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Der Garten von Tokoro

12. April 2010

Heilpflanzen können gut für den Körper sein – und gut für die Wirtschaft. In Benin ist die traditionelle Medizin auf dem Vormarsch und könnte auch den Landwirten ein dringend benötigtes Einkommen sichern.

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Menschen laufen durch hohes Gras (Foto: Yann Durand)
Zutritt nur für Heiler erlaubt: der Garten von TokoroBild: Yann Durand

"Jeder Baum ist ein Produkt" singen die Heiler von Tokoro. In dem kleinen Dorf, das am Fuß des Atacora-Gebirges im Norden Benins liegt, gibt es zwölf traditionelle Heiler und 1400 Einwohner. Dieses Verhältnis ist einzigartig im ganzen Land.

Die Natur und ihre Kraft erhalten

Interview mit Guera Buko (Foto: Yann Durand)
Guera Buko ist stolz auf die Arbeit der OSAPBild: Yann Durand

Die Heiler in Tokoro arbeiten alle zusammen. "Egal unter welcher Krankheit der Patient leidet, wir können ihn kollektiv behandeln", sagt Guera Buko. Er ist der Generalsekretär der Organisation für den Erhalt und die Verbesserung des beninischen Naturerbes (OSAP). Seit drei Jahren engagiert sich diese Organisation für den Erhalt der Ressourcen des Landes. So ist auch der botanische Garten von Tokoro entstanden.

Auf einem Hektar Fläche bauen die Heiler eine Vielzahl von Pflanzen an. Darunter sind wahre Schätze wie der Cacara-Baum, aus dem die Heiler Medizin gegen viele Krankheiten wie Herzleiden oder Augenentzündungen bereiten können. Eigentlich wächst der Baum nur in zwei Gegenden in Benin - und im Garten von Tokoro. So ist er im Notfall immer griffbereit. Nur die Heiler selbst dürfen den Garten betreten, sonst niemand.

Anerkennung für die traditionelle Medizin

Produkte der Heiler liegen in einem verstaubten Regal (Foto: Yann Durand)
Die traditionelle Heilmedizin soll modernisiert werdenBild: Yann Durand

In Benin vertrauen viele Menschen der traditionellen Medizin. Doch noch sind nicht alle überzeugt. Das will Adam Affo, Vorsitzender des Verbands beninischer Heilpraktiker, ändern. "Unsere Produkte brauchen ein offizielles Prüfsiegel", fordert der bekannte Heiler. Denn nur so ließen sich Blätter, Rinde und Wurzeln als Heilmittel vermarkten und vielleicht sogar exportieren. Die Chancen stehen nicht schlecht: Der Staat hat schon entsprechende Forschungslabors eingerichtet.

Eine weitere Neuerung: Die Schulmedizin und die traditionellen Heiler sollen besser zusammenarbeiten und voneinander lernen. Es ist geplant, ein Institut für Heilmedizin zu gründen. Das könnte dafür sorgen, dass die nächste Generation der Heiler mehr Anerkennung bekommen.

Mehr als nur Heilen

Bäume (Foto: Yann Durand)
Eine Schatzkammer für die Heiler: der Garten von TokoroBild: DW

Ziel ist es, die traditionellen Heilmethoden weiter zu verbreiten und die Heilpflanzen zu exportieren. So könnten auch die Bauern in Benin ihr Einkommen verbessern, denn wenn die Nachfrage nach traditioneller Medizin steigt, steigt auch die Nachfrage nach Heilpflanzen. Die Landwirte könnten sich dann auf den Anbau dieser Pflanzen spezialisieren. Solche Zukunftsvisionen hätte er sich nicht träumen lassen, schwärmt Clément Gandébagni, Leiter der OSAP. Eigentlich ging es in seiner Organisation ursprünglich um die Wiederaufforstung und den Schutz gefährdeter Pflanzenarten. Nun könnte ein neuer Wirtschaftszweig entstehen.

Horst Oebel, der in Benin lebt, ist jedenfalls schon überzeugt. 15 Jahre lang hat er Medikamente genommen. "Sie haben prophezeit, dass meine Leber beschädigt werden würde, wenn ich die Medikamente gegen Hepatitis und Malaria weiter nehmen würde", sagt der Deutsche. Er ist zu einer traditionellen Heilerin gegangen, die ihm einen Pflanzenaufguss verordnete - nach drei Wochen seien seine Leberwerte wieder "einwandfrei" gewesen. Ein Erlebnis, das ihn überzeugt hat.

Autor: Yann Durand
Redaktion: Julia Kuckelkorn