1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutscher Satellit ins All gestartet

28. Januar 2017

Erstmals seit rund 25 Jahren ist wieder ein in Deutschland entwickelter und gebauter Telekommunikationssatellit ins All gestartet. Mit der staatlich geförderten Entwicklung soll die Industrie Terrain zurückgewinnen.

https://p.dw.com/p/2WZAD
Mitarbeiter des Satelliten-Herstellers OHB testen in der Bauphase die Funktionsfähigkeit des Satelliten
Mitarbeiter des Herstellers OHB testen in der Bauphase die Funktionsfähigkeit des SatellitenBild: picture alliance/dpa/OHB

Eine Sojus-Rakete hat  Hispasat 36W-1 im Orbit ausgesetzt. Der Telekommunikationssatellit erreichte anschließend wie vorgesehen die geostationäre Umlaufbahn in 36.000 Kilometern Höhe, teilte der Raketenbetreiber Arianespace mit. Die Sojus-Rakete startete vom Weltraumbahnhof Kourou im südamerikanischen Französisch-Guyana ins All. Die Mission dauerte gut eine halbe Stunde.

Das High-Tech-Gerät ist der erste Einsatz der Satellitenplattform SmallGEO, die vom Bremer Unternehmen OHB im Rahmen eines Programms der europäischen Raumfahrtagentur Esa entwickelt wurde. Ziel dahinter ist es nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt auch, für die deutsche Industrie verlorenes Terrain im Raumfahrtmarkt zurückzugewinnen. Die Plattform soll Grundlage für weitere Satelliten sein - acht sind bereits in Produktion. OHB steigt damit in den hart umkämpften Telekommunikationsmarkt ein.

 

Das Wirtschaftsministerium in Berlin bezeichnete den erfolgreichen Start des Satelliten als "wichtigen Meilenstein". Damit sei "ein weiteres Stück deutscher Raumfahrtgeschichte geschrieben" worden, erklärte Staatssekretär Matthias Machnig.

Plattform für verschiedene Anwendungen

Der Satellit dient der Übertragung von Datenströmen und audiovisuellen Anwendungen, die Plattform SmallGEO kann aber auch für die Erdbeobachtung genutzt werden. SmallGEO ist für kleinere geostationäre Kommunikationssatelliten mit einem Gewicht von bis zu 3,5 Tonnen vorgesehen. Als Plattform wird das Grundgerüst eines Satelliten bezeichnet, das etwa Antrieb, Steuerung und Stromversorgung sicherstellt. Darauf wird dann die Nutzlast montiert, die die jeweils gewünschten Kommunikationsdienste sicherstellt.

Die Entwicklung der SmallGEO-Plattform und der Bau des ersten Satelliten wurden nach DLR-Angaben mit mehr als 300 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln gefördert, davon steuerte Deutschland rund 150 Millionen Euro bei. OHB hat rund zehn Jahre an der Entwicklung von SmallGEO gearbeitet, dabei kam es zu deutlichen Verzögerungen - ursprünglich sollte der erste Satellit schon 2012 starten.

Laut dem Hersteller hat der erste SmallGEO-Satellit inklusive aller technischen Ausrüstung, die von Zulieferern stammt, rund 400 Millionen Euro gekostet. Hispasat 36W-1 soll für den spanischen Betreiber Hispasat unter anderem die Kanarischen Inseln und Südamerika mit Kommunikationsdiensten versorgen. Das knapp vier Meter hohe und etwa zwei Meter breite Flugobjekt wog beim Start rund drei Tonnen.

Auch für den Raketenbetreiber Arianespace war die Mission am späten Freitagabend Ortszeit eine Premiere. Erstmals nutzte er eine russische Sojus-Rakete, um einen Telekom-Satelliten von Kourou aus in die Übergangsbahn zum geostationären Orbit zu bringen. Arianespace hat drei Raketen im Arsenal: die große europäische Ariane 5, die mittelgroße Sojus und die kleine europäische Vega.

stu/jj (afp, dpa)