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Der 3. Oktober bei der EU in Brüssel

Christian F. Trippe 4. Oktober 2007

Was schert es schon Belgier und Eurokraten, wenn Deutschland den 3. Oktober begeht? Gar nichts – wären da am deutschen Nationalfeiertag nicht die Empfänge der drei deutschen diplomatischen Vertretungen gewesen.

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Bild: DW

Empfang, die erste. Vor der ständigen EU-Vertretung Deutschlands hat sich um die Mittagszeit eine lange Schlange gebildet. Rund 900 Menschen wollen rein. Sie drängen sich unter Regenschirme, frieren in der feucht-kalten Witterung. Drinnen nimmt Botschafter Edmund Duckwitz die Honneurs entgegen. Kanapees und Getränke werden gereicht. Zwei Stunden Stehempfang, keine Reden, keine Musik. Und wo, bitteschön, bleibt – (ganz) frei nach Tucholsky – das Nationale? "Brauchen wir hier nicht", sagt einer, der schon lange in Brüssel ist und die postnationalen europäischen Hoffnungen seiner Generation hegt.

Empfang die zweite. Palais Egmont, Brüsseler Altstadt. NATO-Botschafter Ulrich Brandenburg hat Offiziere und zivile Mitarbeiter des Bündnisses eingeladen, Deutsche und Verbündete. Wäre dies nicht der fern.schreiber, sondern eine Lifestyle-Kolumne, bekäme das Palais Egmont fünf Smileys für die coolste Location. Vor dem Palais sind die belgische und die australische Flagge aufgezogen. Zwei Gebirgsjäger, einer mit Saxophon, der andere an der Hammond-Orgel, spielen dies und das; die deutsche Nationalhymne ist nicht im Repertoire. An den Stehtischen wird gefachsimpelt, viel Englisch ist zu hören.

Zurück in der ständigen Vertretung, die zugleich Amtsitz der regulären deutschen Botschaft in Belgien ist. Empfang die dritte. Die StäV – wie das Gebäude nur genannt wird – hat sich herausgeputzt. Girlanden in schwarz-rot-gold an den Decken, in den Ecken dekorierte Schanktheken. Und endlich Reden! Botschafter Reinhard Bettzuege begrüßt die rund 1400 Gäste. Hessen Europaminister Volker Hoff erinnert daran, dass das Ende der deutschen Teilung und die Wiedervereinigung Europas Hand in Hand gingen.

Dann die Hymnen – erst die deutsche, dann die belgische, dann die "Ode an die Freude" als Europa-Hymne. Es folgen Tombola und Schwoof, später wird getanzt. Partyfaktor: hoch. So wäre auch einer Weihnachtsfeier in Pakistan noch etwas abzugewinnen.