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Der "Deichgraf" schont seine Gesundheit

10. April 2006

Einige sahen Matthias Platzeck nach seiner Wahl zum SPD-Vorsitzenden schon als kommenden Bundeskanzler. Diese Hoffnung muss die Partei nun begraben. Der "Deichgraf" tritt einen Schritt kürzer. Ein Porträt.

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Ein Hörsturz macht ihm zu schaffen: Matthias PlatzeckBild: AP

Matthias Platzeck sollte als neuer Hoffnungsträger die SPD aus der Krise herausführen, in die sie durch den abrupten Abgang von Franz Müntefering gestürzt worden war. Zugleich blieb Platzeck bei der Übernahme des Parteivorsitzes im November 2005 Ministerpräsident und SPD-Landeschef in Brandenburg. Ein Hörsturz - das klassische Alarmsignal des Körpers für Stress - brachte den 52-Jährigen im März jedoch ins Krankenhaus.

Er lässt sich rufen

Platzeck hat sich bei der Vergabe von Ämtern nie aufgedrängt. Fast immer wurde er gerufen. Berliner Regierungsämter hatte er ausgeschlagen. Bislang wurde aber davon ausgegangen, dass er als Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der nächsten Bundestagswahl 2009 antritt.

Der am 29. Dezember 1953 in Potsdam geborene Platzeck wuchs in einem evangelisch geprägten Elternhaus auf. Der studierte Umwelthygieniker begann sein politisches Engagement mit der Wende 1989. Ein Jahr später zog er für die Grüne Partei der DDR in die erste frei gewählte Volkskammer ein. Nach der Einheit war er bis 1998 Umweltminister im brandenburgischen Kabinett von Manfred Stolpe (SPD).

Rücktritt in Brandenburg geplant?

Weil er die Fusion von Bündnis 90 mit den westdeutschen Grünen ablehnte, war Platzeck vorübergehend parteilos, bis er 1995 der SPD beitrat. Bundesweit bekannt wurde Platzeck 1997 in seiner Funktion als Umweltminister, als er beim Oderhochwasser den Kampf gegen die Fluten koordinierte. Seitdem haftet ihm der Ehrentitel "Deichgraf" an. Der als geradlinig und besonnen beschriebene Politiker wurde 1998 Potsdamer Oberbürgermeister und folgte 2002 auf Stolpe als Brandenburger Regierungschef. Seitdem leitet der geschiedene Vater von drei Töchtern eine große Koalition mit der CDU.

Laut Medienberichten wird Platzeck aus Gesundheitsgründen im Sommer auch den Vorsitz der brandenburgischen SPD niederlegen. Dies wird in der Partei jedoch noch dementiert. (mas)