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Der blutige Alltag ist zurück

26. Oktober 2012

Die Hoffnungen auf ein ruhiges Opferfest haben sich in Syrien nicht erfüllt: Die Waffen der Bürgerkriegs-Gegner schwiegen keine drei Stunden lang. Und die Hauptstadt wurde von einem Bombenanschlag erschüttert.

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Bombenanschlag in Damaskus (Foto: reuters)
Bild: Reuters

Die in Syrien vereinbarte Waffenruhe hat nicht einmal den ersten Tag überstanden. In Damaskus explodierte eine Autobombe und riss zehn Menschen in den Tod. Unter den 32 Verletzten sind auch mehrere Kinder. Wie es aus syrischen Sicherheitskreisen heißt, galt die Bombe einem Wohngebäude im südlichen Hauptstadtviertel Daf Schawk, in dem Polizisten und ihre Familien leben. Kinder hätten auf der Straße gespielt, als der Sprengsatz explodierte. Bei dem Anschlag sollen auch "zahlreiche Häuser" in naher Umgebung zerstört worden sein.

Landesweit soll es mehr als 100 Verstöße gegen die vom internationalen Syrien-Vermittler Lakhdar Brahimi eingefädelte Waffenruhe gegeben haben. Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte zählte 146 Tote. Am Freitag seien 53 Zivilisten, 50 Rebellen und 43 Soldaten bei Anschlägen und Gefechten getötet worden, hieß es weiter.

Syrische Rebellen in Aleppo: Beide Seiten wollten auf Verstöße des Anderen reagieren (Foto: AFP/Getty Images)
Syrische Rebellen in Aleppo: Beide Seiten wollten auf Verstöße des Anderen reagierenBild: PHILIPPE DESMAZES/AFP/Getty Images

Die Skeptiker wurden bestätigt

Die ersten Kämpfe entbrannten nach Angaben der Opposition am Morgen in der Provinz Idlib. Dort sollen unter anderem Anhänger der Al-Nusra-Front versucht haben, einen Militärstützpunkt zu stürmen. Die dem Terrornetz Al-Kaida nahestehenden Islamisten hatten schon vor einigen Tagen verkündet, dass für sie eine mit der Regierung vereinbarte Waffenruhe nicht gelte.

Wenig später seien mehrere Gebiete im Großraum Damaskus, in Homs und Hama unter den Beschuss der Regierungstruppen geraten, berichten Aktivisten. Auch an den Grenzen zur Türkei und zum Libanon wurde geschossen. Im Staatsfernsehen warf die syrische Armee den Rebellen vor, gegen die vereinbarte Feuerpause zu verstoßen, indem sie landesweit Stützpunkte des Militärs attackierten. Die Streitkräfte hatten am Donnerstag der Feuerpause zugestimmt, sich aber vorbehalten, auf Verstöße von anderer Seite zu reagieren.

Syrien: Nicht alle Waffen schweigen

Der Präsident ist entspannt und lächelt

Während die Gewalt wieder eskalierte, zeigte sich Präsident Baschar al-Assad zum Opferfest in Damaskus beim Gebet in einer Moschee. Das Staatsfernsehen übertrug den Auftritt des Machthabers, der lächelnd und entspannt mit Gläubigen redete.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle ermahnte die Bürgerkriegsgegner zur Einhaltung der Feuerpause. "Ich hoffe, dass einzelne Verstöße nicht zu einem Zusammenbruch der landesweiten Waffenruhe führen", sagte der FDP-Politiker in Berlin. "Wir appellieren an alle, sich an die Feuerpause zu halten."

Im April hatte Brahimis Vorgänger Kofi Annan eine Waffenruhe ausgehandelt, die jedoch sofort wieder gebrochen wurde. Zuvor hatte zum Jahreswechsel eine Beobachtermission der Arabischen Liga das Blutvergießen stoppen sollen. Doch nach einem Monat gab die Organisation angesichts der unaufhörlichen Gewalt den Plan wieder auf. Der seit mehr als 19 Monaten andauernde Konflikt hat inzwischen über 30.000 Menschen das Leben gekostet.

rb/uh (afp, dapd, dpa, rtr)