1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Fußball und die Flüchtlinge

Tobias Oelmaier4. September 2015

Das Schicksal der Flüchtlinge und brennende Asylbewerberheime lassen auch den Profifußball nicht kalt. Die einen spenden, die anderen öffnen ihre Tore, viele rütteln auf.

https://p.dw.com/p/1GQzE
Fußball Bundesliga Fans mit Banner Refugees Welcome
Bild: picture-alliance/G. Chai von der Laage

Wie war das sonst, wenn Deutschland spielte? Tage vorher gab es kaum ein anderes Thema an den Stammtischen, in der Familien, am Arbeitsplatz. Wer wird auflaufen? Wer ist verletzt? Werden "wir" gewinnen? Ist Jogi Löw noch der richtige Trainer?

Diesmal ist alles anders. Spätestens, seit sich das Bild des toten syrischen Jungen am Strand von Bodrum viral im Netz und in den klassischen Medien verbreitet, spricht kaum noch jemand vom Fußball. Er gerät wieder zu dem, was er eigentlich auch sein sollte: zur schönsten NEBENsache der Welt. Und das scheinen auch viele Profis und ihre Clubs erkannt zu haben.

Als Nationalmannschaft ein Zeichen setzen

So setzten Bastian Schweinsteiger und Co. vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Polen mit einem Video ein Zeichen gegen Rassismus. "Wir müssen als Fußball, als Nationalmannschaft, vorneweg ein Zeichen setzen", erklärte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff. "Wir stehen in der Öffentlichkeit. Meine Meinung ist, dass wir als eines der reichsten Länder der Welt in der Lage sind zu helfen", sagte Mittelfeldspieler Toni Kroos.

Doch mit Zeichen allein ist es nicht getan. Rekordmeister Bayern München wird sich deshalb unter anderem mit einer Millionenspende an der Flüchtlingshilfe in Deutschland beteiligen. Die Münchner kündigten an, finanzielle, materielle und praktische Unterstützung zu leisten, wie es in einer offiziellen Erklärung hieß. Der FC Bayern sehe es als seine gesellschaftspolitische Verantwortung, den geflohenen, notleidenden Kindern, Frauen und Männern zu helfen, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Zu den geplanten Maßnahmen gehöre ein Trainingscamp für Flüchtlinge, die dort zudem Deutschunterricht, Mahlzeiten und eine Fußballausrüstung erhalten sollen. Die Organisation erfolge in Abstimmung mit dem Land Bayern und der Stadt München.

In den letzten Wochen hatten schon einige andere Proficlubs Flüchtlinge zu ihren Heimspielen eingeladen, Fans verschiedener Mannschaften hatten ihre Solidarität mit Bannern wie "refugees welcome" offenkundig gemacht.

Integration durch "Welcome United 03"

Unterdessen hat in Potsdam bei Berlin Deutschlands erste reine Flüchtlingsmannschaft den Spielbetrieb aufgenommen. "Welcome United 03" bezwang da am vergangenen Sonntag im ersten Punktspiel der 2. Kreisklasse Havelland die zweite Mannschaft von Lok Potsdam mit 3:2. "Fußball verbindet, holt Flüchtlinge viel schneller in die Gesellschaft", erklärte Manja Thieme, die sich ehrenamtlich um die 40 Spieler umfassende Flüchtlingsmannschaft kümmert. Dass "Welcome United 03" am regulären Spielbetrieb teilnehmen darf, hatte Regionalligist SV Babelsberg 03 möglich gemacht. Der Verein hat das Team als dritte Herrenmannschaft angemeldet. Die Babelsberger genießen seit Jahren hohes Ansehen für ihr politisches Engagement. Seine Fans treten schon lange Rassismus und Homophobie entschieden entgegen.

Welcome United Flüchtlingsmannschaft Fußball
Vorkämpfer: Der SV Babelsberg 03 hat auch eine Mannschaft, die ausschließlich aus Flüchtlingen bestehtBild: Babelsberg 03