morgendliche Kauflust an der deutschen Börse unter anderem aus Amerika. Dort hatte der Dow Joes am Vorabend knapp 0,4 Prozent höher auf einem ebenfalls neuen Höchststand von 22.641,67 Punkten geschlossen. Hintergrund dort sind die Steuerpläne des amerikanischen Präsidenten. Wenn sie durchkommen, könnten sie das hohe Auslandsvermögen vieler amerikanischer Unternehmen steuerfrei ins Land fließen lassen. Die Gelder würden dann an die Aktionäre ausgeschüttet, lautete eine weit verbreitete Vermutung. Das trieb die Kurse. Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets warnte aber: "Die Erfahrung zeigt, dass steile, überhitzte Anstiege abrupt, auch ohne akute Nachrichten kassiert werden können."

Volkswirtschaften im Gleichklang des Wachstums

Dass die Kursavancen auf ein überhitzes Niveau geführt haben, kann man für die deutschen Standardaktien nicht behaupten. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt derzeit bei etwa 14. Der aktuelle Kurs liegt also beim 14-fachen des aktuellen Gewinns. Das ist langjähriger Durchschnitt. Maximilian Kunkel, Anlagestratege bei UBS Deutschland, schreckt dieses Niveau nicht ab. Auch er will deutsche Aktien "übergewichten" im Depot. Denn: "Basierend auf den Gewinnschätzungen für das kommende Jahr handelt der deutsche Aktienmarkt weiterhin mit einem Abschlag von acht Prozent gegenüber dem breiteren europäischen Markt." 

Zudem seien deutsche Aktien, etwa aus der Auto-, Chemie- und Elektroindustrie, stark konjunkturabhängig. Und das sei derzeit ein Vorteil: Sie profitierten vom "aktuellen global synchronisierten Wirtschaftsaufschwung und starkem binnenwirtschaftlichem Wachstum." Auch David Kohl, Chefvolkswirt der Bank Julius Bär, ist guter Dinge, verweist etwa auf den Gleichklang des Wachstums in wichtigen Wirtschaftsregionen, namentlich in Amerika und Europa. Die steigende Kreditnachfrage deute darauf hin, dass das so bleibe: "Der Zahlenkranz ist gut."