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Der Suezkanal - Zankapfel zwischen Asien und Afrika

23. April 2009

Vor 150 Jahren begannen bei Port Said die Arbeiten am Suez-Kanal. Seither haben sich verschiedene Mächte immer wieder um die Wasserstraße gestritten.

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Containerschiff auf dem Suezkanal (Foto:dpa)
Oft umstrittene Schifffahrtsstraße: der 195 km lange SuezkanalBild: dpa/picture-alliance
BG Suez-Kanal Satellitenaufnahme vom Suez Kanal
Satellitenaufnahme des SuezkanalsBild: picture-alliance/ZB

Schon bei Baubeginn im Jahr 1859 war der Kanal umstritten. Großbritannien stand einer neuen Wasserstraße zwischen Mittelmeer und Rotem Meer sehr skeptisch gegenüber. Ägypten war damals französische Kolonie. Und die Briten befürchteten, dass Frankreich seine politische und wirtschaftliche Macht auf Kosten Großbritanniens ausbauen könnte. Auch die brutalen Arbeitsbedingungen sorgten für Kritik. Für die ägyptischen Bauern, die zum Bau der Wasserstraße abkommandiert worden waren, gab es nicht genug sauberes Trinkwasser. Dann brach eine Cholera-Epidemie aus. Insgesamt sollen 120 000 während der Bauarbeiten gestorben sein.


Pompöse Einweihung

Bauarbeiten am Suezkanal um 1860 (Foto:dpa)
Bauarbeiten am Suezkanal um 1860Bild: picture-alliance/ZB

Dennoch wurde der Kanal fertig gebaut und im November 1869 mit großem Pomp eröffnet. Für den Welthandel brachte er einen Riesenfortschritt. Denn der Kanal verkürzte den Seeweg von Europa nach Indien um durchschnittlich einen Monat. Fortan mussten die Schiffe nicht mehr den Kontinent Afrika umrunden. Und die Bedenken der Briten wurden sechs Jahre später zerstreut, als sie dem bankrotten Ägypter Ismail Pascha seine Anteile an der Kanalgesellschaft abkaufen konnten. Nach der Besetzung Ägyptens durch die Briten wurde der Suezkanal im Jahr 1888 zur neutralen Zone erklärt und die freie Durchfahrt für Handels- und Kriegsschiffe proklamiert. Sie sollte in Friedens- und Kriegszeiten gelten. Die Schutzherrschaft wurde Großbritannien übertragen. Während der beiden Weltkriege war der Kanal dennoch heftig umkämpft, blieb aber unter britischer Kontrolle – und das, obwohl das Königreich Ägypten bereits 1922 seine formale Unabhängigkeit erlangte.


Wiederholte Kämpfe am Kanal

Israel besetzt den Kanal im Jom-Kippur-Krieg (Foto:ap)
Israel besetzt den Kanal im Jom-Kippur-Krieg 1973

1956 verstaatlichte Ägyptens Präsident Nasser jedoch den Kanal, der für die Briten inzwischen auch zu einer äußerst lukrativen Einnahmequelle geworden war. Damit löste der Präsident die Suezkrise aus, in deren Folge israelische, britische und französische Truppen Ägypten angriffen. Das Eingreifen von UNO, USA und UdSSR verhinderte eine Eskalation, auch wenn versenkte Schiffe die Durchfahrt noch bis 1957 versperrten. Zehn Jahre später, im Sechstagekrieg, besetzte Israel das Ostufer des Kanals, worauf die Wasserstraße erneut für die Schifffahrt geschlossen wurde. Im Jom-Kippur-Krieg 1973 wurde der Kanal von ägyptischen Truppen gestürmt, doch gelang den israelischen Truppen ein Gegenschlag. Zum Kriegsende entstand so die paradoxe Situation, dass sich die israelischen Truppen am Südwestufer festgesetzt hatten, während die ägyptischen Armeen am Ostufer eingekesselt waren. Ein Waffenstillstand wurde ausgehandelt, Israel zog sich zurück, und der gesamte Kanal geriet wieder vollständig unter ägyptische Kontrolle. Im Juni 1975 wurde er erneut eröffnet.


Noch immer bedeutend

Nach acht Jahren Sperre wird der Kanal 1975 wieder eröffnet (Foto:dpa)
Nach acht Jahren Sperre wird der Kanal 1975 wieder eröffnetBild: pIcture-alliance/dpa

Auch heute, 150 Jahre nach dem Baubeginn, bleibt der Suezkanal ein Politikum. Am Kanal wird in diesen Tagen scharf kontrolliert. Ägyptens Führung will illegale Waffenlieferungen an die Hamas im Gazastreifen unterbinden. Denn alle Waffen und Waren, die in der Grenzstadt Rafah durch Schmugglertunnel an die Palästinenser geliefert werden, müssen vorher den Suezkanal passieren. Doch hier herrscht weniger Betrieb als in den Jahren zuvor. Rund 4 Milliarden US-Dollar spülen die Gebühren für die Kanaldurchfahrt jedes Jahr in den ägyptischen Staatshaushalt. Die globale Wirtschaftskrise und die Piratenattacken südlich des Kanals haben aber zu einem Rückgang der Einnahmen der Kanalgesellschaft geführt. Heute ziehen einige Reedereien wieder den längeren - aber sichereren - Weg rund um Afrika vor.

(tl/aa/dpa/epd)