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Dax auf Talfahrt - Warum die Anleger zittern

Michael Schilling, dpa21. August 2015

Seit Tagen geht es an den Börsen abwärts und das in rasantem Tempo - das schürt die Angst vor einem großen Crash. Über den Anlegern hat sich eine Mischung an schlechten Nachrichten zusammengebraut.

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Symbolbild Seifenblase Börse
Bild: Aamon - Fotolia

Der deutsche Aktienmarkt kennt seit Tagen nur eine Richtung: nach unten. Binnen neun Handelstagen rutschte der deutsche Leitindex Dax um 11 Prozent ab. Fünf Gründe für den plötzlichen Stimmungswandel nach einem Rekordlauf zu Jahresbeginn: Angst vor «harter Landung» der chinesischen Wirtschaft.

Konkreter Auslöser des Kursrutsches war eine überraschende Abwertung der chinesischen Währung Yuan. Das verstärkte Sorgen der Anleger vor einer deutlichen Konjunkturabkühlung in dem Land. Die aufgestaute Angst "vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft" scheine sich entladen zu haben, schrieb Analystin Dorothea Huttanus von der DZ Bank in einer aktuellen Studie.

Diese hätte "fraglos ganz erhebliche Konsequenzen für den Rest der Welt". So hatten schwache chinesische Konjunkturdaten Investoren zuletzt immer wieder beunruhigt. Vor allem die Aktien deutscher Autobauer, für die die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ein wichtiger Absatzmarkt ist, leiden schon seit einiger Zeit unter schlechter laufenden Geschäften in dem Riesenland.

Geschwindigkeit der Kursverluste macht Angst

Wenn Kurse stark fallen, finden sich üblicherweise Schnäppchenjäger unter den Anlegern, die ihre Chance wittern. Nicht so derzeit. Einige Anleger seien in den letzten Tagen mit Blick auf die Intensität der Abwärtsbewegung im Dax auf dem falschen Fuß erwischt worden, sagte Analyst Markus Huber vom Handelshaus Peregrine & Black. Folglich hätten viele gezögert, auf Schnäppchenjagd zu gehen.

Griechenland bleibt Sorgenkind

Für Unruhe unter den Anlegern sorgt auch das Dauerbrenner-Thema Griechenland. Ministerpräsident Alexis Tsipras ist zurückgetreten. Er will gestärkt aus Neuwahlen hervorgehen, um mit den internationalen Geldgebern besser über eine Umstrukturierung des Schuldenbergs verhandeln zu können. Der Expertin Jennifer McKeown vom Analysehaus Capital Economics zufolge verdeutlichen die Neuwahlen die Risiken für eine Umsetzung der Reform- und Sparmaßnahmen, zu denen sich Athen im Gegenzug zu weiteren Milliardenhilfen verpflichtet hat. Die Gefahr eines «Grexit» - also eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone - sei noch lange nicht gebannt.

Höhenangst nach der Rekordjagd der vergangenen Jahre

In den vergangenen Jahren erklomm der Dax immer neue Höhen. Dabei gab es zwar immer wieder Phasen mit Kursverlusten, wirklich drastische Rückgänge über einen längeren Zeitraum gab es aber nicht. Seine Bestmarke erreichte der Dax im April bei 12 390 Punkten. Das bedeutete ein Plus von mehr als einem Viertel alleine seit dem Jahreswechsel.

Auf einem solch hohen Niveau wird es nach Einschätzung von Experten der HSH Nordbank für Unternehmen immer schwieriger, den Gewinnerwartungen der Anleger gerecht zu werden. Vor dem jüngsten Kursrutsch war der Dax nach einem zwischenzeitlichen Auf und Ab wieder auf mehr als 11 600 Punkte geklettert.

Ende der Billiggeld-Politik in den USA zeichnet sich ab

Ein wichtiger Grund für die Rekordjagd an den Aktienmärkten war die Geldpolitik großer Notenbanken, die die Märkte mit Geld regelrecht überschwemmten. Angesichts rekordniedriger Zinsen setzten Investoren auf der Suche nach Rendite stark auf Aktien. Zwar hält die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem billionenschweren Anleihekaufprogramm die Geldschleusen weiter geöffnet, in den USA sieht es aber anders aus. Dort zeichnet sich noch 2015 die erste Leitzinserhöhung nach der Finanzkrise ab. Anlagen wie Staatsanleihen würden dann wieder attraktiver, schrieben die HSH Nordbank-Experten, Aktien verlören an Glanz.