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Deutsche Bank überrascht

27. April 2010

Ein Rekordergebnis im Handel mit Aktien, Währungen und Rohstoffen hat der Deutschen Bank im ersten Quartal einen Milliardengewinn beschert. Vor allem das Investmentbanking ließ den Überschuss kräftig steigen.

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Vorstandschef Josef Ackermann (Foto: apn)
Eigenkapitalrendite auf 30 Prozent gesteigert: Vorstandschef Josef AckermannBild: AP

Von Krise keine Spur: Glänzende Geschäfte im Investmentbanking haben der Deutschen Bank den zweithöchsten Quartalsgewinn ihrer Geschichte beschert. Mit 2,8 Milliarden vor Abzug von Steuern übertraf Deutschlands größtes Bankhaus nicht nur den Gewinn aus dem Vorjahr um eine Milliarde, sondern auch die Analystenschätzungen um rund 800 Millionen Euro. Die Eigenkapitalrendite stieg auf 30 Prozent und lag damit sogar über dem von Vorstandschef Josef Ackermann avisierten und in Deutschland viel kritisierten Ziel von 25 Prozent. Allein die Investmentbank verdiente 2,7 Milliarden Euro - so viel wie nie zuvor in einem Quartal. "Dies ist umso bemerkenswerter, als wir seit Ausbruch der Krise unseren Eigenhandel massiv verringert und die Risikopositionen kräftig abgebaut haben", erklärte Vorstandschef Josef Ackermann am Dienstag (27.04.2010).

Im ersten Quartal legte das Institut 262 Millionen Euro für ausfallgefährdete Kredite zur Seite, also nur die Hälfte dessen, was im Vorjahreszeitraum notwendig war. Die Gründe für den Rückgang seien bessere Bedingungen im Kreditgeschäft, geringere Darlehensausfälle in Spanien sowie eine schon vor längerem vorgenommene Umklassifizierung bestimmter Papiere in der Bilanz. Im Bereich Investmentbanking betrug die Risikovorsorge mit 90 Millionen Euro gerade noch ein Viertel des Vorjahreswertes. Für Privat- und Firmenkundenkredite legte die Deutsche Bank 173 Millionen Euro beiseite nach 169 Millionen Euro vor einem Jahr.

Weniger Kreditausfälle

Vorstandschef Josef Ackermann (Foto: apn)
Ackermann: "Die Weltwirtschaft hat sich spürbar stabilisiert".Bild: AP

Zahlreiche US-Wettbewerber der Deutschen Bank hatten in den vergangenen Tagen ebenfalls von einem Rückgang der drohenden Kreditausfälle berichtet. Durch die globale Wirtschaftskrise hatte die Risikovorsorge für faule Darlehen im vergangenen Jahr bei vielen Banken das Ergebnis belastet. Auch das Privatkundengeschäft zeigte sich gestärkt und erreichte das beste Quartalsergebnis im operativen Geschäft seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers, die im Herbst 2008 die Finanzwelt erschütterte.

Die Bank sei auf gutem Weg, ihr Ziel von zehn Milliarden Euro Gewinn vor Steuern für das Jahr 2011 zu erreichen, erklärte Finanzvorstand Stefan Krause in einer Analystenpräsentation. Die meisten Experten hatten vor den Quartalszahlen erhebliche Zweifel geäußert, dass dieses Ziel erreicht werden kann. Für das laufende Jahr gab Ackermann keine Prognose ab, zeigte sich aber optimistisch. "Im ersten Quartal hat sich die Weltwirtschaft spürbar stabilisiert, auch wenn noch einige Risiken verbleiben".

Mit Sammelklagen konfrontiert

Symbolbild Kurstafel (Foto: apn)
Gewinne, als hätte es die Finanzkrise nie gegebenBild: AP

In den USA wird die Deutsche Bank indessen mit einer sechsten und siebten Sammelklage wegen ihrer Rolle bei der Emission hypothekenbesicherter Wertpapiere in der Finanzkrise konfrontiert. Eine Klage sei von der Federal Home Loan Bank of San Francisco eingereicht worden, teilte die Bank in ihrem Quartalsbericht mit. Zudem gebe es ein Verfahren auf Grundlage einer Sammelklage in New York, in dem das Gericht den Antrag der Deutschen Bank auf Abweisung zum Teil abgelehnt habe. Alle Zivilklagen seien in einem frühen Stadium.

Bereits in ihrem Geschäftsbericht für das Jahr 2009 hatte die Bank von Vorladungen von Aufsichts- und Regierungsbehörden unter anderem wegen ihrer Geschäfte mit strukturierten, mit Forderungen besicherten Papieren (ABS) und Kreditversicherungen (CDS) berichtet. Analysten blicken derzeit aufmerksam auf alle Verfahren zur Aufarbeitung der weltweiten Finanzkrise, nachdem die Investmentbank Goldman Sachs von der US-Börsenaufsicht SEC deswegen verklagt worden ist. Die Deutsche Bank hat mehrfach erklärt, gegen sie gebe es kein derartiges Verfahren.

Autor: Rolf Wenkel (rtr, dpa, apn, ots)

Redaktion: Monika Lohmüller