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Beinahe königlicher Einsatz für den Umweltschutz

15. Juni 2009

Als Blumenkind und Aristokrat wurde er betitelt. Prinz Charles hatte es lange nicht leicht, in seiner Rolle als ewiger Thronanwärter ernst genommen zu werden. Erst in den letzten Jahren bekommt er ein neues Image.

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Kronprinz Charles von GroßbritannienBild: picture-alliance / dpa

Charles, Prinz von Wales, wirkt ausgeglichen und hat eine Botschaft. "Die Natur hat so viele Antworten", erklärte der Prinz während eines Aufenthaltes auf den equadorianischen Galapagos Inseln. "Wir meinen, wir müssten der Natur den Kampf ansagen und sie mit einer chemischen Keule bezwingen. Dabei sehen wir nicht, dass wir gerade der Natur und ihrem fragilen Ökosystem alles verdanken, was wir sind und haben."

Das Blumenkind

Prinz Charles wird 60 Bio-Landwirtschaft
Prinz William (links) inspiziert auf der Duchy Home Farm den Biohof seines Vaters Prinz Charles in GloucestershireBild: picture-alliance/dpa

Jahrzehntelang wurde Prinz Charles als Kind der 60er-Jahre abgetan: ein verträumter Spinner, der mit Pflanzen kommuniziert und seine Gemüsebeete in Harmonie mit den Mondphasen anbaut. Sein Vater hielt ihn für ein Weichei. Die Presse mokierte sich über den privilegierten Thronanwärter, der zur Rolle des ewig Wartenden verurteilt war.

Dabei fing Charles früh an, die mutwillige Zerstörung der Umwelt zu kritisieren: Schon als Teenager war er über die brutale Zerstörung der Städte erschüttert. Moderne Betonsiedlungen vernichteten das Gemeinschaftsgefühl und schaden der Gesundheit, glaubt Prinz Charles. Gerade mit hypermodernen Architekten und Stadtplanern liegt der grüne Prinz schon seit Jahren im Clinch. Immer wieder kritisiert er ihre als hässlich, egomanisch, assozial und umweltfeindlich empfundenen Bauten. Die Architekten wiederum finden, Charles sollte seine aristokratische Nase nicht in fremde Angelegenheiten stecken.

Charles’ Ökodorf

Der britische Thronfolger hat in den letzten 40 Jahren Dutzende karitativer Stiftungen gegründet. Er hilft Bauern auf Bio-Wirtschaft umzusteigen, fördert traditionelle Kunstgewerbe, unterstützt benachteiligte Jugendliche, wettert gegen genveränderte Lebensmittel. Und er geht mit gutem Beispiel voran: Seine eigenen Ländereien werden nach ökologischen Prinzipien bewirtschaftet. Die Produkte, die unter der Duchy-Marke verkauft werden, sind ein glänzender Erfolg.

Vor gut 15 Jahren verwirklichte Prinz Charles sogar seine Vision einer Ökostadt: In dem von ihm konzipierten Örtchen Poundbury in Südwestengland gibt nicht das Auto, sondern der Fußgänger den Ton an. Dort leben ungefähr 1500 Menschen.

Rettet den Regenwald

Prinz Charles und Camilla in Berlin und Potsdam pixel
Zusammen mit Frau Camilla engagiert sich der britische Thronfolger für den UmweltschutzBild: picture-alliance/ dpa

Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit, diese Prinzipien sollten unser Leben bestimmen, bekräftigt der Prinz. Die Kredit- und Umweltkrise habe gezeigt, dass sich die Menschheit in den Ruin treibe, wenn sie weiterhin dem Motto folge: Konsumiere heute - und lass jemand anderen morgen für die Wegwerfgesellschaft bezahlen. Vor zwei Jahren startete Prinz Charles daher sein Projekt zur Rettung der Regenwälder. Die Industriestaaten sollten ein Notprogramm finanzieren, um die Abholzung der Tropen aufzuhalten und eine Klimakatastrophe zu verhindern, fordert er. Einen besonders dringlichen Appell setzte Charles auf die Internetplattform "Youtube". Seine Mission wird von Promis unterstützt, vom Dalai Lama und von seinen beiden Söhnen Prinz William und Prinz Harry.

Manche Kritiker sagen, der britische Thronfolger dürfe sich nicht engagieren, sondern müsse sich politisch neutral verhalten. Aber das hält Charles nicht davon ab, Minister und Medien weiterhin mit seitenlangen, mit Tinte geschriebenen Briefen zu bedrängen. "Wenn Sie ein ruhigeres Leben wollen, müssen Sie mich wegschließen", erklärte Prinz Charles vor den Medien. Sie wiederum fragten, ob er als König mehr Zurückhaltung üben würde.

Wahrscheinlich schon, erwiderte Prinz Charles. Aber vielleicht könne er ja auch als König bestimmte Leute zusammenbringen.

Das Geschenk der Köngin

Das wohl größte Geburtstagsgeschenk für Charles kam von seiner Mutter. "Für Prinz Philip und mich gibt es keine größere Freude und Befriedigung als zu wissen, dass die Prinzipien des Dienstes an der Öffentlichkeit und der Pflicht am Mitmenschen bei Charles in den allerbesten Händen sind", sagte sie. Im Klartext hat Königin Elisabeth II. damit bekräftigt, dass sie ihren Sohn für einen würdigen Nachfolger hält.

Autorin: Ruth Rach

Redaktion: Julia Kuckelkorn/Richard Fuchs