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PanoramaFrankreich

Die Moderevolution: Der Bikini wird 75

Silke Wünsch
5. Juli 2021

Im Jahr 1946 erfand der Ingenieur Louis Réard den Bikini. Der Zweiteiler versetzte die Modewelt in Aufregung. Nicht einmal die Vogue wollte ihn auf dem Cover abbilden.

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Ein Mann mit Kappe filmt eine junge Frau, die einen Bikini trägt
Die Striptease-Tänzerin Micheline Bernardini präsentiert am 5. Juli 1946 vor laufender Kamera den ersten Bikini Bild: picture-alliance/dpa

Ein professionelles Model konnte der Maschinenbauingenieur Louis Réard nicht finden. So engagierte er die Striptease-Tänzerin Micheline Bernardini für die Präsentation seines ersten Bikinis am 5. Juli 1946. Der Zeitpunkt war kein Zufall. Gerade hatte das US-Militär auf dem Bikini-Atoll im Südpazifik einen Atombombentest durchgeführt und sorgte damit weltweit für Aufsehen. Ähnlich explosiv sollte die Enthüllung der neuesten Bademode aus Paris sein. Réard hatte sich nicht verrechnet. So viel Haut war für damalige Verhältnisse zu viel. Moralwächter waren entrüstet, eine Frau sollte in diesen Nachkriegsjahren mit Rock und langer Schürze herumlaufen, anstatt sich so schamlos auszuziehen.

Knapp bedeckt in eine neue Zukunft

Viele Jahre lang wurde der Bikini aus der Öffentlichkeit verbannt, selbst die berühmte Modezeitschrift "Vogue" lehnte ihn ab. Filmstars wie Marilyn Monroe und Brigitte Bardot jedoch hielten am Bikini fest und ließen sich regelmäßig darin ablichten.

Ein Mann mit Kappe filmt eine junge Frau, die einen Bikini trägt
Die Striptease-Tänzerin Micheline Bernardini präsentiert am 5. Juli 1946 vor laufender Kamera den ersten Bikini Bild: picture-alliance/dpa

Spätestens mit dem James-Bond-Film "James Bond jagt Dr. No", der 1962 in die Kinos kam, brach der Bann. Das Modell, das Ursula Andress in dem Film trägt, ging als "Dr. No-Bikini" in die Geschichte ein. In den 1960er-Jahren war der Siegeszug des Bikinis nicht mehr aufzuhalten. Er nahm viele verschiedene Formen an, kam als selbstklebender "Trikini" auf den Markt, selbst als brustfreier "Monokini" - doch der setzte sich nicht durch. Die Revolution der Bademode ging einher mit der zunehmenden Selbstbestimmung der Frau. Die Antibabypille kam, ebenso der Minirock und die Auflehnung gegen das Establishment in den Studentenunruhen der 1960er. Der Bikini war ein Befreiungsschlag für viele Frauen.

Bikini schlägt Brautkleid

Bis heute hat der Bikini nichts von seiner Faszination verloren. Mittlerweile muss man keine Mannequins mehr bitten, die neuesten Bikinis auf dem Catwalk zu zeigen. In den 1980ern und 1990ern gehörten zum Höhepunkt so mancher großen Schau die neuesten Bikini-Kollektionen statt der sonst üblichen Hochzeitsroben. Laufsteg-Stars wie Claudia Schiffer, Linda Evangelista oder Naomi Campbell rissen sich um solche Jobs.

Der Bikini ist ein Dauerbrenner, so ziemlich jede Frau trägt ihn, egal ob Teenies mit schlanker Modelfigur oder Damen höheren Alters mit sichtbarem Übergewicht. Gerade diese Frauen trotzen selbstbewusst den Zeitschriften, die jedes Frühjahr neue Diäten für die "Bikinifigur" verkaufen wollen. Der Bikini ist seit 75 Jahren ein Statement - und wird es auch zukünftig bleiben.

Dies ist die aktualisierte Fassung eines früheren Artikels.