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Geliebter Staatsfeind

Gui Hao26. März 2008

Von Peking wird er verteufelt, vom Ausland bewundert, bisweilen verklärt. Der Dalai Lama, geistiges Oberhaupt der Tibeter, ist ein Star unter den Religionsführern. Für seine Ziele versucht er das zu nutzen.

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Der Dalai Lama im indischen Exil (Foto: AP)
Der Dalai Lama im indischen ExilBild: AP

Mit zwei Jahren war sein ganzes Leben nach Buddhas Willen vorprogrammiert. Tenzin Gyatso wurde die verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, alle Tibeter weltweit zu führen und zu vertreten. Das war 1937. Zwei Jahre später bestieg er bei einer feierlichen Zeremonie in der tibetischen Hauptstadt Lhasa den Thron. Seitdem trägt er den Ehrentitel Dalai Lama, der "ozeangleicher Lehrer" bedeutet.

Vergessene Ecke der Weltkarte

Die Region Tibet war bis zur militärischen Besatzung durch die chinesische Volksbefreiungsarmee 1950 zeitweise eine vergessene Ecke auf der Landkarte. Der Dalai Lama nahm seine Aufgaben ernst, traf sich mehrmals mit dem kommunistischen Führer Mao Zedong in Peking, um eine Lösung für den Tibet-Konflikt zu finden. Die Verhandlungen blieben jedoch ergebnislos.

1959 war das Schicksalsjahr für den jungen Dalai Lama. Sein Volk demonstrierte in Lhasa für die Befreiung von der chinesischen Herrschaft. Der Protest wurde vom chinesischen Militär blutig niedergeschlagen. Schweren Herzens verließ der Dalai Lama sein Heimatland und ging nach Indien ins Exil. Dennoch gab er die Vision nicht auf, dass sein Volk eines Tages in Freiheit das Leben selbst bestimmen kann.

Separatist und Friedensbotschafter

In Peking wird der Dalai Lama als Separatist verteufelt und gilt als Staatsfeind. Selbst sein Foto ist in Tibet verboten. Im Ausland dagegen wird er gefeiert und bejubelt - als Botschafter des Friedens. Immer wieder macht er auf das Schicksal von Tibet aufmerksam. 1989 wurde ihm für sein Engagement schließlich der Friedensnobelpreis verliehen.

Die Olympischen Spiele in Peking sieht der Dalai Lama als Chance. Trotz der jüngsten Gewalt in Tibet sprach er sich nach Ausbruch der Gewalt am 10. März 2008 gegen einen möglichen Boykott aus: "Aber gleichzeitig möchte ich gerne die Menschen erinnern, dass einige Dinge noch verbessert werden müssen, um ein richtig guter Gastgeber zu sein. Die letzten Ausschreitungen in Tibet und den angrenzenden Provinzen sind schlecht für das Image von China."