1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Deutsche Diplomatin in Beirut getötet

6. August 2020

Eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft in Beirut ist bei der Explosion in ihrer Wohnung ums Leben gekommen. Das bestätigte Außenminister Heiko Maas.

https://p.dw.com/p/3gVTW
Das zerstörte Hafenviertel in Beirut im Libanon
Bild: Reuters/M. Azakir

"Unsere schlimmste Befürchtung hat sich bestätigt. Eine Angehörige unserer Botschaft in Beirut ist durch die Folgen der Explosion in ihrer Wohnung ums Leben gekommen", erklärte Außenminister Heiko Maas. "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Auswärtigen Amts sind in tiefer Trauer um die Kollegin." Er habe den Angehörigen und der Belegschaft der Botschaft Beirut sein Beileid ausgesprochen, auch im Namen der Kolleginnen und Kollegen und der Bundesregierung. "Allen, die wie unsere verstorbene Kollegin jeden Tag auf der ganzen Welt im Dienst für unser Land große persönliche Risiken eingehen, gilt mein Dank."

Die libanesisischen Behörden gaben am Donnerstagabend bekannt, die Polizei habe 16 Hafenmitarbeiter im Zusammenhang mit der verheerenden Explosion festgenommen.   

Frankreichs Präsident Macron in Beirut

Als erster ausländischer Staatschef reiste Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in den Libanon. Macron kündigte an, weitere internationale Hilfe in den nächsten Tagen zu organisieren. Eine schnelle Reaktion sei nötig, denn der Libanon stecke bereits seit einiger Zeit in einer politischen und wirtschaftlichen Krise, sagte Macron bei seiner Ankunft in Beirut, wo er zu Gesprächen über die Lage von seinem Amtskollegen Michel Aoun empfangen wurde. Die Regierung müsse aber auch Reformen angehen. Der Libanon war früher Teil des französischen Mandatsgebiets im Nahen Osten, die beiden Länder sind immer noch eng verbunden.

Macron und Aoun am Flughafen von Beirut, beide mit Maske, Delegationsmitglieder im Hintergrund
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron (l.) neben seinem libanesischen Kollegen Michel Aoun Bild: Reuters/D. Nohra

Die EU hat dem Libanon Nothilfe in Höhe von mehr 33 Millionen Euro zugesagt. Mit dem Geld soll zum Beispiel medizinische Ausrüstung finanziert werden, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach einem Gespräch mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab mitteilte. Weitere Hilfen könnten je nach Einschätzung der humanitären Lage vor Ort folgen, hieß es. Von der Leyen bot dem Libanon zudem die Unterstützung der EU beim Wiederaufbau des zerstörten Teils der Stadt an.

Deutschland schickt Hilfsteams nach Beirut

Die Hilfsangebote aus zahlreichen Ländern, darunter Deutschland, liefen an. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) brachte 20 Tonnen Hilfsgüter in den Libanon. Damit könnten Hunderte Menschen mit Brand- und anderen Verletzungen versorgt werden, hieß es von Seiten der WHO.

Hilfsgüter für den Libanon auf einem Rollfeld
Hilfe kommt auch aus JordanienBild: Reuters/M. Hamed

An diesem Donnerstag traf ein medizinisches Erkundungsteam der Bundeswehr in der libanesischen Hauptstadt ein. Auch sei die Korvette "Ludwigshafen am Rhein" von Limasol auf Zypern in Richtung Libanon entsandt worden, teilte das Bundesverteidigungsministerium mit. Vor Ort sollen ein Schiffsarzt und weitere Besatzungsmitgliedern helfen.

Darüber hinaus sei ein schnell verlegbares Luftrettungszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Alarmbereitschaft versetzt worden, hieß es weiter. Das hochmobile Lazarett könnte demnach in weniger als 96 Stunden in Beirut eingesetzt werden.

Auch das Technische Hilfswerk (THW) hat erste Kräfte entsendet. Im Auftrag der Bundesregierung brachen ein Team der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) sowie ein Botschaftsunterstützungsteam in den Libanon auf, wie die Organisation mitteilte. Die SEEBA-Kräfte sind Spezialisten für Rettung und Bergung in Katastrophengebieten, etwa nach Erdbeben. Ausgestattet mit moderner Technik und Suchhunden suchen die Helfer nach Überlebenden.

Opferzahl dürfte weiter steigen

Bereits am Mittwoch hatte Frankreich zwei Armeeflugzeuge mit medizinischer Ausrüstung und Hilfspersonal nach Beirut entsandt. An Bord war unter anderem eine mobile Krankenstation, in der bis zu 500 Verletzte behandelt werden können.

Zerstörte Gebäude und Autos nach der Explosion im Hafenviertel von Beirut im Libanon
Der Sachschaden nach der Explosion in Beirut soll sich auf bis zu fünf Milliarden Dollar summierenBild: Reuters/A. Taher

Durch die zwei Explosionen kamen nach Angaben der Behörden mindestens 137 Menschen ums Leben, etwa 5000 weitere wurden verletzt. Zudem wurden eine Viertelmillion Menschen obdachlos. Der Sachschaden soll sich auf bis zu fünf Milliarden Dollar summieren. Nach Regierungsangaben waren 2750 Tonnen ohne geeignete Vorsichtsmaßnahmen gelagertes Ammoniumnitrat explodiert, das vor Jahren beschlagnahmt worden war. Die Substanz kann für Düngemittel oder zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden. 

Rettungshelfer suchen weiter nach Überlebenden. Noch immer werden nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes rund 100 Menschen vermisst. Unter den Verstorbenen ist auch der französische Architekt Jean-Marc Bonfils. Er habe kriegszerstörte historische Gebäude im Libanon restauriert, teilte die französische Kulturministerin Roselyne Bachelot mit.

pg/sti (dpa, afp, rtr, epd)