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Denkmal für Retter polnischer Juden

9. September 2014

In keinem anderen Land wurden während der NS-Zeit so viele Juden umgebracht wie in Polen. Und es wurden nirgends so viele gerettet. Jetzt soll jenen mutigen Polen in Warschau ein Denkmal gesetzt werden.

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Aufstand im Warschauer Ghetto 1943
Bild: picture-alliance/dpa

Der internationale Wettbewerb zur Gestaltung des Projekts wurde am Montag (08.09.2014) ausgelobt. Architekten können bis zum 5. Dezember 2014 ihre Vorschläge einreichen, ihre Teilnahme müssen sie bereits bis zum 8. Oktober beantragen. Dies teilten die Organisatoren in Warschau mit. Mitte Januar sollen die fünf besten Vorschläge ausgewählt werden, der Gewinner schließlich Mitte April feststehen.

Initiator des Denkmalprojekts ist der Holocaust-Überlebende Zygmunt Rolat. Er wurde im westpolnischen Czestochowa geboren und musste während der deutschen Besatzung in einem Arbeitslager der deutschen Firma HASAG (Hugo und Alfred Schneider AG) Zwangsarbeit leisten. Sein Bruder und seine Mutter wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Nach dem Krieg wanderte Rolat in die USA aus, wurde Geschäftsmann und engagiert sich seit Jahren für Kultureinrichtungen in Polen, darunter auch das Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau. Das Denkmal soll in unmittelbarer Nähe des Museums auf dem Gelände des ehemaligen Warschauer Ghettos gebaut werden.

Große Hilfsbereitschaft trotz Todesstrafe

Erstmals sollen damit jene mutigen Menschen ein Denkmal in ihrer Heimat Polen erhalten, die während der Besatzung durch die Nationalsozialisten unter Gefahr ihres eigenen Lebens Juden gerettet haben. Obwohl Polen das einzige Land im von Nazi-Deutschland besetzten Europa war, in dem das Verstecken von Juden offiziell mit der Todesstrafe geahndet wurde, findet sich hier die größte Zahl derer, die Juden halfen. Insgesamt 6394 Polen tragen den Titel "Gerechter unter den Völkern", den die israelische Gedenkstätte Yad Vashem seit 1953 verleiht. Dies sind deutlich mehr Helfer als andere Nationalitäten aufweisen. Darunter befinden sich auch prominente Persönlichkeiten wie der polnische Widerstandskämpfer Jan Karski. Er hatte sich 1943 ins Warschauer Ghetto und ins Vernichtungslager Belzec schleusen lassen - und Beweismaterial für die Ermordung von Juden unter Gefahr seines Lebens aus dem besetzten Polen geschmuggelt. Im Juni 1943 berichtete er auch dem damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt als Augenzeuge von den Verbrechen der Nationalsozialisten. Karski stammte aus Lódz, einer Stadt, die vor dem Zweiten Weltkrieg eine große jüdische Gemeinde hatte. Vor 1939 machten Juden in Polen etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus, es war die größte jüdische Diaspora Europas. Mindestens drei Millionen polnischer Juden wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

Museum der Geschichte der polnischen Juden, Warschau
Museum der Geschichte der polnischen Juden in WarschauBild: DW/P. Kummetz

sh/rey (DW/dpa)