1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsche Handballer vor Schicksalsspiel

15. Januar 2012

Ernüchterung statt Euphorie, Versagensängste statt Aufbruchstimmung. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft steht gewaltig unter Druck. Die Partie am Dienstag gegen Mazedonien wird zum Schicksalsspiel.

https://p.dw.com/p/13k4E
Der Deutsche Dominik Klein (l.) wird vom Tschechen Karel Nocar attackiert (Foto: Jens Wolf dpa)
Dominik Klein (l.) wird vom Tschechen Nocar attackiertBild: picture-alliance/dpa

Die Lage ist ernst, aber noch nicht aussichtslos: Für die deutsche Handball-Auswahl steht bei der Europameisterschaft in Serbien bereits im zweiten Aufeinandertreffen alles auf dem Spiel. Die Partie am Dienstag gegen Mazedonien (17.01.2012, 18.15 Uhr MEZ) entscheidet über die Zukunft der Nationalmannschaft und wohl auch über die von Bundestrainer Martin Heuberger. Denn bei einer weiteren Niederlage droht das vorzeitige EM-Aus und damit auch die Nicht-Qualifikation für die Olympischen Spiele im Sommer. Konsequenz wäre nach Einschätzung vieler Beobachter ein völliger Umbruch im deutschen Team.

Kein Wunder also, dass der Bundestrainer das Mazedonien-Spiel zur Charakterfrage erklärte und Kampfgeist statt Spielkultur forderte: "Ich will keine Heber oder Dreher mehr sehen", sagte Heuberger, dessen Team im ersten Spiel gegen Tschechien nach einer über weite Strecken desolaten Leistung überraschend mit 24:27 (9:14) unterlag.

Bangen um Olympia-Teilnahme

Deutschlands Trainer Martin Heuberger gestikuliert (Foto: Axel Heimken/dapd)
Bundestrainer Martin Heuberger wirkte zeitweise ratlosBild: dapd

Durch die Schlappe gegen die Tschechen ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London in großer Gefahr. Bei der EM werden nur noch zwei Tickets für ein Olympia-Qualifikationsturnier vergeben. Um die noch zwei freien Plätze bewerben sich noch neun Mannschaften, darunter auch die Tschechen. Dennoch versuchte Heuberger nach der Pleite Optimismus zu verbreiten: "Es ist noch nichts verloren. Ich bin mir sicher, dass wir am Dienstag eine Mannschaft sehen werden, die fightet und alles tut, um gegen Mazedonien zu gewinnen."

Bester Werfer in einer völlig verunsicherten deutschen Mannschaft war der Flensburger Lars Kaufmann mit fünf Toren. Der Neuanfang nach Platz zehn bei der EM 2010 und Rang elf bei der WM 2011 ist damit vorerst misslungen. Für Heuberger, der im Sommer Trainerlegende Heiner Brand abgelöst hatte, war es die fünfte Niederlage im sechsten Spiel als Bundestrainer. "Wir haben die Dinger nicht reingeschossen und sind immer wieder in die Gegenstöße gelaufen. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Das war nicht, was wir uns vorgestellt haben. Wir müssen darüber sprechen", sagte Mannschaftskapitän Pascal Hens.

Deutschland zeigte Nerven

Der Deutsche Christoph Theuerkauf (l.) scheitert am tschechischen Keeper Petr Stochl (Foto: EPA/GEORGI LICOVSKI)
Christoph Theuerkauf scheitert an Keeper Petr Stochl (r.)Bild: picture-alliance/dpa

In den ersten 30 Minuten zeigten die deutschen Spieler eine katastrophale Angriffsleistung. Übernervös wurden die Bälle unbedrängt ins Aus geworfen, allein Kapitän und Führungsspieler Hens leistete sich in der Anfangsphase vier Ballverluste. "Dann ist es schwierig, Selbstsicherheit zu bekommen", gestand Heuberger und stellte fest: "Die Chancenauswertung hat uns das Genick gebrochen."

Nach dem Wechsel kam die deutsche Mannschaft angeführt von Spielmacher Michael Haaß besser ins Spiel. Torhüter Silvio Heinevetter steigerte sich, die Abwehr stand stabiler und die Angriffe wurden nicht mehr so überhastet abgeschlossen. Der Lohn: Nach einem Tempogegenstoß brachte Klein das deutsche Team in der 37. Minute auf einen Treffer heran (16:17). Sekunden später vergab Klein die Möglichkeit zum Ausgleich, als er freistehend an Stochl scheiterte. Da sich aber auch ins tschechische Spiel immer mehr Fehler einschlichen, blieb die mäßige Begegnung zunächst spannend. Doch zehn Minuten vor dem Ende setzten sich die Tschechen entscheidend ab (24:19).

Autor: Calle Kops (sid, dpa)

Redaktion: Dirk Eckert