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Der Prestigebau des Kaisers

Seit 100 Jahren thront der Berliner Dom am Ost-Ende des Boulevards Unter den Linden. Der majestätische Kuppelbau hat seine Wirkung auf Besucher im Laufe der Zeit nicht verloren.

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Berliner Dom mit WeihnachtsmarktBild: dpa

Er sollte dem katholischen Dom in Köln Paroli bieten und die Hauptkirche der deutschen Protestanten werden: Für den Berliner Dom war kein Geringerer als der Petersdom in Rom das bauliche Vorbild. Das Gotteshaus am Lustgarten, über Jahrzehnte Hofkirche der Hohenzollern, ist am 27. Februar 2005 100 Jahre alt geworden.

Kathedrale der Protestanten

Schossbrücke mit Berliner Dom und dem Palast de Republik in Berlin im Hintergrund der Berliner Fernsehturm
Die Schlossbrücke vor dem DomBild: AP

Bei seiner Eröffnung 1905 diente der Prachtbau im Stil der Neorenaissance vor allem einem Herrn: Kaiser Wilhelm II. Die Gottesdienstbesucher mussten die Hälse recken, um einen Blick zu erhaschen auf den Hofstaat, der durch sein eigenes Treppenhaus auf die mächtige Kaiserempore schritt. "Kathedrale für die Protestanten der Welt" nannte Wilhelm die einst 114 Meter hohe Kuppelkirche.

Alles andere als typisch evangelisch

"Der Dom wurde zur Herrschaftsrepräsentation von Altar und Thron gebaut", sagt Horst Schwebel, Kirchenbauprofessor an der Universität Marburg. Mit seinen filigranen Bildhauereien, Gold und Marmor sei die Kathedrale alles andere als typisch evangelisch. Noch heute legen Besucher minutenlang die Köpfe in den Nacken, damit ihnen kein Detail in dem Rund mit seinen bunten Mosaiken entgeht. Mühelos könnte man die Siegessäule aus dem Tiergarten in den Dom stellen. Von dem Gang rund um die Kuppel blicken Touristen hoch über Berlins Mitte.

Grabeskirche der Hohenzollern

60 Jahre Danach - Bildgalerie - Berlin 12/20
Das Gebiet nach dem Zweiten WeltkriegBild: dpa

Ein besonderer Anziehungspunkt ist die Gruft unter dem Dom. In 100 Särgen ruhen hier Generationen von Hohenzollern; die Grablege gilt als eine der bedeutendsten in Europa. Besondere Blickfänger sind die Prunksarkophage des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und der Kurfürstin Dorothea sowie die prächtigen Särge von Andreas Schlüter, in denen Königin Sophie Charlotte und König Friedrich I. ruhen.

Spuren der Geschichte

In Nachbarschaft des Doms sind heute noch die Spuren der Geschichte sichtbar. Zwischen dem früheren Palast der Republik und den Prachtbauten der Museumsinsel schließt der Bau den Boulevard Unter den Linden an seinem Ost-Ende ab. Noch vor 30 Jahren war der Dom eine ausgebrannte Kriegsruine aus verkohltem Sandstein, der moderne Palast der Republik dagegen das Glanzstück der DDR-Architektur.

Entscheidung für Wiederaufbau

60 Jahre Danach - Bildgalerie - Berlin 11/20
Der Palast der Republik in Berlins Mitte - im Hintergrund der Berliner DomBild: dpa

Doch ausgerechnet der SED-Staat, der die Potsdamer Garnisonskirche abreißen und die Universitätskirche in Leipzig sprengen ließ, wollte die pompöse Hohenzollernkirche wieder in Stand setzen. "Der Republikpalast war das Schloss der Sozialisten, und daneben der Dom als Ruine - das war nicht schön", erinnert sich Dombaumeister Rüdiger Hoth. Ost-Berlin entschied für den Wiederaufbau - und überrumpelte damit die Kirche. Die Kosten für den Bau, der von 1975 bis zur Wiedereröffnung 1993 dauerte, übernahmen die Bundesrepublik und die West-Kirche. (Burkhard Fraune, dpa/pg)