Kirch tot
14. Juli 2011Aus dem Nichts baute Leo Kirch einen der größten Film- und Fernsehkonzerne Europas mit fast 10.000 Beschäftigten auf. Neben der größten Spielfilm-Sammlung mit weit über 10.000 Titeln sowie rund 40.000 Stunden Serien gehörten ihm früher die Fernsehsender ProSieben, SAT1, N24 und DSF, sowie der Bezahlsender Premiere, das heutige Sky.
Seine Karriere begann in den 1950er Jahren. Er lieh sich Geld von der Familie seiner Frau, um sich die Rechte an seinem ersten Kinofilm zu sichern. Das war kein Geringerer als der Klassiker "La Strada" von Federico Fellini. Damit legte er den Grundstein für sein späteres Medienimperium. Durch viele Tochterunternehmen und verschiedenste Beteiligungen wurde der Konzern schier unübersichtlich.
Kontakte und Abhängigkeiten
Auf dem europäischen Fernsehmarkt war er im Zeitalter vor dem Privatfernsehen fast unverzichtbar. Er hatte die Kontakte zu Hollywood, und damit die Verbreitungsrechte für die Kinostreifen im Fernsehen. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) war jahrzehntelang abhängig von ihm. Als es schließlich die Zusammenarbeit kündigte, kam die Quittung sofort: Es gab keine Hollywoodfilme mehr im ZDF zu sehen.
Ein weiteres Beispiel für seine Macht war die Fußball-Bundesliga. Für die Übertragungsrechte konnte er so viel Geld auf den Tisch legen, dass dadurch die Gehälter der Fußballprofis gestiegen sind.
Die Pleite
Im Jahr 2002 ging die Kirch-Gruppe pleite. Die Insolvenz war eine der größten Firmenpleiten Deutschlands. Leo Kirch machte den früheren Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, für seinen Niedergang verantwortlich – Breuer hatte von ihm behauptet, er sei nicht kreditwürdig - und kämpfte in mehreren Prozessen gegen ihn.
An diesem Donnerstag (14. Juli 2011) ist Leo Kirch im Alter von 84 Jahren in München gestorben. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel hat den Mann, der so oft so unbequem für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk war, bereits gewürdigt: "Leo Kirch war ein Visionär, ein Mann der ersten Stunde, der die deutsche Medienlandschaft nachhaltig geprägt hat", sagte sie. Persönlich habe er sie sehr beeindruckt, wie er trotz seiner schweren Krankheit bis zuletzt unternehmerisch aktiv war.
Autorin: Silke Wünsch (mit dpa)
Redaktion: Martin Schrader