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Export schwächelt, Konsum stützt

9. Januar 2020

Alte Gewissheiten haben es schwer im neuen Jahr: Der Export in Deutschland schwächelt, aber die Unternehmen steigern insgesamt die Produktion - nicht der Export ist Motor der Exportnation, sondern die Binnenkonjunktur.

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Hannover | Autotransportzug mit Volkswagen
Bild: picture-alliance/dpa/R. Knipping

Die Ökonomen zeigen sich überrascht: Die deutschen Exporteure haben im November einen überraschend deutlichen Rückschlag hinnehmen müssen. Ihre Ausfuhren sanken um 2,3 Prozent zum Vormonat wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet. Im September und Oktober hatte es noch jeweils für ein Wachstum von 1,5 Prozent gereicht.

Gleichzeitig steigerten die deutschen Unternehmen ihre Produktion im November so kräftig wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,1 Prozent mehr her als im Vormonat. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. "Die Konjunkturschwäche in der Industrie ist noch nicht überwunden", erklärte das Ministerium dazu. "Die Stabilisierung bei den Auftragseingängen und verbesserte Geschäftserwartungen sprechen dafür, dass sich die Industriekonjunktur in den kommenden Monaten etwas aufhellen dürfte."

2020 - ein schwieriges Jahr?

Dagegen beurteilt Volkswirt Jens-Oliver Niklasch von der LBBW die Lage in der deutschen Industrie als "nach wie vor unbefriedigend. Wenngleich die zwischenzeitlichen Rezessionsängste wohl übertrieben waren, dürfte 2020 ein schwieriges Jahr für die deutsche Konjunktur werden." Vor allem der Handelskrieg zwischen den USA und China belastet die globale Konjunktur und bremst auch das Wirtschaftswachstum Chinas: Darunter hat Deutschland als große Exportnation besonders zu leiden hat. Der Aussenhandelsverband BGA rechnete zuletzt mit einem Exportwachstum im Gesamtjahr 2019 von maximal 0,5 Prozent.

Deutschland Symbolbild Ausländische Mitarbeiter
Deutschland: Konsum dank stabilem Arbeitsmarkt als KonjunkturstützeBild: Imago Images/photothek/T. Trutschel

Das ifo-Institut in München verweist allerdings darauf, dass die Entwicklung in den einzelnen Branchen "sehr unterschiedlich" sei. In der Chemischen Industrie zeigten sich "die hellsten Lichtpunkte", klare Minuswerte gibt's laut ifo hingegen für Autobranche und Maschinenbau. Im Jahresvergleich fiel die Industrieproduktion im November laut Bundesamt um 2,6 Prozent. Ein wenige einheitliches Bild ergab sich unlängst  aus einer Umfrage bei Wirtschaftsverbänden für 2020. 

Infografik Erwartung der Verbände DE

"Die Konjunktur ist zweigeteilt", urteilt auch der "Wirtschaftsweise" Achim Truger. Richtig sei, dass in der Industrie die Umsätze sänken, sagte der Ökonom der Uni Duisburg-Essen der "Tageszeitung" (taz) - aber: "Die Dienstleistungen laufen gut, der Arbeitsmarkt ist stabil." Die sogenannten Wirtschaftsweisen in Deutschland beraten die Bundesregierung durch regelmäßige Konjunktur-Gutachten.

"Der Konsum stützt die Konjunktur"

Durch den kräftigen Arbeitsmarkt seien die Löhne in Deutschland gestiegen, so Truger: "Der Konsum läuft und stützt die Konjunktur."

Auch das "Handelsblatt" hob jetzt hervor, die export- und konjunkturabhängige Industrie sei zwar das Kraftzentrum der hiesigen Volkswirtschaft. Aber auf dem Arbeitsmarkt seien diese Branchen "nicht mehr allein tonangebend": Im Handel, in der Logisitik, im Gastgewerbe, im Pflegebereich oder auf dem Bau würden weiter Mitabeiter gesucht. "Auch wenn die Industrie schwächelt, wird Deutschland die Arbeit nicht ausgehen", schreibt das "Handelsblatt".

"Stütze des deutschen Wachstums ist und bleibt die verhältnismäßig stabile Binnenwirtschaft", fasst Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank die Aussichten für das neue Jahr zusammen. Und die seien so schlecht nicht, meint der "Wirtschaftsweise" Truger: "Alle Prognosen gehen davon aus, dass es keine Rezession geben wird."

ar/hb (dpa, afp, rtr – IFO, Archiv)