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HSV im Nicht-WM-Stadion von Porto Alegre

Alexandre Schossler/Jan D. Walter7. Dezember 2012

Der HSV und Grêmio Porto Alegre weihen das erste WM-taugliche Stadion in Brasilien ein. Die in Porto Alegre angesetzten WM-Spiele finden allerdings im momentan noch baufälligen Stadion des Lokalrivalen statt.

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Neues Stadion der brasilianischen Mannschaft Gremio, aus Porto Alegre, Brasilien. Das Eröffnungspiel findet am 08. Dezember 2012 statt und wird gegen Hamburger HSV sein. (Foto: Wesley Santos)
Bild: Wesley Santos

Für die Profis vom Fußball-Bundesligisten Hamburger SV wird es ein anstrengendes Wochenende: Am Freitagabend (07.12.), gleich nach dem Bundesligaspiel gegen Hoffenheim, steigen die Kicker in eine Chartermaschine Richtung Brasilien. Nach einem Zwischenstopp in Dakar landen sie gegen Mittag in Porto Alegre, um dort am Abend gegen den brasilianischen Traditionsclub Grêmio zu spielen.

Anlass ist die Eröffnung des nagelneuen vereinseigenen Stadions. Dem HSV wird diese Ehre zuteil, weil Grêmio 1983 den Weltpokal im Endspiel gegen Hamburg nach Porto Alegre holte. Damals erlebten beide Clubs ihre ruhmreichste Zeit.

Als reines Fußballstadion konzipiert, mit mehr als 60.000 Sitzplätzen auf Tribünen, die so steil sind, dass es die FIFA gerade noch zulässt, wäre die Arena Grêmio perfekt für die Weltmeisterschaft geeignet - wahrscheinlich ähnlich perfekt wie die zwölf tatsächlich auserwählten WM-Stadien.

Stadionwahl zwischen Erzrivalen

Von den vorgesehenen Spielstätten ist bisher jedoch noch keine fertig. Auch nicht das Stadion von Grêmios Erzrivalen Internacional, in dem die vier in Porto Alegre angesetzten WM-Spiele ausgetragen werden sollen. Mit diesem hatte sich die Stadt nämlich für die Weltmeisterschaft 2014 beworben.

Damals spielten beide Erstligavereine noch in ihren alten, baufälligen und FIFA-untauglichen Stadien – wie die meisten brasilianischen Clubs. "Inter" legte den Plan vor, sein Stadion zu einer WM-Arena umzubauen, Grêmio kündigte an, ein ganz neues Stadion zu konstruieren. Ob die Wahl der Verantwortlichen von guten Gründen oder fußballerischen Sympathien geleitet war - darüber darf spekuliert werden. Fest steht: Sie fiel auf das Beira-Rio-Stadion von Internacional.

Blick unter die unfertigen Tribünen des Beira-Rio-Stadions (Foto: picture alliance/RiKa)
Im November 2011 standen die Bauarbeiten im Beira-Rio-Stadion seit Monaten still.Bild: picture alliance/RiKa

Um die Tragweite dieser Entscheidung zu verdeutlichen: Internacional ist der mit Abstand mitgliederstärkste Verein Brasiliens, Grêmio ist die Nummer zwei, ein gutes Stück vor den hierzulande bekannteren Corinthians São Paulo. Der Fußball teilt die Stadt und den ganzen Bundesstaat Rio Grande do Sul in zwei Lager. Oder einfacher gesagt: Man stelle man sich vor, das Ruhrgebiet hätte für die WM 2006 in Deutschland zwischen Dortmund und Gelsenkirchen wählen müssen.

Probleme bei Inter

Inzwischen sind die Modernisierungen der brasilianischen WM-Arenen in vollem Gange, und es ist viel geschehen - vielerorts allerdings weniger als geplant. Vor allem am Flussufer (Beira-Rio) von Porto Alegre tat sich lange Zeit gar nichts. Während die Arena Grêmio Tag für Tag klarere Gestalt annahm, stritt Internacional mit der Baugesellschaft.

Zeitweise hinkten die Bauarbeiten am Beira-Rio-Stadion dem Zeitplan so weit hinterher, dass selbst der Gouverneur von Rio Grande do Sul und glühende Inter-Fan, Tarso Genro, das Handtuch warf und hinnehmen wollte, dass die WM-Spiele voraussichtlich beim Erzrivalen ausgetragen werden müssten.

Rettung von höchster Instanz

Doch da kannte er seine Präsidentin schlecht. Nicht die seines Lieblingsvereins, sondern die seines Landes: Staatspräsidentin Dilma Rousseff höchstpersönlich ist nämlich ebenfalls bekennende Anhängerin von Internacional.

Kurzerhand knöpfte sie sich die streitenden Parteien vor, mahnte zur Besonnenheit und tatsächlich: Seither haben die Bauarbeiten am Beira-Rio eine ungeahnte Dynamik entfaltet. Die Hälfte des Umbaus ist bereits abgeschlossen, und bereits im September 2013 soll das Stadion "fast" fertig sein.

Neues Stadion der brasilianischen Mannschaft Gremio, aus Porto Alegre, Brasilien. Über dem Rasen schweben Ballons mit dem Vreeinswappen (Foto: Wesley Santos)
Die Vereinsfarben blau-weiß-schwarz haben HSV und Grêmio gemeinsam.Bild: Wesley Santos

Den HSV-Profis wird das alles herzlich egal sein. Sie dürfen schließlich auch ohne WM in der Arena Grêmio spielen. Und irgendwie hat es auch etwas von einem Heimspiel. Denn beide Vereine tragen die Farben blau-weiß-schwarz, in denen natürlich auch das neue Stadion erstrahlt.