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Deutsche Exporte steigen unerwartet

5. Juni 2023

Deutschlands Exporteure sind robust ins zweite Quartal gestartet. Verglichen mit dem April legten die Ausfuhren um 1,2 Prozent zu. Ökonomen rechnen aber mit abnehmenden Impulsen aus China und den USA.

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Deutschland Wirtschaft l Containerterminals im Hamburger Hafen
Bild: Daniel Reinhardt/dpa/picture-alliance

Die deutschen Exporte sind zum Start ins zweite Quartal überraschend gestiegen. Sie kletterten im April um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 130,4 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im März hatte es noch ein Minus von 6,0 Prozent gegeben. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten für April mit einem Rückgang um 2,5 Prozent gerechnet. Die Importe sanken um 1,7 Prozent auf 112 Milliarden Euro und damit fast doppelt so kräftig wie erwartet.

"Der Zuwachs reicht bei weitem nicht, den starken Rückgang vom Vormonat aufzuholen", sagte Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Die Aussichten seien durchwachsen. "Absehbar abnehmende Impulse aus China und den USA hellen den Exportblick nicht gerade auf."

Die Ausfuhren in die EU-Staaten stiegen im April um 4,5 Prozent zum Vormonat auf 71,4 Milliarden Euro. Abnehmerland Nummer eins blieben die USA: Dorthin wurden Waren im Wert von 13,1 Milliarden Euro verkauft, ein Plus von 4,7 Prozent. Die Exporte nach China wuchsen um 10,1 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro, während die nach Großbritannien um 5,2 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro sanken.

Bei Importen bleibt China vorn

"Unsere Exporte haben sich dank der verbesserten wirtschaftlichen Lage in China und den USA positiv entwickelt, doch sehen wir hier eher eine Seitwärtsbewegung, sagte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) zu den Zahlen. "Gestiegene Preise, als Folge der Inflationsbekämpfung, heben das Plus auf. Die Lage scheint also besser als sie tatsächlich ist." Die absehbar weiter anhaltende geldpolitische Straffung werde die Konjunktur abkühlen. "Umso dringender ist der Bedarf an Reformen und Deregulierung. Wir büßen sonst weiter an Wettbewerbsfähigkeit ein."

Die deutsche Wirtschaft ist wegen sinkender Konsumausgaben der inflationsgeplagten Verbraucher in eine Rezession abgerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank Ende 2022 und auch Anfang 2023 - und damit zwei Quartale in Folge. Fachleute sprechen hier von einer technischen Rezession. "Wegen des Importrückgangs bleibt der Handelsbilanzüberschuss immerhin positiv", sagte Krüger mit Blick auf Exporte und BIP. "Das dämpft Absturzsorgen bei Wirtschaftswachstum."

Bei den Importen ist China der wichtigste Handelspartner. Von dort wurden Waren im Wert 12,9 Milliarden Euro eingeführt. Die Einfuhren aus den USA beliefen sich auf 8,0 Milliarden. Aus Großbritannien kamen nur noch Waren im Wert von 2,8 Milliarden Euro. Das Handelsvolumen mit Russland ging weiter zurück, Exporte und Importe zusammengenommen beliefen sich nur noch auf rund eine Milliarde Euro.

In den vergangenen Monaten hat es beim Außenhandel teils starke Schwankungen gegeben. "Der Zickzackkurs geht weiter", erklärte dazu der ING-Analyst Carsten Bzreski. "Seit vergangenem Sommer sind die deutschen Exporte extrem unbeständig. Der allgemeine Trend zeigt jedoch nicht nach oben, sondern nach unten."

hb/iw (rtr,afp,dpa)