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Deutsche Bank: Rückzug aus Russland

18. September 2015

Deutsche-Bank-Chef John Cryan setzt Zeichen: Der von ihm angekündigte Umbau der Bank beginnt in Russland. Dort werden einige Geschäftsfelder aufgegeben. Reiche Kunden werden aber weiterhin betreut.

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Symbolbild Dunkle Wolken über der Deutschen Bank
Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Die Deutsche Bank zieht sich im Rahmen des Konzernumbaus teilweise aus Russland zurück. Die örtliche Präsenz des Wertpapier-Geschäfts der Unternehmensfinanzierung (Corporate Banking & Securities) werde bis Ende dieses Jahres aufgegeben, teilte das größte deutsche Geldhaus am Freitag in Frankfurt mit. Danach sollen die Kunden dieses Geschäftsbereichs von anderen Standorten aus betreut werden.

Mit dem Teil-Rückzug sollten Komplexität, Kosten, Risiken und Kapitalaufwand reduziert werden, so die Bank. Damit fallen rund 200 der 1300 Stellen in Russland weg, wie zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Der jetzt bekannt gegebene Stellenabbau fällt geringer aus, als einige Experten erwartet hatten. Zuletzt wurde sogar spekuliert, dass sich das Institut komplett aus dem Land zurückziehen könnte.

Plötzlich ganz schnell

Die Deutsche Bank hatte es mit dem Ausstieg offenbar eilig. Er ist die erste strategische Maßnahme, die der neue Co-Chef John Cryan verkündet hat - noch bevor er Ende Oktober seine Umbau-Pläne für die Bank vorstellen will.

Das Institut ist seit Monaten im Umbruch und will sich vor allem auf Europa, die USA und Asien konzentrieren. Daher steht Insidern zufolge neben den Aktivitäten in Russland auch das Geschäft in Südamerika und Afrika zur Disposition. Bereits beschlossen sei der Rückzug aus sechs weiteren Ländern: Finnland, Dänemark, Norwegen, Malta, Peru und Neuseeland.

Und noch eine Affäre

In Russland kämpft die Bank mit einer Geldwäsche-Affäre: Einige russische Kunden werden verdächtigt, über die Bank Schwarzgeld im Wert von mindestens sechs Milliarden Dollar gewaschen zu haben. Laut Insidern will die Bank in Russland künftig nur noch mit Kunden arbeiten, die sie als besonders vertrauenswürdig einstuft.

Das US-Justizministerium und die für eine strikte Gangart bekannte Finanzaufsicht des Staates New York ermitteln ebenso wie die Bank selbst. Sie hat gegen mehrere Mitarbeiter in Moskau disziplinarische Maßnahmen eingeleitet.

Trübe Aussichten

Die Deutsche Bank hatte jahrelang vom Öl-Boom in Russland profitiert und ihr Investmentbanking deutlich ausgeweitet. Doch die Aussichten haben sich eingetrübt. Die westlichen Sanktionen gegen Russland lähmten die Wirtschaft, und der fallende Ölpreis trieb das Land in eine Rezession. Dazu kam der Geldwäsche-Fall, der die ohnehin in zahlreiche Rechtsstreitigkeiten verwickelte Bank zusätzlich unter Druck setzte.

Moskau reagiert auf die Rückzugspläne gelassen: "Das Volumen der Geschäfte wird nicht von der Zahl der Vermittler bestimmt, sondern von der Zahl der Investoren - diese werden sich umorientieren", sagte Russlands Vize-Zentralbankchef Sergej Schwezow der Agentur Interfax zufolge. Russlands Wirtschaft leidet unter den Folgen der westlichen Sanktionen gegen das Land infolge der Ukraine-Krise.

dk/bea (dpa/rtr/afp)