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Happy Feet

Wim Abbink30. November 2006

Pinguine sind geborene Komödianten - dazu eiskalte Actionhelden und tragische Figuren. Wem das noch nicht klar war, sollte schleunigst ins Kino gehen. "Happy Feet" zeigt, wie scheinbare Loser zu Helden werden können.

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Mumbles, der steppende Pinguin
Hier steppt der PinguinBild: 2006 Warner Bros. Ent.

Mit warmherzigem Charme und subversivem Witz erzählt Regisseur George Miller die Geschichte des Kaiserpinguins Mumbles, der nicht wie die anderen singen kann. Wenn der lustige Bursche seinen spitzen Schnabel öffnet, halten sich alle die Flossen vor die Ohren. Und wer im Reich der Kaiserpinguine nicht singen kann, bleibt verdammt einsam. Doch Mumbles beißt, tanzt und quatscht sich durch - und hat auch schon ein Auge auf die coole Gloria geworfen; vielleicht kann man ja auch mit den Füßen singen.

Aber es hilft alles nichts, der steppende Pinguin wird von seinem Volk in die Eiswüste geschickt. Wie der gebrandmarkte Außenseiter dennoch versucht, seine Sippe vor einem drohenden Unheil zu bewahren, davon erzählt dieser hinreißende Eisschollen-Thriller, der gleichzeitig ein Animationsmusical mit Popklassikern von Elvis bis Prince ist.

Animationsfeuerwerk

Der australische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent George Miller, der in den 1990er-Jahren die beiden ebenso saukomischen wie tiefsinnigen "Schweinchen-Babe"-Filme realisiert hat, kehrt nach acht Jahren mit einem brillanten Animationsfilm auf die Leinwand zurück. Die akribische, jahrelange Vorbereitungszeit scheint sich auszuzahlen. In den USA und Kanada stürmte "Happy Feet" am Startwochenende die Kinocharts - und zeigte damit selbst James Bond die kalte Schulter.

Mumbles und 'Los Amigos'
Mumbles und Los AmigosBild: 2006 Warner Bros. Ent.

Einem eher rundlich-mopsigen Pinguin das Tanzen beibringen - auf die Idee muss man erst einmal kommen. Der amerikanische Stepptänzer und Broadway-Star Savion Glover lieferte die realen Vorlagen und Choreografien, die dann mit dem "Motion-Capture"-Verfahren digitalisiert und vervielfältigt wurden. Schließlich swingen Tausende Pinguine wie eine schwarze Welle im Takt von Freddie Mercurys "Somebody to love".

Zweibeinige Aliens

Miller und sein vielköpfiges Team brennen ein visuelles Feuerwerk ab: Eine Horde Jungpinguine stürzt sich jubelnd per Kopfsprung von einem turmhohen Eisberg in das blaue Meer, es entspinnt sich ein fantastisches Unterwasser-Ballett, mit Stafetten und Pirouetten, dass einem fast schwindlig wird. Dazu läuft "Do it again" von den Beach Boys, und die ganze Sequenz strahlt in einem fast surrealen Anstrich. Oder der Himmel leuchtet grün und violett wie einer psychedelischen Vision, während befrackte Party-Pinguine unter der kosmischen Glitzerkugel im Disco-Beat die Nacht zum Tag machen.

Dabei ist die weiße Welt schon lange nicht mehr in Ordnung. "Wir haben einen Knoten in unserer Nahrungskette", meint einer der frechen Latino-Pinguine, mit denen sich Mumble auf eine Reise zu den zweibeinigen Aliens macht. Die fischen die Antarktis leer, greifen sich den protestierenden Mumble und sperren ihn in den Zoo.

Happy Feet ohne Happy End

Spätestens an dieser Stelle ist von süßlicher Pinguin-Plüschigkeit nichts mehr übrig, "Happy Feet" zeigt schonungslos die Kommerzialisierung der Natur auf. Ein düsterer Grundton zieht sich durch die Geschichte. Mumble bleibt trotz seiner flinken Füße ein Außenseiter. Wenn er am Ende ergraut nach Hause zurückkehrt, ist er zwar der Retter des Volkes, aber seine Gloria ist längst vergeben. Ein Happy End sieht anders aus.

Memphis und Norma Jean legen einen Tanz auf das Eisparkett
Memphis und Norma Jean legen einen Tanz auf das EisparkettBild: 2006 Warner Bros. Ent.

In der Originalfassung haben Stars wie Nicole Kidman, Robin Williams, Elijah Wood, Hugh Jackman oder Brittany Murphy den Pinguinen ihre Stimmen geliehen. Ben Becker und Rick Kavanian sind die prominenten Sprecher in der deutschen Fassung dieses wohl witzigsten und unterhaltsamsten Films der jüngsten Vergangenheit.