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Der Halal-Tourismus in Bosnien und Herzegowina boomt

5. August 2011

Den muslimischen Touristen ermöglicht der Halal-Tourismus, den religiösen Ritualen nachzugehen. Gleichzeitig bietet er ein vielfältiges Angebot an Halal-Lebensmitteln. Auch in Bosnien und Herzegowina wächst das Angebot.

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Bascarsija Strasse in Sarajevo (Foto: DW)
Bascarsija Strasse in Sarajevo ist ein beliebtes Ziel der TouristenBild: DW/Huseinovic
Bosnische Halal Produkte (Foto: Sanel Kajan)
Bosnische Halal ProdukteBild: DW

Der Begriff Halal bezeichnet alle Dinge und Taten, die nach islamischem Recht erlaubt oder zulässig sind. Beim Essen bedeutet das nicht nur, dass man kein Schweineflaisch und Alkohol zu sich nehmen darf, sondern auch, dass man kein blutiges Fleisch essen darf. Deswegen wird von meisten Muslimen das Fleisch der geschächteten und nicht geschlachteten Tieren bevorzugt.

Bosnien und Herzegowina ist das viert beliebteste Urlaubsziel für Halal-Touristen weltweit, untersuchte der "Halal Journal". Die muslimischen Touristen haben hier nicht nur die Möglichkeit, in gesonderten Räumlichkeiten zu beten, sondern ist das Essen in den ausgewählten Hotels auch ausschließlich Halal.

Valdet Pestalic bildet Reisebüros aus, die Hotels auf Halal-Standards überprüfen. Mi der bisherigen Situation war er aber eher unzufrieden. "Touristen aus der ganzen Welt finden, dass Bosnien und Herzegowina ein potentieller interessanter Urlaubsort sein könnte, um die Ferien zu genießen", sagt Pestalic, fügt jedoch hinzu: "Bisher konnten wir ihnen keine Antwort auf drei grundlegende Fragen geben: Wo sie unterkommen können? Was sie essen können? Und wo sie die traditionelle bosnische Küche auf Halal-Art zuberereitet, genießen können? Damit meine ich Cevapcici und Börek, die unser Land bekannt machen". Das ändert sich in der letzten Zeit allmählich, erklärt Pestalic, denn durch nicht all zu große Investitionen kann man die Hotels auf ein Halal-Standard bringen.

Amir Sakic (Foto:Sanel Kajan)
Amir Sakic - Direktor der Agentur für Zertifizierung von Halal ProduktenBild: DW

In Bosnien und Herzegowina noch am Anfang

Halal-Produkte sind geprüft, sicher und erfüllen die höchsten Qualitätskriterien. Sie sind nicht nur für Muslime gemacht, sondern können auch von Nicht-Muslimen verzehrt werden, unabhängig von der Konfession.

Die Hotels, die auf Halal-Standards überprüft wurden, müssen gewisse Kriterien erfüllen. Dabei ist es sehr wichtig, dass alle Speisen den Halal-Anforderungen entsprechen. Auch die Hotelzimmer müssen halal-gemäß eingerichtet werden. Zum Beispiel muss es Hausschuhe in den Zimmern geben. Diese können die Gäste dann während ihres Aufenthalts benützen. Außerdem dürfen an den Wänden der Zimmer keine Bilder von Tieren oder Menschen hängen, Landschafts- und Naturfotos werden bevorzugt. In der Minibar darf es keinen Alkohol geben und die Richtung der Quibla muss auch immer erkennbar sein. Das ist die Gebetsrichtung der Muslime zur heiligen Stadt Mekka.

Der Direktor der Agentur für die Auszeichnung von Hotels mit Halal-Standards, Amir Sakic, bestätigt, dass es in Bosnien und Herzegowina bereits viele Einrichtungen gibt, die Halal eingeführten haben. Sei es in Form von der Zubereitung der Speisen oder der Einrichtung von den Räumlichkeiten.

Er sagt aber auch, dass es hin und wieder Fälle der Selbsternennung von Halal-Standards gibt. Da rühmen sich Hotels damit, dass sie Halal-Speisen anbieten, obwohl sie es eigentlich gar nicht tun. "Das ist nicht hinnehmbar!", betont Sakic. Seine Empfehlung: "Auch wenn wir von diesen Fällen absehen, sollten die Gäste trotzdem jedes Mal nachfragen, ob sie wirklich Halal-Speisen serviert bekommen." Die Einhaltung der internationalen Standards und auch inländischen Vorschriften, sowie eine neutrale und objektive Bewertung und das Ranking von Hotels sind Voraussetzung für einen erfolgreichen Halal-Tourismus. "Wir sind uns sicher, dass für einen großen Teil der Urlauber in Bosnien und Herzegowina diese neue Art des Tourismus sehr wichtig ist. Allerdings haben wir diesbezüglich leider keine Untersuchungen, so dass wir keine genauen Daten nennen können", sagt Amir Sakic.

Fazal Bahradeen (Foto:Sanel Kajan)
Fazal Bahradeen - Direktor der agentur "Crescent Rating"Bild: DW

Der Halal-Tourismus hat schon seinen Weg in der Welt gefunden

Die Ranking-Agentur "Crescent Rating" in Singapur ist weltweit die führende Institution für Hotelbewertungen nach dem "Halal Friendly Travel"-System. Der Chef dieser Organisation, Fazal Behardeen, behauptet, dass muslimische Touristen immer mehr darauf achten, was sie essen. Auch die Reisekosten und die Art und Weise des Urlaubs werden immer wichtiger. Die muslimischen Touristen möchten einfach ein auf sie abgezieltes Angebot im Ausland genießen, sagt Behardeen. Und für sie gibt es in Bosnien und Herzegowina diverse interessante Angebote, sagt Behardeen. "Ich erinnere mich an die schönste Reise meines Lebens, das war die Strecke zwischen Mostar und Sarajevo. Das war sehr schön! Vielleicht gibt es auch noch schönere Orte, aber die habe ich noch nicht gesehen", so der Chef von "Crescent Rating".

Ziel seiner Agentur ist sicher zu stellen, dass die muslimischen Reisenden nicht darüber nachdenken müssen, was sie essen und wo sie beten. So können sie ihren Urlaub und das Land, in dem sie sich befinden, voll und ganz genießen. "Das versuchen wir in das touristische Angebot mit einzubeziehen. Denn die Muslimen reisen sehr viel. Und heutzutage sind sie auch eine der am schnellsten wachsenden touristischen Gruppen. Jedes Jahr steigt die Anzahl der muslimischen Touristen um sogar zehn Prozent!", ergänzt Behardeen.

Der jährliche Umsatz des Halal-Tourismus beträgt über 90 Milliarden US Doller, etwa neun Prozent des jährlichen Gesamttourismus weltweit.

Autor: Sanel Kajan / T. Španović

Redaktion: Z. Arbutina