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Deutscher Puls schlägt in Burkina Faso

29. November 2010

Viele Menschen in Burkina Faso haben einen Traum: Einmal im Leben möchten sie nach Deutschland reisen – ins Land von Goethe, Beckenbauer und Mercedes. Deutsch zu lernen ist der erste Schritt. Eine Radiosendung hilft.

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Alex Djondo (Foto: Klaudia Pape)
Alex Djondo moderiert eine deutsche Sendung

"Jeden Samstag schlägt der deutsche Puls …"

So beginnt der Vorspann einer ganz speziellen Sendung, die in Burkina Faso bei Radio Pulsar zu hören ist, einem der populärsten Sender des Landes. In dieser Sendung wird ausschließlich Deutsch gesprochen – ziemlich fremde Klänge für die meisten Hörer aus Burkina Faso, die in ihren Familien verschiedene Landessprachen sprechen und oft genug selbst mit der Amtssprache Französisch so ihre Probleme haben. Trotzdem hat sich "Der Deutsche Puls" durchgesetzt; seit fünf Jahren schlägt er jeden Samstag ab 18 Uhr bei Radio Pulsar. Zu verdanken ist das Alex Djondo, Deutschlehrer, Journalist und Moderator. Er hat die Sendung ins Leben gerufen.

Das etwas andere Deutschlandbild

Die meisten Menschen aus Burkina Faso denken bei Deutschland an den Zweiten Weltkrieg, sagt Alex. Sie hätten kein schönes Bild von Deutschland. Er aber wolle in seiner Sendung das andere Gesicht des Landes zeigen: die abwechslungsreiche Kultur, die starke Wirtschaft und die immense Hilfsbereitschaft der Deutschen in Burkina Faso.

Händeschütteln (Foto: Bilderbox)
Große Frage in "Der Deutsche Puls": Was bringt Entwicklungshilfe?Bild: BilderBox

Großes, vielleicht wichtigstes Thema ist bei Alex immer wieder die deutsche Entwicklungshilfe. Die deutsche Regierung hat bislang über 800 Millionen Euro für Entwicklungsprojekte im zweitärmsten Land der Welt ausgegeben. Darüber hinaus versuchen zahllose deutsche Nichtregierungsorganisationen den Menschen auf verschiedene Weise zu helfen. Aber was tun sie genau? Mit welchem Erfolg? Und ist das wirklich alles sinnvoll? Mancher deutsche Entwicklungshelfer und Live-Studiogast kommt bei solchen Fragen ganz schön ins Schwitzen. Es geht in "Der Deutsche Puls" aber auch um deutsche Literatur, Philosophie und Musik. Und bei all dem will Alex seinen Hörern die deutsche Sprache präsentieren. Er will zeigen, dass sie mehr ist als das, was viele aus ihrem oft trockenen Deutschunterricht kennen. "Viele Leute denken bei Deutsch an Nominativ, Dativ, Akkusativ, Genitiv …", sagt Alex, "aber man darf eine Sprache doch nicht auf ihre Grammatik beschränken!" Deshalb sei es für ihn wichtig gewesen, in deutscher Sprache zu senden. Die Menschen sollten hören, dass Deutsch eine lebendige Sprache sei, in der man kommunizieren könne.

Fußball und Autos

"Der Deutsche Puls" wendet sich vor allem an die Deutschlernenden in Burkina Faso. Zurzeit sind das mehr als 20.000 – Tendenz steigend. Seit der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland sei das Interesse an dem Land extrem gestiegen. Beckenbauer oder Klinsmann kenne hier fast jeder. Außerdem schätzten die Menschen in Burkina Faso deutsche Qualität. "Made in Germany" sei beliebt. Ein deutsches Auto, ein Mercedes, BMW, Golf oder Passat sei der Traum aller burkinischen Männer, erklärt Alex.

Afrikaner mit Radio am Ohr (Foto: AP)
Für viele Afrikaner bildet das Radio eine Brücke nach EuropaBild: AP

Alex weiß aus zahllosen Anrufen, dass sich viele seiner Hörer aber nichts sehnlicher wünschen als eine Reise ins vermeintliche Wirtschaftswunderland Deutschland. Alex selbst konnte sich diesen Traum schon mit 17 Jahren verwirklichen. Als sehr guter Schüler bekam er ein einjähriges Stipendium für Deutschland. Ein bisschen mulmig war ihm damals schon, erzählt der heute 42-Jährige. Denn er hatte in der Schule keineswegs nur Gutes über das kalte Land im fernen Europa gehört.

Falsche Erwartungen

Die Deutschen seien verschlossen, hatte man ihm erzählt, und ausländerfeindlich. Die Realität sah für Alex allerdings völlig anders aus: In seiner Gastfamilie wurde er freundlich empfangen; er schloss im Laufe der Zeit Freundschaften fürs Leben und Ausländerfeindlichkeit hat Alex in 12 Monaten nicht ein einziges Mal erlebt.

Eigentlich wollte Alex mal Arzt werden. Doch schon während der ersten Tage in Deutschland wurde ihm klar, dass er lieber Germanistik studieren würde. Der gebürtige Togoer verliebte sich in die Sprache seiner Gastfamilie: "Die Familie war begeistert, dass ich nach einem Jahr so gut Deutsch sprechen konnte", sagt er. "Sie haben immer gesagt: Alex, eines Tages wirst du Botschafter von Togo in Deutschland sein. Und dann musst du uns unbedingt besuchen kommen."

Autorin: Klaudia Pape

Redaktion: Christine Harjes