1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Schlüssel zum Erfolg von Gründerinnen

19. April 2019

Gründerinnen sind in der europäischen Unternehmenslandschaft nach wie vor die Ausnahme. Nur knapp 16 Prozent der Startup-Gründer in Europa sind Frauen. Doch es gibt Beispiele, die zeigen, dass einiges in Bewegung ist.

https://p.dw.com/p/3GwyH
Heimwegtelefon
Bild: Frances-Photography

Es war ein Schlüsselerlebnis für Maria Mattsson Mähl. Sie saß auf dem Podium im schwedischen Visby und sollte über ihre Erfahrungen als Unternehmerin berichten. Es war das Jahr 2017 im Sommer, Politiker waren da, andere Unternehmer und Journalisten. Die Diskussion war Teil der sogenannten Alemedalen Woche, einem wichtigen jährlichen Networking Event auf der schwedischen Insel Gotland, benannt nach dem gleichnamigen Park in Visby.

Aber Mattsson Mähl fühlte sich sehr allein. Denn während der Diskussion wurde sie mit Zahlen konfrontiert, die sie nicht glauben konnte. Danach sollte es in Schweden nur 17 von Frauen gegründete Unternehmen geben, die einen Umsatz von 50 Millionen Schwedischen Kronen (5,8 Millionen Euro) oder mehr haben. AlphaCE, Mattsson Mähls eigenes Unternehmen, das im Bereich Coaching für Langzeitarbeitslose tätig ist, verzeichnete 2017 einen Umsatz von 300 Millionen Schwedischen Kronen und war damit die absolute Ausnahme.

Schweden Maria Mattsson Mähl Gründerin
Maria Mattsson Mähl, Gründerin eines Unternehmens, das Langzeitarbeitslosen helfen will, ins Berufsleben zurückzukehren Bild: Jenni Anna Gustafsson

Die Geburt von 17 Nätverket

"Ich konnte es nicht glauben", erzählt sie im Gespräch mit der DW, "gemeinsam mit anderen Unternehmerinnen startete ich kurz danach einen Aufruf. Wir wollten andere Unternehmen identifizieren, die weibliche Gründer oder Mehrheitseignerinnen hatten und mindestens 50 Millionen Kronen Umsatz machten."

In nur wenigen Wochen starteten die beiden Unternehmerinnen das schwedische Frauennetzwerk 17 Nätverket (Das 17-Netzwerk), in ironischer Anspielung auf die angeblich so wenigen Gründerinnen und Unternehmerinnen in Schweden. Innerhalb nur eines Jahres identifizierte "17 Nätverket" 45 Unternehmen, die von einer Frau gegründet wurden oder in deren Mehrheitsbesitz sind und mindestens 50 Millionen Kronen Umsatz verzeichnen. Inzwischen sind es mehr als 50 Unternehmen.

Inspiration und Vorbild für Gründerinnen

"Wir wollen andere Unternehmerinnen dazu inspirieren, große Träume zu haben und große Unternehmen aufzubauen", sagt die 44-Jährige über das Ziel des Netzwerks. Größe ist für die Schwedin auch ein Gradmesser für Erfolg, denn die Unternehmensgröße garantiere eher die Nachhaltigkeit und Stabilität.

"Die Größe eines Unternehmens ist extrem wichtig", ist Mattsson Mähl überzeugt und betont, wie viel leichter es dann sei, beispielsweise eine funktionierende Infrastruktur im IT-Bereich aufzubauen.

Mattsson Mähl möchte den Umsatz ihres Unternehmens in den nächsten fünf Jahren auf eine Milliarde Kronen steigern. Gemeinsam mit ihrem Team entwickelt sie Weiterbildungsprogramme, die nicht nur in Schweden funktionieren, und ist immer auf der Suche nach neuen Ideen.

Ein weiteres SAP

Das Unternehmen von Melanie Stütz, einer deutschen Gründerin, ist dagegen vergleichsweise klein, hat aber große Ziele. "Wir brauchen in Deutschland ein zweites SAP, ein Weltunternehmen im Softwarebereich. Warum schaffen wir das bisher nicht?", fragt sich Stütz.

Deutschland Melanie Stütz Gründerin
Melanie Stütz ist mit Ideascanner auf der Suche nach neuen Technologiefirmen mit dem Potential zum globalen PlayerBild: Christian Spreitz

Gemeinsam mit ihrem Mann Andreas ist sie Chefin von "Ideascanner", einem Unternehmen, das mithilfe von künstlicher Intelligenz Unternehmensideen bewertet. Ein spezieller Algorithmus hilft dabei. So können Startups ihre Geschäftsidee prüfen lassen, oder Unternehmen, die neue Geschäftsbereiche entwickeln wollen. In nur 10 bis 15 Minuten erhält man eine Punktzahl und ein individuelles Feedback, das aufzeigt, wie die Geschäftsidee noch verbessert werden könnte.

"Prinzipiell hat natürlich jede Idee eine Chance, wenn sie Käufer findet. Wenn eine Idee aber mehr als 70 Punkte bekommt, hat sie das Potential zu einer richtig großen Idee, wie Google und Co. ", gibt sich Stütz überzeugt. Neben der Auswertung von Daten werden Workshops angeboten, um Unternehmensideen weiterzuentwickeln.

"Ideascanner" sitzt in München und hat eigene Experten und Kooperationspartner, darunter auch das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Allerdings sei der Unternehmensstandort eigentlich nicht wichtig, betont Stütz, denn arbeiten könne man heute von überall auf der Welt, sofern es eine Internetverbindung gebe.

Ihre Software sucht ständig nach Trends, die noch keine sind, aber welche werden könnten. "Wieso gibt es Sitzheizungen, aber keine Fußheizungen?", ist ein Frage, die der Ideascanner entdeckt hat. "Vielleicht eine Idee für Automobilzulieferer", lacht Stütz.

Die Kraft von Netzwerken

"Der 'Ideascanner' demokratisiert Wissen", ist Stütz überzeugt. Ebenso wie ihre schwedische Kollegin Maria Mattsson Mähl glaubt die deutsche Gründerin an die Kraft von Netzwerken. "Sich auszutauschen und auch Vorbild für andere zu sein, das ist wichtig." Mut zum Risiko und ein besonderer Einsatz für die eigenen Ideen gehören aber auch dazu. Melanie Stütz hat das schon oft bewiesen.

Gemeinsam mit Ihrem Mann Andreas flog sie mit einem Gyrokopter um die Welt. Fünf Kontinente bereisten beide mit dem Drehflügler, der einem Hubschrauber ähnelt, und verwirklichten damit ihren Traum. Die Pilotenlizenz für Sportflugzeuge hatten sie erst kurz zuvor erworben. Auf der 18 Monate langen Reise 2009/2010 entstand dann die Idee zum "Ideascanner". Mit der Auswertung von Daten wollten sie eigentlich eigene Unternehmensideen testen, doch dann entwickelten sie das Produkt zum "Ideascanner" weiter.

Für Melanie Stütz war immer klar, dass sie Unternehmerin sein wollte. Schon ihr Großvater war Unternehmer, der seinerzeit unter anderem Entsalzungsanlagen nach Dubai verkaufte, ein Unternehmen, dass ihre Familie auch heute noch weiterführt. Für die Zukunft ist Stütz optimistisch, dass mehr Frauen den Schritt zur Unternehmerin wagen werden. An Ideen mangele es auf jeden Fall nicht. Ein Punkt ist ihr besonders wichtig: "Du musst nicht unbedingt Geld haben, um deine Träume zu verwirklichen."