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Politik

Der Präsident und die Panik

17. März 2020

Der US-Aktienindex Dow Jones ist am Montag erneut abgestürzt. Es ist ein Ausdruck tiefster Verunsicherung, die von der Trump-Administration nicht gemildert wird. Die US-Vorwahlen finden wegen Corona nur teilweise statt.

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USA Washington Weißes Haus | Coronavirus | Donald Trump, Präsident
Bild: Reuters/L. Millis

Die Angst vor den Folgen der Corona-Krise hat den US-Aktienmärkten die schlimmsten Verluste seit dem "schwarzen Montag" im Jahr 1987 eingebrockt. Investoren befürchten, dass die Coronavirus-Pandemie eine weltweite Rezession auslöst. Als es an diesem Montag schon gleich zu Beginn kräftig bergab ging, wurde der Handel zwischenzeitlich ausgesetzt. Schließlich schloss der Dow Jones Industrial mit einem Verlust von fast 3000 Punkten oder 13 Prozent bei 20.188,52 Zählern. Nun liegt der US-Leitindex wieder unter dem Niveau vom Juni 2017.

Den Grund für den panikartigen Rückzug der Anleger sehen Experten im Vorgehen der US-Notenbank Federal Reserve, die mit ihrer zweiten außerplanmäßigen Zinssenkung binnen zwei Wochen Rezessionsängste und Misstrauen schürte. Doch Händler verwiesen auch auf belastende Aussagen von Donald Trump.

New York: Auswirkungen des Coronavirus auf die US-Aktienmärkte
Kein guter Tag an der New Yorker Wall Street Bild: picture-alliance/dpa/M. Nagle

Erst die Gefahr kleinreden, ...

Der US-Präsident hat erstmals eingeräumt, die US-Wirtschaft könne in eine Rezession schlittern. Er rief alle Amerikaner auf, Ansammlungen von mehr als zehn Menschen zu meiden. Außerdem sollten seine Landsleute in den kommenden zwei Wochen auf nicht notwendige Reisen und auf Besuche von Bars und Restaurants verzichten. Das sei nötig, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sagte Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.

Dabei hatte der Präsident die Corona-Krise so lange wie möglich bagatellisiert, was sicherlich mit dazu beigetragen hat, dass es nicht genügend Testmöglichkeiten in den USA gibt.

Noch an diesem Montag behauptete Trump, das Virus sei "aus dem Nichts" gekommen. Niemand könne dafür etwas, "wir haben ein Problem, über das vor einem Monat noch niemand nachgedacht hat." Tatsächlich hatten Experten zu diesem Zeitpunkt längst vor dem Virus gewarnt. In den USA war ein erster Fall bereits am 21. Januar nachgewiesen worden. Und ebenfalls im Januar hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen des Coronavirus ihren Notfallausschuss einberufen.

... dann die eigene Reaktionsschnelligkeit loben

Inzwischen muss Trump Fragen nach einer nationalen Ausgangssperre beantworten (die er derzeit nicht für nötig hält) und erklären, wie lange die Krise dauern könne (nämlich bis Juli oder August - aber auch nur dann, "wenn wir einen wirklich guten Job machen"). Grundsätzlich ist der Präsident aber mit sich im Reinen: Auf die Frage eines Reporters, wie er seine Reaktion auf einer Skala von eins bis zehn bewerten würde, sagte er: "Ich würde sie mit zehn bewerten. Ich denke, wir haben großartige Arbeit geleistet."

Vorwahlen im US-Bundesstaat Ohio wegen Coronavirus abgesagt

Die für diesen Dienstag geplanten US-Präsidentschaftsvorwahlen der Demokraten im Bundesstaat Ohio sind wegen der Ausbreitung des Coronavirus kurzfristig abgesagt worden. Das teilte der Gouverneur von Ohio, Mike DeWine, mit. Er nannte den 2. Juni als neuen Termin. Ein Gericht wies das jedoch bereits ab. Die ebenfalls für diesen Dienstag angesetzten Vorwahlen in den Staaten Arizona, Florida und Illinois wurden bislang hingegen nicht gestrichen. In Georgia und in Lousiana waren die Vorwahlen bereits vor einigen Tagen verschoben worden. Favorit bei den Demokraten ist der frühere Vizepräsident Joe Biden, sein Konkurrent ist der linksgerichtete Kandidat Bernie Sanders.

USA Culver City | Coronavirus | Schlange vor Waffengeschäft
Auch ein Ausdruck der Krise: Lange Schlangen vor einem US-Waffenladen - aus Angst vor PlünderungenBild: picture-alliance/AP Photo/Ringo H.W. Chiu

In den USA sind bislang mehr als 3000 Infektionen mit dem Virus nachgewiesen worden, mehr als 60 Menschen starben. Die Dunkelziffer der Infektionen dürfte wegen des Testmangels deutlich höher liegen. Der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, hat die Amerikaner darauf eingestellt, dass die Krise nicht vorüber ist. "Das Schlimmste liegt noch vor uns."

rb/ml/as (afp, ap, dpa, rtr)