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Der Bundesbank-Gewinn halbiert sich

8. März 2011

Trotz Wirtschaftsaufschwung macht die Bundesbank deutlich weniger Gewinn als im Vorjahr. Damit fließt auch weniger Geld in die Kassen des Bundesfinanzministers. Daran schuld ist eine hohe Risikovorsorge.

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Tritt im April zurück: Axel Weber (Foto: dpa)
Legte seine letzte Bilanz vor: Axel WeberBild: picture alliance/dpa

Die Bundesbank hat 2010 einen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Damit hat sich der Überschuss im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert: 2009 hatte die deutsche Notenbank noch einen Gewinn von 4,1 Milliarden Euro an den Bund abgeführt. Grund für den Rückgang sei vor allem eine höhere Risikovorsorge, erklärte Bundesbankpräsident Axel Weber am Dienstag (08.03.2011). Die Rückstellungen betrugen im vergangenen Jahr 1,6 Milliarden Euro.

Pro Jahr werden drei Milliarden Euro der Bundesbank regulär für den Bundeshaushalt vereinnahmt. Da der Gewinn dieses Jahr deutlich drunter liegt, fließt dieses Jahr nichts in den Investitions- und Tilgungsfond (ITF). Der ITF ist ein Sondervermögen, in das ein Teil der Ausgaben des Bundes für das zweite Konjunkturpaket ausgegliedert wird. Im Jahr 2009 hatte der Bund über den Fond, außerhalb des Bundeshaushaltes, von 2009 bis 2011 20,4 Milliarden Euro für Maßnahmen zur Konjunkturbelebung bereitgestellt.

Die gestiegene Risikoversorgung sei, besonders mit Hinblick auf die im Zuge der Finanzkrise gestiegenen Bestände an risikotragenden Aktiva, notwendig, sagte Weber. Die Erhöhung der Risikoversorgung steht dabei im Einklang mit der Politik der Europäischen Zentralbank: Auch die hatte in ihrem Jahresabschluss 2010 die Risikoversorgung deutlich um 1,2 Milliarden Euro erhöht. Weber hatte diese Politik allerdings in der Vergangenheit kritisiert.

Niedrigere Zinserträge

Ein weiterer Grund für den niedrigen Gewinn liege in dem Rückgang der Zinserträge: Diese seien von 7,6 Milliarden Euro im Vorjahr auf 6,2 Milliarden Euro zurückgegangen. Davon seien 5,7 Milliarden Euro auf Zinserträge in Euro entfallen. Als Ursache für den Rückgang der Zinserträge sieht Bundesbank-Vorstandsmitglied Rudolf Böhmler den niedrigen Leitzins. Dieser steht seit Mai 2009 auf einem Rekordtief von 1,0 Prozent. Der Chef der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, hat am vergangenen Donnerstag angedeutet, dass bereits im April mit einer Zinserhöhung zu rechnen sei. Den Zinserträgen hätten nach Angaben von Böhmler Zinsaufwendungen von 2,6 Milliarden Euro gegenübergestanden. So habe sich ein Nettozinsertrag von 3,6 Milliarden Euro ergeben. Im Vorjahr waren es noch 4,2 Milliarden Euro.

Mit Hinblick auf die Zukunft äußerte sich Weber jedoch optimistisch: Er glaube, dass sich die deutsche Wirtschaft, auch wenn mit vermindertem Tempo, in diesem Jahr weiter erholen werde. Angesichts der anhaltenden positiven Arbeitsmarktentwicklung seien auch beim privaten Konsum Zuwächse zu erwarten. Weber wird im April freiwillig aus dem Amt ausscheiden.

Autorin: Jill Wagner (dapd, dpa, rtr, afp)
Redaktion: Martin Muno