1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Raus aus dem Hinterhof

Marina Martinović28. August 2008

Mit den ersten muslimischen Gastarbeitern in Deutschland wurden vor 40 Jahren auch erste Hinterhofmoscheen gebaut. Nun soll die größte Moschee Deutschlands in Köln entstehen, die den Islam aus dem Hinterhof holen soll.

https://p.dw.com/p/F6TT
Die Hinterhofmoscheen werden zu repräsentativen Gebetsstätten umgebaut
Hinterhofmoscheen werden zu repräsentativen Gebetsstätten umgebautBild: dpa

Um ihrer Religion nachzugehen, haben muslimische Gastarbeiter in Deutschland vor 40 Jahren in privaten Wohnungen gebetet. Heute lebt schon die zweite oder dritte Generation der Muslime in Deutschland. Deshalb ist der Bedarf an Gotteshäusern gestiegen.

In den letzten Jahren wurden meistens Hinterhofmoscheen gegründet, die eher das Gegenteil von Integration sind. Nun soll sich das Blatt wenden. Denn in der Bundesrepublik leben mehr als drei Millionen Muslime und sie fordern repräsentative Gotteshäuser, die nicht eine Parallelwelt fördern, sondern als Integrationsbeispiele dienen sollen.

Viel Aufsehen um die Kölner Zentralmoschee

Die Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld soll Ende 2010 fertig sein
Die Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld soll Ende 2010 fertig seinBild: Türkisch Islamische Union in Köln

Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld steht heute ein von außen unscheinbares zweistöckiges Gebäude. Vor dem Eingang zwei Schwarze Bretter. Auf dem linken Termine, auf dem rechten Brett drei Bilder der zukünftigen Zentralmoschee in Köln. Sie soll die prächtigste Moschee in Deutschland werden, und keine Moschee hat hierzulande für so viel Aufsehen gesorgt wie diese.

Die Zentralmoschee soll den Bürgern ihre Angst vor dem Islam nehmen. Eine große Kuppel und zwei 55 Meter hohe Minarette soll die Moschee haben, und als das Integrationsbeispiel Deutschlands dienen. Deshalb hat die Stadt Köln mit dem Bauherrn DiTiB (Dachverband Türkisch-Islamische Union) eine Art Vertrag ausgearbeitet. Die DiTiB und die Stadt Köln haben sich dabei auf acht Integrationspunkte geeinigt. Darin geht es zum Beispiel um die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Benutzung der deutschen Sprache mit entsprechenden Sprachkursen und Sprachförderangeboten. Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma sagt, dass dieser Integrationsplan auch Übersetzungen von Predigten der Imame beinhalten solle, "denn wir wollen schon wissen, was da gemacht wird, was gesprochen, gepredigt und gelehrt wird.

Jeder soll in die Moschee reinschauen können

Oberbürgermeister Schramma
Oberbürgermeister Schramma: "Wir wollen wissen, was in der Moschee gepredigt wird."Bild: picture-alliance/dpa

Transparent soll die Großmoschee auf jeden Fall werden - Glas ist einer der Baubestandteile. Damit soll allen Einblick in das Innere geboten werden. Das Gebäude soll zwar von außen als Moschee zu erkennen, der Ruf zum Gebet aber nur im Inneren zu hören sein, sagt die DiTiB.

Die Moschee soll sich der Umgebung anpassen, meint Mehmet Günet, Jurist der DiTiB. "Wir praktizieren seit 25 Jahren, dass wir den Gebetshof nicht nach außen verschallen lassen und der Gebetshof nur nach innen zu hören ist. Wir wollen eine transparente Moschee haben - nicht nur die architektonische Transparenz, sondern transparent auch was in der Moschee geschieht."

2000 Hinterhofmoscheen in Deutschland

Die Moscheen sollen ein Begegnunsstätte sein in der Integration gefördert wird
Die Moscheen sollen ein Begegnunsstätte sein, in der Integration gefördert wirdBild: AP

Die Zentralmoschee soll Platz für 1200 Gläubige bieten und als Beispiel für den Umbau anderer Moscheen im Lande dienen. Denn auch die Muslime in Deutschland wollen aus den Hinterhofmoscheen raus. Nurhan Soykan, Pressereferentin des Zentralrates der Muslime in Deutschland, findet, dass leerstehende Fabrikanlagen und Bürogebäude, die zu Moscheen umgewandelt wurden, keine Lösung sind. "Das ist kein Zustand, der für die Zukunft bestehen bleiben kann. Wir wollen als gleichberechtigte Mitbürger, auch als Muslime in Deutschland weiterleben. Und da braucht man natürlich auch repräsentative Gebetsstätten."

Von solchen repräsentativen Moscheen gibt es bereits 165 in ganz Deutschland. Dem stehen aber mehr als 2000 Hinterhofmoscheen gegenüber. Deshalb soll die neue Zentralmoschee in Köln als Aufruf gelten, den Islam aus dem Hinterhof zu holen, damit auch Nichtmuslime die Chance bekommen, diese Religion besser kennen zu lernen.