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Deutsche Medizintechnik erfolgreich

21. Juli 2011

Der Markt für medizintechnische Produkte wächst. Die deutschen Hersteller sind gut im Geschäft, vor allem im Ausland. Aber aus Asien, aus China und Südkorea, wachsen starke Konkurrenten heran.

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Computertomograf (Foto: AP)
Bild: AP

Dass Deutschland in Sachen Automobil- oder auch Maschinenbau weltweit erfolgreich ist, das zeigen die jährlichen Exportzahlen. Noch nicht überall bekannt allerdings ist, dass Deutschland auch einen führenden Platz in der Gesundheitswirtschaft hat. Der Erfolg der Medizintechnik, so Oliver Koppel vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln gegenüber DW-WORLD.DE, sei auf eine intensive Forschungsarbeit zurückzuführen. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung machten rund acht Prozent des Umsatzes aus. Und damit sind sie doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Industrie.

Ultraschallgerät (Foto: dpa)
Auf neuesten Stand: elektromedizinische GeräteBild: dpa

Auch an den zahlreichen Patentanmeldungen sei der weltweite Erfolg der deutschen Medizintechnik auszumachen, sagt Koppel: "Sie haben sich im Vergleich der letzten 15 Jahre nahezu verdreifacht." Aber auch bei den Umsätzen werde der Erfolg deutlich. Durch den Verkauf deutscher Medizintechnik – angefangen bei medizinischen Hilfsmitteln wie Schienen über elektromedizinische Geräte, bis hin zu Implantaten und künstlichen Hüftgelenken - setzen die Unternehmen jährlich rund 20 Milliarden Euro um. "Davon werden 12 Milliarden, also 60 Prozent, im Ausland erwirtschaftet", sagt Koppel. Und da wachse mittlerweile eine starke Konkurrenz heran. Sie komme vor allem aus Asien – speziell aus Südkorea und China.

China meldet immer mehr Patente an

Die Patentanmeldungen in China seien stark angestiegen, sagt Koppel: "Man assoziiert China ja immer noch so ein bisschen als das Land, in dem eigentlich Patentschutz mit den Füßen getreten wird. Das stimmt aber gar nicht mehr." Der Patentschutz im Reich der Mitte habe sich seit dem Jahr 2000 wesentlich verbessert.. Zu diesem Zeitpunkt sei die Volksrepublik der Welthandelsorganisation (WTO) beigetreten: "Inzwischen ist China tatsächlich, was die Patentanmeldungen, die Entwicklungen angeht, ein Parademarkt geworden. Auch für die Medizintechnik, was noch immer unterschätzt wird."

Oliver Koppel vom IW in Köln (Foto: Koppel/IW)
Oliver Koppel vom IW in KölnBild: Dr. Oliver Koppel

Von Vorteil, so Koppel, sei es, dass es in Deutschland zahlreiche kleinere Cluster gebe, also Zusammenschlüsse von Forschung und Wirtschaft. "Beispielsweise das Medizintechnik-Cluster in Hamburg tut sich sehr stark hervor. Diese sehr starke Verknüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft ist immer noch das Alleinstellungsmerkmal von Deutschland im Bereich der Medizintechnik." Das führe dazu, dass die Produkte eine sehr hohe Qualität hätten und auf dem internationalen Markt gefragt seien.

Europa größter Markt für Laboreinrichtungen

Deutschland ist mittlerweile auch der größte Markt in Europa für Laboreinrichtungen. Die Firma Waldner aus dem Allgäu sieht sich als europäische Nummer eins und weltweit auf Platz zwei nach dem börsennotierten amerikanischen Konzern Thermo Fisher Scientific. Die Waldner Firmengruppe ist eine Holding mit 12 Tochterfirmen. Neben Verpackungsmaschinen machen Laboreinrichtungen, so Geschäftsführer Helmut Hirner, einen großen Teil der Geschäfte aus. Im vergangenen Jahr wurden hier allein 130 Millionen Euro umgesetzt: "Alle großen Pharmaunternehmen der Welt sind unsere Kunden", so Hirner zu DW-WOLRD.DE. Neben GlaxoSmithKline, Pfizer, Böhringer, Roche oder BASF gehörten auch große Forschungsinstitute wie Helmholtz, Fraunhofer, Universitäten und das Krebsforschenszentrum in Heidelberg dazu.

Export spielt eine große Rolle

Laboreinrichtung der Firma Waldner im Allgäu (Foto: DW)
Bei Laboreinrichtungen hat die Firma Waldner in Europa die Nase vornBild: DW

Bei Waldner spielt der Export eine überaus wichtige Rolle. 2010 wurde die Hälfte des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet. Das Unternehmen sei mit seinen Produkten aber nicht nur auf dem großen amerikanischen Labormarkt bestens vertreten, sagt Hirner, sondern auch in Indien wurde eine Gesellschaft gegründet: "Der indische Markt investiert stärker im Premiumsegment bei Laboreinrichtungen als es der chinesische Markt tut", betont der Geschäftsführer. "Wir wollen von Indien aus den gesamten asiatischen Raum mit unseren Produkten beliefern." Anfang Mai hat Waldner auch ein Büro in Dubai eröffnet. Denn der arabische Markt sei einer der stärksten Wachstumsmärkte der nächsten zehn Jahre, sagt Hirner.

Der Markt rund um die Gesundheit wird in den nächsten Jahren weiterhin stark wachsen. Schließlich werden vor allem in den Industrieländern die Menschen immer älter – und sie geben auch mehr Geld aus, um fit zu bleiben.

Autorin: Monika Lohmüller
Redaktion: Henrik Böhme