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Weinmesse Düsseldorf

Günther Birkenstock15. März 2008

Die deutschen Winzer können sich freuen. Von New York bis Oslo, von Moskau bis Tokio, deutscher Wein ist gefragt wie nie und das vor allem im oberen Preissegment: Ein wichtiges Thema auf Europas wichtigster Weinmesse.

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Weinberge oberhalb von Rüdesheim
Weinberge oberhalb von RüdesheimBild: dpa

Winzer und Weinhändler aus aller Welt kommen ab Sonntag (16.03.2008) wieder auf der Prowein zusammen. Besonders für deutsche Winzer ist die Messe in Düsseldorf eine Platform, um ihre jüngste Erfolgsgeschichte vorzustellen: Für 635 Millionen Euro kauften Briten, Amerikaner, Japaner und viele andere im vergangenen Jahr rund drei Millionen Hektoliter deutschen Riesling, Müller-Thurgau und Silvaner.

Tower Bridge, London, im Vordergrund einige Flaschen Wein (Quelle: DWI)
Die Briten stehen nicht nur auf Liebfraumilch aus DeutschlandBild: Deutsches Weininstitut (DWI)

Größter Kunde ist nach wie vor Großbritannien. Das besondere hierbei: der einstige Renner "Liebfrauenmilch" wird zum Auslaufmodell. Vorbei die Zeit des cheap-and-sweet in Flaschen mit kitschigen Etiketten. Auf dem Vormarsch sind die Charaktervollen. Weine, bei denen man schmeckt, wo sie gewachsen sind. Eine zunehmend anspruchsvolle Klientel begeistert sich für mineralischen Riesling vom Schieferboden und für Silvaner mit zartem Schmelz, den der Muschelkalk ihm verleiht.

Das Stichwort dazu heißt Terroir und das hatten bisher die Franzosen gepachtet. Terroir bedeutet soviel wie Ausdruck der Standortfaktoren Boden, Sonnenausrichtung und Mikroklima. Das Interesse an diesen Elementen und das Knowhow dazu ist bei deutschen Winzern stark gewachsen und hat zu mehr Individualität geführt. Anders gesagt: Weine wie sie in Deutschland wachsen, gibt es nur hier, unnachahmlich, anders als die Flutwellen von Chardonnay und Cabernet Sauvignon aus aller Welt, die zwar oft smart daherkommen, aber allzuoft austauschbar sind.

Neue Welt steht auf deutsche Trauben

Zwei New Yorker Cops stehen hinter einer Straßensperre, auf dem Holzbalken der Sperre stehen mehrere Flaschen Wein (Quelle: DWI)
Besser als die Polizei erlaubt? - Deutscher Wein findet in den USA immer größeren AbsatzBild: Deutsches Weininstitut (DWI)

Amerika ist für die neue Vorliebe das beste Beispiel. Im Jahr 2002 importierten die USA deutschen Wein für 47 Millionen Euro. Bis 2007 stieg der Wert auf das Dreifache, und das trotz des zunehmend schwachen Dollars, der den Einkauf noch einmal verteuert.

Aber es gibt noch mehr Gründe für die deutschen Winzer, selbstbewusst in die Zukunft zu blicken. Auch bei den heimischen Verbrauchern haben sie hinzugewonnen. Rund 52 Prozent ihrer Ausgaben für Wein haben die deutschen Verbraucher im vergangenen Jahr für den Kauf heimischer Weine aufgewendet: Ein Plus von immerhin einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Übrigens, für diejenigen, die die Entwicklung der letzten Jahre nicht mitverfolgt haben: bereits seit 2001 geben die Deutschen mehr Geld für Wein als für Bier aus, trotz Tradition, Bierkneipe und Oktoberfest.

Neue Tropfen in Düsseldorf

Sicher ist das auch ein Grund dafür, dass die Düsseldorfer Prowein zur wichtigsten Händlermesse Europas für Wein und Spirituosen geworden ist. Zwar gibt es andere, wie die Vinexpo in Bordeaux und die Vinitaly in Verona mit mehr Glamour und Showveranstaltungen, aber für Händler, Sommeliers, Winzer und alle, die die neusten Trends der Weinwelt probieren wollen, ist die Prowein in Düsseldorf der größte Anziehungspunkt. Deshalb ist die Messe auch ständig gewachsen und erwartet dieses Jahr 3000 Aussteller aus 46 Ländern - mehr als je zuvor.

Grüner Wein auf der Messe Prowein
Bild: dpa

Noch lange nicht reif, aber für Profis schon zu kosten, sind die ersten deutschen Gewächse aus dem Jahr 2007. Genau das, was die deutschen Winzer brauchten, weil die Keller leer sind und die Nachfrage groß ist. Trotz des vielerorts verregneten Sommers sprechen alle von einem Superjahrgang und das hat einen Grund. Die lange Vegetationsperiode ist wichtiger als heiße Sommertage. Im April sorgten überdurchschnittlich hohe Temperaturen für eine frühe Blüte, da nützte der Sommerregen den Trauben eher, die so lange reifen konnten, wie in kaum einem anderen Jahr. Jeder Tag bringt mehr Geschmack, je langsamer und kühler die Trauben reifen, desto feiner wird der Wein. So haben die deutschen Winzer im Jahr 2007 das ernten können, was sich sonst ausschließt: mehr Menge und hohe Qualität.

Bio boomt

Und deshalb auch ist der Bio-Wein in diesem Jahr Hauptthema auf der Düsseldorfer Messe. Die Verbraucher wollen nicht mehr nur Bio-Fleisch, Bio-Eier und Gemüse, sondern auch das richtige Getränk dazu. Lange Zeit war Bio-Wein nur etwas für’s gute Gewissen, inzwischen ist er auch etwas für den guten Geschmack.

Nach jahrelangem Nischendasein hat sich der Öko-Weinbau gar zum Qualitäts-Maßstab gemausert. Auch Winzer, die nicht offiziell Bio-Weinbau betreiben, wenden Öko-Verfahren an. Und das mit Erfolg. Kleiner Wermutstropfen: Noch ist die zertifizierte Bio-Produktion mit rund drei Prozent Anteil in Deutschland zu klein, um die in den letzten Jahren gewachsene Nachfrage zu befriedigen, so dass Discounter und Supermärkte eher auf Anbieter aus Italien und Frankreich zurückgreifen. Aber das könnte sich in den nächsten Jahren noch ändern.