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Der Elfmeter-Fluch

26. Juni 2010

Die Angst der Engländer vorm Elfmeter ist ebenso legendär wie statistisch begründet: Wer drei Mal bei einem WM-Elfmeterschießen antritt und drei Mal verliert, darf mit Fug und Recht Angst haben vor dem vierten Mal.

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Torhüter Bodo Illgner (vorn) pariert den vom englischen Abwehrspieler Stuart Pearce getretenen Elfmeter (Foto: dpa)
Typische Szene: Pearce schießt, Illgner pariert. Welcher Engländer verschießt diesmal?Bild: picture-alliance/dpa

Das gilt umso mehr, wenn der Gegner im Elfmeterschießen Deutschland heißt – und dies könnte im Achtelfinale durchaus wieder der Fall sein. Niemand war bisher so erfolgreich beim finalen WM-Shootout vom Elfmeterpunkt: vier Mal traten die Deutschen an, vier Mal gewannen sie. Käme es zu einem erneuten Elfmeterschießen zwischen Deutschland und England, träten somit die sichersten gegen die schlechtesten Elfmeterschützen der WM-Historie an. Es wirkt daher fast wie Zweckoptimismus wenn Wayne Rooney sagt: "Wir haben keine Angst vor euch."

Unvergessen: Pearce, Waddle und Southgate

Denn natürlich gibt es noch weitere Gründe zur Sorge aus englischer Sicht: Gegen Deutschland verloren die Insel-Kicker bisher jedes Elfmeterschießen. Ob bei der WM 1990, als Stuart Pearce und Chris Waddle die Nerven versagten oder 1996 bei der EM im eigenen Land als der junge Garreth Southgate scheiterte – es gab immer mindestens einen Engländer, der den Ball nicht ins Tor bringen konnte, während alle Deutschen trafen.

Bei so viel, nun, nennen wir es höflich "Pech", betrieben die Engländer Ursachenforschung. Ihr Unglück, so meinten sie, fing ja schon damit an, dass das Elfmeterschießen eine deutsche Erfindung sei. In der Tat war es 1970 mit dem Frankfurter Schiedsrichter Karl Wald ein Deutscher, der diese – aus Sicht der Engländer – Teufelei ausheckte. Dabei war der Unparteiische nur auf der Suche nach etwas mehr Gerechtigkeit: Er wollte den Entscheidungen durch Münzwurf und Wiederholungsspiel ein Ende setzen.

Verdächtige Akribie

Aus dem Lager der Engländer ist zu hören, dass die Spieler vor dem großen Klassiker dort täglich Elfmeterschießen trainieren, während die Deutschen damit noch gar nicht angefangen haben. Ein Schelm, der in so viel Akribie eine gewisse Nervosität hinein interpretiert. Auch die (womöglich tragischen) englischen Schützen für einen möglichen "Penalty-Shootout" stehen schon fest: Frank Lampard, Steven Gerrard, James Milner, Wayne Rooney und ein gewisser Gareth Barry. "Gareth"… das klingt doch, siehe 1996, schon wieder sehr vielversprechend aus deutscher Sicht.

Und noch einen Vorteil haben wir auf unserer Seite: die Wissenschaft. Der Dortmunder Physiker Metin Tolan hat auf Basis seiner Studien drei Tipps herausgearbeitet, wie Deutschland jedes Elfmeterschießen gewinnt (siehe Audioanhang). Aber psst! Nicht den Engländern sagen…

Autor: Joscha Weber

Redaktion: Stefan Nestler