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Den Himalaya gibts jetzt in 3D

Valentin Betz5. Dezember 2014

Im Himalaya zeigt die Natur dem Menschen regelmäßig Grenzen auf. Gletscherschmelzen und Bergrutsche bedrohen häufig Leben. Mithilfe eines Motorseglers soll ein 3D-Modell erstellt werden, das Gefahren vorhersehbar macht.

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Aufnahmen für 3D-Modell des Himalayas (Foto: DLR)
Bild: DLR

Der Himalaya in 3D

Langsam erhebt sich der Motorsegler über den kleinen Hütten der Stadt Pokhara. Das Flugzeug wirkt leicht und zerbrechlich. Weit im Hintergrund erhebt sich das höchste Gebirge unserer Erde: der Himalaya. Seine schneebedeckten, zerklüfteten Gipfel sind das Ziel des Seglers. Auf dem Weg dorthin passiert er grüne Landschaften und Hügel mit Reisterrassen. Den Anblick ermöglichen mehrere Kameras, die überall am Rumpf befestigt sind. Das Herzstück: das Modular Aerial Camera System - kurz MACS. Es hat einen Sichtbereich von 120 Grad uns soll dazu beitragen, ein 3D-Modell des Himalaya zu erstellen.

Premiere über Himalaya

Die höchsten Berge der Welt haben schon viel vorbeifliegen sehen: Zugvögel, Jets, Passagierflugzeuge. Ein Motorsegler aber ist neu. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verwirklichte dieses Projekt in Kooperation mit der FH Aachen und dem Mountain Wave Project. Letzteres erforscht Wellensysteme in Hochgebirgsregionen, zu denen auch Bergwellen gehören. "Bergwellen sind Höhenwinde, die auftreten, wenn zum Beispiel sogenannte Jetstreams auf Bergflanken treffen", erklärt Daniel Hein vom Institut für Optische Sensorsysteme des DLR. Segelflieger tragen diese Starkwindbänder in ungeahnte Höhen - was die Erstellung eines 3D-Modells überhaupt erst möglich macht. Für Passagierflugzeuge dagegen stellen die Wellensysteme in Hochgebirgsregionen jedoch ein Problem dar. "Bergwellen verursachen Turbulenzen, die bis in zehn, zwölf Kilometer reichen und bereits für ernsthafte Komplikationen im Verkehrsflug gesorgt haben", so Hein.

Aufnahmen für 3D-Modell des Himalayas (Foto: DLR)
Dem höchsten Berg ganz nah: Der Mount Everest aus der Sicht des Motorseglers.Bild: DLR

Motorsegler sind die perfekte Wahl für das Vorhaben des DLR. "In dieser Höhe fallen eine ganze Menge Flugzeuge flach. Die ganz kleinen, zweimotorigen Maschinen - ohne Segeleigenschaften - schaffen es nicht auf diese Höhe. Die Motoren haben einfach nicht mehr die Leistung", begründet Hein die Wahl des Flugzeugs. Doch auch leistungsstärkere Flugzeuge kämen für den Einsatz im Himalaya nicht in Frage: "Man bräuchte im Prinzip für diese Höhe schon Jets, also strahlgetriebene Flugzeuge. Diese sind allerdings zu groß, zu behäbig und vor allen Dingen verdammt teuer. Letztendlich würden sie die engen Flugmuster nicht abfliegen können."

Höhere Auflösung

Doch warum überhaupt mit dem Flugzeug über das Gebirge fliegen? Im Weltraum schwirren genügend Satelliten, die Aufnahmen für ein 3D-Modell machen könnten. Dagegen sprächen jedoch zwei Argumente. Einerseits die geringe Auflösung von Satelliten. Andererseits die Tatsache, dass sie nur senkrechte Aufnahmen machen können. "Ein Satellit kann auf einen Quadratmeter ungefähr vier senkrechte Bildpunkte auflösen. Ein Steilhang lässt sich so gar nicht mehr erkennen. Mit unserer Konfiguration haben wir auf den Quadratmeter 100 Punkte", schwärmt Hein von der Spezialkamera des Motorseglers.

Zahlreiche Anwendungsgebiete

Das fertige 3D-Modell soll in verschiedensten Gebieten Anwendung finden. Neben der Erforschung von Gletschern geht es vor allem um die Sicherheit der Bewohner der Region. Zum einen sollen mithilfe des Modells Bergrettungsrouten eingerichtet werden. Für die Piloten, die Rettungseinsätze fliegen, wäre ein 3D-Modell eine große Stütze. "Etwa drei Viertel aller Einsätze müssen abgebrochen werden, weil Nebel aufzieht. Rettungseinsätze passieren bisher nur auf Sichtflug", erklärt Hein. "Man könnte sich ein Virtual Reality-System vorstellen, womit der Pilot sozusagen durch den Nebel sieht." Auf der anderen Seite ermöglichen es die Bilder, Bergrutschungen und drohende Überflutungen vorherzusagen. Der Motorsegler flog außerdem auch über Kathmandu, die Hauptstadt des Staates Nepal, um Aufnahmen des Weltkulturerbes zu machen.

3D-Modell des Mount Everest (Foto: DLR)
Viel Arbeit: Das 3D-Modell des Mount EverestBild: DLR

Auch Daniel Hein saß mit im Motorsegler. Den Flug über das Himalaya-Gebirge beschreibt er als beeindruckend, mit einem wahnsinnigen Panorama. Trotzdem hatte er nicht viel von der Erfahrung - er hatte zu sehr mit der Übelkeit zu kämpfen: "Ich war die Sauerstoffbeatmung in sechs Kilometer Höhe nicht gewöhnt. Insofern wünschte ich, ich hätte es etwas mehr genießen können."