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Der deutsch-polnische Buchmarkt

Martin Sander7. Oktober 2005

Was wissen wir eigentlich von Polens Literaturszene? Nicht sehr viel - aber das wird sich ändern. Denn der deutsch-polnische Buchmarkt ist gar nicht so klein, wie man vielleicht denken mag ....

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Unterhaltungstitel und seriöse RomaneBild: dpa

Eine nicht unbedeutende Rolle spielen in Polen Bücher aus Deutschland - vor allem auf dem Sektor der Sachliteratur und Ratgeber, aber auch durch Übersetzungen deutscher Belletristik und Jugendliteratur. "Das Interesse ist da, es wird immer größer. Ganz bewusst auch jüngere deutsche Autoren werden immer häufiger herausgegeben", sagt Aleksandra Markiewicz, freie Literaturagentin für deutsche und polnische Verlage.

Großverlage: heute privatisiert

Die polnische Buchbranche hat bedeutende und stabile Position auf dem europäischen Markt erreicht. Viele einheimische Klein- und Kleinstverlage aus der Zeit des Umbruchs mussten verschwinden, andere haben sich zu Unternehmen entwickelt, die den einst staatlichen und heute privatisierten Großverlagen den Rang ablaufen. Nun sind die Plätze vergeben. Man hat sich - einstweilen - konsolidiert.

Längst diktiert ausländisches, speziell deutsches Kapital die Regeln auf dem polnischen Buchmarkt mit. Die Bertelsmann-Tochter "Swiat Ksiazki" ist dank einer umfangreichen Buchclub- und Buchhandelskette und intensiver Verlagsarbeit zu einem Branchenführer geworden. Angeregt durch den Erfolg in Polen hat Bertelsmann inzwischen sogar mit der Einrichtung von Buchklubs in der Ukraine begonnen. Die Bertelsmann-Erfolgsgeschichte weckte anfangs Misstrauen in Polen. Aber dann auch Vorteile festgestellt, wie Aleksandra Markiewicz erläutert:

"Der polnische Bertelsmann hat auch eine ganz spannende Verlagspolitik, indem zum Beispiel ganz viele polnische Autoren herausgebracht werden, auch unbekannte neue Autoren, die speziell für dieses Programm 'Neue polnische Prosa', so heißt diese Reihe, ausgesucht werden."

Mangelnde öffentliche Mittel

Die Anziehungskraft von Bertelsmann für polnische Autoren liegt nicht zuletzt in vergleichsweise hohen Honoraren und einer durchdachten Werbestrategie. Das zählt in einem Land besonders, in dem es, anders als in Deutschland, an einer Literaturförderung durch öffentliche Mittel weitgehend mangelt. Um Probleme des Buchmarkts treffen sich Vertreter des deutschen Börsenvereins und seines Pendants, der polnischen Buchkammer, regelmäßig - vor allem auf den internationalen Messen beider Länder. Auf der 51. Warschauer Buchmesse im 2006 wird sich Deutschland im Länderschwerpunkt präsentieren. Polen hatte bereits im Jahre 2000 einen großen Gastauftritt in Frankfurt am Main.

Das Interesse wächst, aber auch das Spektrum wächst. Man fragt nach unterschiedlichen Titeln, sowohl Unterhaltungstitel, aber auch ganz seriösen Romanen. "Ich bin sicher, dass in der polnischen Literatur für die deutschen Leser noch sehr viel zu entdecken ist", erklärt Markiewicz.