1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

US-Drohnenkrieg in Pakistan

Sandra Petersmann6. Juni 2012

Der amerikanische Präsident Barack Obama setzt im Kampf gegen den Terror verstärkt auf unbemannte Flugkörper. Pakistan hält diese Angriffe schlicht für illegal.

https://p.dw.com/p/158eI
Fliegende US-Drohne (Foto: AP)
Bild: picture alliance/dpa

Der Einsatz von Drohnen in Pakistan hat unter Barack Obama deutlich zugenommen. Der US-Präsident hat das letzte Wort über die tödlichen Angriffe aus der Luft. "Es handelt sich um den Versuch, gezielt Personen zu treffen, die als aktive Terroristen auf einer Liste erfasst sind, weil sie versuchen, Amerika zu schaden", sagt er. "Die Angriffe konzentrieren sich auf die pakistanischen Stammesgebiete. Dort finden Al-Kaida-Kämpfer in sehr schwierigem Gelände Unterschlupf. Und wenn wir versuchen würden, sie dort mit anderen Mitteln zu treffen, wäre das ein noch viel stärkerer militärischer Eingriff als dieser."

Mindestens 20 Angriffe in diesem Jahr

Allein in den vergangenen zwei Wochen hat es nachweislich acht Attacken in den Stammesgebieten gegeben, über die der pakistanische Staat so gut wie keine Kontrolle hat. Insgesamt waren es seit Anfang des Jahres schon mindestens 20 Drohnenangriffe. Ihr wahres Ausmaß zu erfassen, ist für unabhängige Beobachter kaum möglich. Die ferngesteuerten, unbemannten High-Tech-Flieger feuern ihre Raketen im nur schwer zugänglichen pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet ab.

Portrait von Abu Yahia al-Libi (Foto: AP)
Bei Drohnen-Einsatz getötet: Abu Yahia al-Libi, Nummer 2 in der Al-Kaida-HierarchieBild: dapd

Auch radikale Islamisten, Geheimdienste und das pakistanische Militär versuchen zu verhindern, dass sich Journalisten selbstständig ein Bild machen können. Die meisten Informationen über Drohnen-Attacken stammen von anonymen Informanten aus Geheimdienstkreisen, von anonymen Regierungs- und Behördenvertretern und von Stammesältesten. Die Fakten von der Propaganda zu trennen, ist unter diesen Umständen schwer bis unmöglich. Denn fast immer sind eigene Interessen im Spiel.

Pakistan fordert Ende der Drohneneinsätze

Unumstritten ist, dass Pakistans militärische und politische Elite unter großem öffentlichen Druck steht und das sofortige Ende des Drohnenkriegs fordert. Die machtlose Außenministerin Hina Rabbani Khar spricht aus, was weite Teile der pakistanischen Gesellschaft denken. "Unserer Meinung nach ist der Einsatz von Drohnen komplett illegal und durch kein Gesetz sanktioniert. Er widerspricht internationalem Recht", erklärt sie. Zudem seien Drohnen kontraproduktiv im Kampf gegen militanten Islamismus und Terror. "Denn selbst wenn bei einem Angriff das Ziel Nummer eins ausgeschaltet wird, gibt es anschließend fünf oder zehn neue Ziele, weil die Militanten Zulauf bekommen."

Bei den regelmäßigen Demonstrationen gegen den Drohnenkrieg und die militärische Intervention im Nachbarland Afghanistan sind "Tod für die USA, Tod für die NATO" gängige Schlachtrufe. Entsprechende Massenproteste werden von islamistischen Gruppen organisiert, aber längst nicht mehr nur von Islamisten besucht. Der Anti-Amerikanismus ist eine dominierende Strömung im chronisch instabilen Pakistan. Der Drohnenkrieg vergrößert den Graben weiter.

Portrait von Barack Obama (Foto: Reuters)
Barack Obama gerät wegen der Drohneneinsätze in die KritikBild: Reuters

Teufelskreis des Terrors

Die USA wiederum wollen ihre Soldaten aus der Region abziehen und Terrorgruppen wie Al Kaida zukünftig vor allem mit militärischer Hochtechnologie bekämpfen. In Pakistan und Afghanistan, im Jemen und anderswo. Das kommt im US-Wahlkampf vermutlich an, doch unter dem Strich zeichnet sich die gleiche Zwischensumme ab: Diesen Krieg kann keine Seite gewinnen. Der Teufelskreis des Terrors bleibt ungebrochen.