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Demonstrant in Bahrain tot aufgefunden

21. April 2012

Bei den Protesten in Bahrain hat es ein erstes Todesopfer gegeben. Trotzdem gehen die Vorbereitungen für den Großen Preis der Formel 1 weiter. Aber der Sport tritt immer mehr in den Hintergrund.

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Proteste vor Formel-1-Rennen (Foto: EPA/MAZEN MAHDI)
Bild: picture-alliance/dpa

Trotz schwerer Ausschreitungen zwischen Polizei und Gegnern der Herrscherfamilie von Bahrain soll der Formel-1-Grand-Prix in dem Golfstaat wie geplant am Sonntag über die Bühne gehen. "Eine Absage des Rennens würde nur Extremisten stärken", sagte Kronprinz Salman.

Vor dem Qualifying an diesem Samstag hatten Demonstranten die Absage des Rennens und demokratische Reformen gefordert. Das freie Training am Freitag war von fliegenden Molotow-Cocktails, brennenden Autoreifen und Tränengas-Einsätzen überschattet gewesen. Nach den anschließenden nächtlichen Ausschreitungen war ein Demonstrant tot aufgefunden worden. Er soll erschossen worden sein.

Fast täglich Proteste

Im vergangenen Jahr war der Grand Prix abgesagt worden, nachdem bei der Niederschlagung von Protesten mit Unterstützung Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate zahlreiche Menschen getötet worden waren. Zwar wurde die Protestbewegung damals empfindlich getroffen, aber zum Erliegen kam sie nicht. Fast täglich kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Jugendlichen.

Spaßveranstaltungen trotz Diktatur?

Menschenrechtsgruppen und die schiitische Opposition fordern von der sunnitischen Herrscherdynastie des bahrainischen Königs Hamad bin Issa al-Chalifa ein Ende der Unterdrückung, die Freilassung politischer Gefangener und einen ernsthaften Dialog.

Fahrer und Funktionäre schweigen

Die Formel-1-Verantwortlichen und die Fahrer zeigten sich unbeeindruckt. Chefvermarkter Bernie Ecclestone sagte, man sei nicht gekommen, um sich "in die Politik einzumischen". Weltmeister Sebastian Vettel meinte: "Unser Job ist der Sport, sonst nichts."

Verärgert reagierte die Protestbewegung auf das Schweigen der Sportler: "Ich hoffe, dass diese Fahrer, die nicht über die Geschehnisse sprechen wollen, eines Tages ihre Meinung ändern. Wenn nicht, werden sie ihre Kinder vielleicht fragen, warum sie in einem Land ein Rennen gefahren sind, in dem die Herrschenden so viele Leute verhaften und foltern", sagte Zainab Al-Khawaja, die Tochter eines inhaftierten Oppositionsführers, in einem Interview der britischen Zeitung "The Independent".

Gute Imagekampagne?

Schon während der Vorbereitungen hatte es viel Kritik an der Ausrichtung des Rennens gegeben. Dem Königreich wird vorgeworfen, damit sein international angekratztes Ansehen verbessern zu wollen.

Nach Angaben von Aktivisten sind allein in den vergangenen Tagen 95 Menschen nach Protesten festgenommen worden. Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Land mit rund 1,3 Millionen Einwohnern sind enorm verschärft worden.

Hotelbetten bleiben leer

Und der wirtschaftliche Erfolg des Rennens ist anscheinend doch nicht so groß wie propagiert. Während die Regierung erklärt hatte, der Grand-Prix spüle rund 500 Millionen Dollar ins Land, haben die anhaltenden Demonstrationen und Zwischenfälle viele Besucher abgehalten.

Der Sprecher eines Hotels in Manama klagte nun in einer örtlichen Zeitung, sein Haus sei nur zu 20 Prozent belegt, von 32 Personen hätten 28 ihre Buchung kurzfristig storniert. Auch der Leiter eines Nobelhotels in der Hauptstadt sprach davon, dass er "fast überhaupt keine Buchungen" gehabt habe.

Insgesamt sollen rund 60 Prozent der verfügbaren Hotelzimmer sein. Allerdings wird dies Zahl geschönt durch die 100-prozentige Belegung der 5-Sterne-Residenzen, wo Fahrer, Offizielle und Sponsoren abgestiegen sind.

uh/nis (dpa,rtr)