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Der alte Mann und Marcela

27. Februar 2013

Wieder muss sich Ex-IWF-Chef Strauss-Kahn einer Frau erwehren, mit der er in einer "besonderen Beziehung" gestanden hat. Denn ein Buch der Essayistin Iacub attestiert dem 63-Jährigen nicht gerade Schmeichelhaftes.

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Der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Das Skandalbuch einer früheren Geliebten von Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn darf in Frankreich mit Einschränkungen erscheinen. Das ordnete am Dienstagabend ein Pariser Gericht an. Allerdings muss der Erzählung "Belle et Bête" (je nach Lesart "Schöne und Biest" oder "Schön und Dumm") der Essayistin Marcela Iacub ein Zettel mit einem Hinweis auf Verstöße gegen das Persönlichkeitsrecht beigefügt werden. Und der betroffene Verlag Stock muss gemeinsam mit Iacub Strauss-Kahn 50.000 Euro Entschädigung wegen Verletzung der Privatsphäre zahlen.

Auch das Magazin "Le Nouvel Observateur", das in der vergangenen Woche Auszüge aus "Belle et Bête" sowie ein Interview mit der Autorin veröffentlicht hatte, wurde zur Zahlung von 25.000 Euro verurteilt. Es muss zudem auf seiner Titelseite die Gerichtsanordnung veröffentlichen. Einen Antrag Strauss-Kahns auf Beschlagnahme des Werks lehnte das Gericht hingegen ab. Das Buch sollte ursprünglich am Mittwoch erscheinen, dies dürfte nun nicht mehr möglich sein. Was genau auf dem Zettel stehen wird, war zunächst unklar.

"Halb Mann, halb Schwein"

"Belle et Bête" schlägt seit vergangenen Donnerstag in Frankreich hohe Wellen. Die von Strauss-Kahn nicht dementierte Affäre soll nach Angaben der 1964 in Argentinien geborenen Iacub von Januar bis August vergangenen Jahres gedauert haben.

In dem 128-seitigen Buch kommt Strauss-Kahns Name zwar nicht vor; Iacub hat aber bestätigt, dass der einstige Hoffnungsträger der französischen Sozialisten die Hauptfigur ihrer Erzählung ist. Das Werk, in dem der 63-Jährige als chauvinistisches, vulgäres und unsensibles Mischwesen "halb Mann, halb Schwein" bezeichnet wird, vermischt demnach wahre Begebenheiten mit Fiktion.

"Verachtenswert und verlogen"

Vor Gericht hatte sich Strauss-Kahn zuvor schockiert gezeigt. Er nannte das Buch "verachtenswert und verlogen" und warf der Autorin vor, mit ihrem Angriff auf "einen Mann, der bereits am Boden liegt" nur Geld machen zu wollen. Offensichtlich habe Iacub sich keinerlei Gedanken gemacht, was dieses Werk für sein Leben, das seiner Familie und seiner Kinder bedeuten könne.

In einer ersten Reaktion sprach sein Anwalt Richard Malka von einer ausgezeichneten Entscheidung des Gerichts. Sie stärke den Schutz der Privatsphäre sowie "einige Prinzipien, auf denen unsere Demokratie basiert", so Malka. Es dürfe nicht angehen, dass immer mehr "Schund" veröffentlicht werde unter dem Vorwand, dass es sich um Literatur und Journalismus handele.

Das New Yorker Zimmermädchen Nafissatou Diallo (Foto: dapd)
Sie will von Strauss-Kahn zum Oralsex gezwungen worden sein: das Zimmermädchen Nafissatou DialloBild: dapd

Noch Ermittlungen wegen Sex-Partys

Strauss-Kahn war im Mai 2011 als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgetreten, nachdem er in New York wegen Vergewaltigungsvorwürfen festgenommen worden war. Ihm wurde zur Last gelegt, in einem New Yorker Luxushotel ein Zimmermädchen zum Oralsex gezwungen zu haben. Ein Strafprozess wurde wegen mangelnder Glaubwürdigkeit der Hotelmitarbeiterin später eingestellt, im Dezember setzte Strauss-Kahn in einer außergerichtlichen Einigung mit ihr auch einen Schlussstrich unter das Zivilverfahren.

In Frankreich wird gegen Strauss-Kahn derzeit noch in einer Callgirl-Affäre wegen bandenmäßiger Zuhälterei ermittelt. Dabei geht es um Sex-Partys mit Prostituierten in Paris, Brüssel und Washington, an denen neben Strauss-Kahn auch ranghohe Polizisten und Geschäftsmänner teilnahmen.

sti/se (afp, dpa)