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Deutscher Buchpreis geht an Frank Witzel

12. Oktober 2015

Der Sieger steht fest: Von den sechs nominierten Autoren machte der Außenseiter Frank Witzel mit seinem Roman "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" das Rennen.

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Frankfurt Deutscher Buchpreis 2015 Frank Witzel
Bild: Getty Images/T. Lohnes

Das Buch beschreibt den kulturellen Aufbruch in den Nachkriegsjahren aus Sicht eines in der hessischen Provinz lebenden Teenagers. Frank Witzel, wie sein jugendlicher Held 1955 in Wiesbaden geboren, schrieb über zwölf Jahre lang immer wieder an diesem 800-Seiten-Wälzer und stand mehrfach kurz vor dem Aufgeben. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Sein rasanter literarischer Parcours durch die Bundesrepublik, die den Muff Ende der 1960er kräfig aufwirbelt, hat die Jury überzeugt. "Die Mischung aus Wahn und Witz, formalem Wagemut und zeitgeschichtlicher Panoramatik ist einzigartig in der deutschsprachigen Literatur", so das Urteil. Im Vorfeld hatte sich Jury-Mitglied Bettina Schulte schon begeistert geäußert: "Das Buch ist wie ein Tsunami, ein vielstimmiges Wunderwerk."

"Ich bin überrascht und unvorbereitet", sagte der Autor in seiner Dankesrede. "Ich fand es schon mutig, mich auf die Shortliste zu setzen. Dass ich jetzt hier stehe, ist für mich unfassbar." Witzel ist nicht nur Autor, sondern auch Musiker, Essay, Moderator und Illustrator. Er machte eine musikalische Ausbildung am Wiesbadener Konservatorium und veröffentlichte mit 22 seinen ersten Gedichtband. 2001 erschien sein Roman "Bluemoon Baby", zwei Jahre später folgte "Revolution und Heimarbeit". Immer wieder dient ihm die Geschichte der Bundesrepublik als Vorlage für groteske Einfälle und literarische Verschwörungstheorien.

Diese Autoren ging leer aus

Ebenfalls für den Deutschen Buchpreis nominiert waren die Romane von Jenny Erpenbeck "Gehen, ging, gegangen" (Verlag Knaus, August 2015), Rolf Lappert "Über den Winter" (Carl Hanser), Inger-Maria Mahlke "Wie Ihr wollt" (Berlin Verlag), Ulrich Peltzer "Das bessere Leben" (S. Fischer) und Monique Schwitters "Eins im Andern" (Droschl). In allen Büchern gehe es um familiäre Fluchtwege und interkontinentale Flüchtlingsschicksale, um einstige ideologische Kämpfe und den Abschied davon, um Varianten männlicher Liebe und weiblichen Ringens mit der Macht, hatte die Jury-Sprecherin und freie Literaturkritikerin Claudia Kramatschek im Vorfeld der Preisvergabe gesagt. Die sechs ausgewählten Romane hielten der Gesellschaft der Gegenwart noch im Gewand der Historie einen erhellenden Spiegel vor.

Viel Lesestoff für die Jury

Die sieben Jurymitglieder hatten seit Ausschreibungsbeginn 199 Titel von Verlagen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich gesichtet. Alle Bücher sind zwischen Oktober 2014 und September 2015 erschienen. Am Ende bleibt die Shortlist mit sechs Romanen übrig. Nicht ins Finale schafften es die neuen Romane von prominenten Autoren wie Clemens J. Setz, Ilija Trojanow und Feridun Zaimoglu.

Der Deutsche Buchpreis für den besten Roman in deutscher Sprache wird jährlich zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römer verliehen und ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert: Der Preisträger erhält 25.000 Euro, die übrigen fünf Autoren der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro. Ausgeschrieben ist er vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung. Der Preis soll über Ländergrenzen hinweg Aufmerksamkeit für deutschsprachige Autoren schaffen. Die nominierten Autoren erfuhren erst während der Festveranstaltung, wer den Preis erhält.

Im vergangenen Jahr gewann Lutz Seiler mit seinem Werk "Kruso" den renommierten Buchpreis. Die Geschichte spielt 1989 in der DDR und geht der Frage nach, was Freiheit und Freundschaft bedeutet.

suc/sti (dpa, epd, Der Spiegel)