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BOBs 2011

12. April 2011

Zum siebten Mal hat am Dienstag die Deutsche Welle die internationalen Awards "The BOBs" verliehen: Blogger aus der ganzen Welt wurden ausgezeichnet. Der Hauptpreis ging an eine Netz-Chronistin der Jasmin-Revolution.

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BoBs-Award 2011: Das beste Blog kommt aus Tunesien
BoBs-Award 2011: Das beste Blog kommt aus Tunesien

Auf den Straßen ihrer Heimat führten zumeist Männer das Wort, sie blieb im Hintergrund, beobachtete und schrieb über die umwälzenden Geschehnisse in ihrem Land. Ereignisse, die die alte Regierung Ben Ali hinwegfegten: Lina Ben Mhenni war eine Chronistin der Jasmin-Revolution.            

Unter 186 nominierten Blogs hatte schließlich ihr Blog "A Tunisian Girl" die Nase vorn. Ein Beleg für die besondere Wertschätzung der Blogosphäre in der arabischen Welt. Für die internationale Jury der Deutschen Welle - besetzt mit Journalisten, Blog-Experten und Medienwissenschaftlern - war die Wahl nicht einfach, am Ende aber dennoch eindeutig. Lina Ben Mhenni schreibt in ihrem Blog über die Unterdrückung und Zensur während des Ben-Ali-Regimes. Ein gefährliches Hobby. "In all ihren Blogeinträgen hat sie sich für Gerechtigkeit und freie Meinungsäußerung engagiert", sagt Jury-Mitglied Claire Ulrich. Sie setze ein Beispiel für Mut, Ausdauer und Belastbarkeit.

Letzte Hoffnung Jasmin

Jury-Mitglied Claire Ulrich lobte Mut und Ausdauer der Siegerin
Jury-Mitglied Claire Ulrich lobte Mut und Ausdauer der SiegerinBild: DW

Die Jasmin-Revolution in Tunesien hat in den arabischen Ländern einen politischen Domino-Effekt ausgelöst. Viele Blogger riskierten täglich ihr Leben, um Informationen in Umlauf zu bringen. Das ägyptische Blog "We are Khaled Said" erhielt den Preis für die erstmals verliehene Kategorie "Best Social Activism Campaign". Mit dieser Kategorie sollen soziale Netzwerke und andere digitale Kommunikationstechnologien gezeigt werden, die zur Stärkung von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten geeignet sind.

Jury-Mitglied Amira Al Hussaini, Bloggerin und Journalistin aus Bahrain, ist der Meinung, dass Soziale Netzwerke auf Menschen und Länder aufmerksam machen, deren Lebensbedingungen oft unbekannt sind oder einfach ignoriert werden. Sie wollen kein Katz - und Mausspiel mit dem Regime, so Al Hussaini. Jedes mal, wenn das Regime einen Blog zensiert habe, seien immer neue Blogs entwickelt worden. Je aggressiver die Regierung, desto kreativer die Blogger.

Mutige Journalistin gegen Drogenkartelle

"Kein Katz- und Maus-Spiel mit dem Regime": Jury-Mitglied Amira Al Hussaini
"Kein Katz- und Maus-Spiel mit dem Regime": Jury-Mitglied Amira Al HussainiBild: DW

Die riesigen Bewegungen in der Blogosphäre sind eine Reflexion dessen, was wirklich in der Gesellschaft geschieht, so sieht es die Jury. Mit ihrem Partner "Reporter ohne Grenzen" hat die Deutsche Welle in diesem Jahr auch das Blog von Judit Torrea aus Mexiko ausgezeichnet. Die Journalistin schreibt in ihrem Netz-Tagebuch "Ciudad Juárez, en la sombra del narcotráfic" (Die Stadt Juárez – Im Schatten des Drogenhandels) über die Macht der Drogenkartelle in Mexiko. Jury-Mitglied  Lucie Morillon, Leiterin des Internet Freedom Desk bei "Reporter ohne Grenzen" in Paris, findet vor allem den Mut der Bloggerin preiswürdig, über kriminelle Handlungen zu schreiben. Die Journalistin kenne die Ereignisse in Juárez und erzähle "kurze einfache Geschichten über das, was Menschen in einer Stadt erleiden müssen, die vom Drogenhandel regiert wird". Sie berichte über einfache Menschen und ihren Alltag, der riskant sei. Sie sei einer der letzten, die das tun könnten. Zweifelsfrei: Die Situation in Mexiko ist gefährlich. 71 getötete Journalisten stehen seit 2000 in der Statistik.

Menschenrechte im Nahen Osten

Auszeichnung nach Mexiko: Lucie Morillon von Reporter ohne Grenzen
Auszeichnung nach Mexiko: Lucie Morillon von Reporter ohne GrenzenBild: DW

"Menschenrechte" ist das Schwerpunktthema der diesjährigen Deutsche Welle Best of Blog Awards. In der Kategorie "Spezialpreis Menschenrechte" hat das englische Blog "Migrant Rights in the Middle East" gewonnen. Die Seite versucht, auf die Lebensbedingungen von Wanderarbeitern im Nahen und Mittleren Osten aufmerksam zu machen, die in Golfstaaten einen großen Anteil der Arbeiterschaft ausmachen. Die Seite ruft dazu auf, dieser neuen Art der Sklaverei ein Ende zu setzen. Für die Jury war wichtig, nicht nur einen Blog zu küren, den Menschen unter schwierigen Situationen verfassen, sondern gleichzeitig auch das Engagement für Menschenrechte zu prämieren. 

Internet als Verbesserung für Benachteiligte

Eine schwierige Wahl hatte die Jury in der Kategorie "Best of Use of Technology for Social Good". Gesucht wurde eine Internetplattform, die Technologien nutzt, um konkrete Verbesserungen für Benachteiligte in einer Gesellschaft anzubieten. "Rospil" (auf Deutsch: die Zersägung der russischen Steuergelder) erhielt hier den Zuschlag. Thema der russischen Blogger ist die Bestechung von Beamten. Auf ihrer Plattform kann jeder Beamten-Geschädigte seine Erlebnisse im persönlichen Umgang mit bestechungsbereiten Behördenmitarbeitern einstellen. Und Rechtsschutz gibt es für die Opfer obendrauf von "Rospil".

Der "Best Video Channel-Preis" ging in den Iran: "Stands with Fists", unter diesem Pseudonym veröffentlicht ein Künstler auf Youtube Videos, die die brutale Gewalt der Machthaber dokumentiert. Dabei prangert der Iraner die Missstände in seiner Heimat auch mit Humor an. 

Die "Best of Blog Awards" sind die Oscars der Netz-Welt. Internetnutzer aus der ganzen Welt haben rund 2100 Vorschläge für die sechs Preiskategorien in den elf  Sprachen: Arabisch, Bengali, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Farsi, Französisch, Indonesisch, Portugiesisch, Russisch und Spanisch eingereicht. 90.000 Nutzer haben an der Online Abstimmung teilgenommen.

Autorin: Irem Özgökceler

Redaktion: Volker Wagener