1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Euro und die Amerikaner

DW-TV Korrespondent Konstantin Klein3. Januar 2002

Das Schöne an Silvester ist die Vorfreude. Das Rückwärtszählen bis Mitternacht, das Herantrinken ans neue Jahr, Feuerwerk praecox und dann der große Moment, wenn sich alle um den Hals fallen. Konstantin Klein berichtet.

https://p.dw.com/p/1fa2

Dagegen fiel doch ein wenig ab, was die Vertretung der Europäischen Union am frühen Abend des 31. Dezember 2001 zu bieten hatte: Sekt und/oder Orangensaft um 17:30 Uhr, eine Rede des EU-Botschafters um 17:45 Uhr und die Live-Übertragung des Jahreswechsels in Europa (via DW-TV) um 18:00 Uhr. Dazu gab's für jeden im Saal einen Ehren-Euro, Wert: 1,96 DM. Aber den Wechselkurs kennen wir inzwischen ja alle.

Es ist aber auch nicht leicht, die Aufregung, pardon, die Begeisterung über die neue Einheitswährung in die USA zu importieren.

Erstens kennen die Amerikaner so etwas seit 1913 (der Dollar als einheitliche Währung der immerhin schon seit 1776 Vereinigten Staaten und die Einrichtung einer gemeinsamen Zentralbank sind tatsächlich noch nicht älter!) und sind damit ganz gut gefahren.

Zweitens werden die meisten Amerikaner selbst bei Europa-Reisen nur wenig von dem neuen Geld in die Finger bekommen - wozu gibt es Kreditkarten? Und drittens rechnen die Amerikaner schon mit dem Euro, seit es ihn als Rechnungseinheit gibt. Noch im August musste ich mir von meiner Bankberaterin nachsichtig erklären lassen, dass ich doch keine Lire nach Italien überweisen könne - schliesslich gäbe es den Euro-Dollar (sprich: "Juhroudallah").

Geht man nach den Berichten amerikanischer Medien, ist die Einführung des Euro vor allem eine Kuriosität. Respektvoll beobachten die Amerikaner, wie 12 Länder in Europa von einem Tag auf den anderen ihr gesamtes Geld abschaffen und lernen, mit neuen Münzen und Scheinen umzugehen. Selbst zeigen sich die sonst so flexiblen Amerikaner da erheblich hartleibiger: Zwei Versuche der amerikanischen Notenbank, die schnell verschlissenen Ein-Dollar-Scheine durch Münzen zu ersetzen, sind bisher kläglich gescheitert. Die erste Dollarmünze wollte keiner, weil sie dem Quarter (= 25 Cent) zu ähnlich war; und die zweite Dollarmünze wurde zum Schluss als Kuriosität an Supermarktkassen verkauft.

Die neue 50-Eurocent-Münze sieht im Vergleich dazu wenigstens wie ein echter Schokoladentaler aus.