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Es wimmelt von Piraten!

21. August 2008

Ein deutsches Schiff ist vor Somalia entführt worden. Es ist der dritte Fall an einem Tag. Wegen der unsicheren Seewege können die UN kaum Lebensmitteltransporte nach Somalia schiffen. Die Piraten werden immer brutaler.

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Fregatte Emden (März 2008, dpa)
Fregatte Emden im Golf von Aden eilte im April gekapertem Schiff zu Hilfe (Archivbild)Bild: picture-alliance/ dpa

Vor der somalischen Küste ist Behördenangaben aus Malaysia zufolge ein deutsches Schiff von Piraten entführt worden. Es handele sich um die dritte Entführung an einem einzigen Tag, hieß es am Donnerstag (21.08.08) in Kuala Lumpur. Der deutsche Frachter sei im Golf von Aden in die Hände der Piraten gefallen, sagte Noel Choong von der Internationalen Seefahrtsbehörde (IMB).

Zuvor seien in derselben Region ein japanischer Tanker und ein iranisches Schiff entführt worden. Eine solche Häufung habe es noch nie gegeben, sagte Choong, der die für Piraterie zuständige Abteilung des IMB leitet. Seit dem 20. Juni wurden sieben Schiffe auf der wichtigen Schifffahrtsstraße entführt worden.

IMB: Piraterie immer brutaler

Die deutsche Fregatte "Emden" in ihrem Einsatzgebiet im Golf von Aden (Foto vom März 2008, dpa).
Fregatte Emden im Golf von Aden (März 2008)Bild: picture-alliance/ dpa

Nach einem Bericht des IMB werden die Piraten auf den Weltmeeren immer gewaltsamer. Im ersten Halbjahr 2008 sei zwar die Zahl der Überfälle von 126 im Jahr 2007 auf 114 gesunken, die Attacken der Seeräuber seien aber brutaler geworden, vor allem in Somalia und Nigeria.

Dem IMB-Bericht zufolge wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 71 Schiffe geentert, zwölf entführt und elf beschossen. 190 Seeleute wurden als Geiseln genommen, sechs entführt und sieben getötet. Sieben Besatzungsmitglieder werden immer noch vermisst. Die meisten Angriffe von Piraten gab es vor der Küste von Somalia. Hier kam es zu 24 Überfällen mit 157 Geiseln. Darauf folgt Nigeria mit 18 Attacken. In indonesischen Gewässern, einem Brennpunkt internationaler Piraterie, sank dagegen die Zahl der Angriffe.

UN fordern Begleitschutz für Lebensmitteltransporte

Seglerpaar Jürgen und Sabine nach sechs Wochen Geiselhaft wieder frei(08.08.2008, AP)
Seglerpaar Jürgen und Sabine nach sechs Wochen Geiselhaft wieder frei (08.08.2008)Bild: AP

Angesichts der Bedrohung vor der Küste Somalias hatten die Vereinten Nationen Mitte Juli mehr Marine-Unterstützung für Lebensmitteltransporte gefordert. Der Schutz durch französische, dänische und niederländische Seekräfte in den vergangenen acht Monaten sei zwar erfolgreich gewesen, doch seit Ende Juni hätte es in den von Seeräubern wimmelnden Gewässern keine Angebote für Begleitschutz mehr gegeben, so der für das nordostafrikanische Land zuständige Direktor des UN-Welternährungsprogramms (WFP), Peter Goossens im Juli.

Rund 80.000 Tonnen Lebensmittel lägen noch in Südafrika zur Verschiffung nach Somalia, allerdings habe sich nur ein Frachter zu einem Transport bereiterklärt. Dieser könne jedoch nur 8000 Tonnen laden. Das UN-Welternährungsprogramm transportiert 90 Prozent ihrer Lieferungen nach Somalia auf dem Seeweg. Sollte die Lage so prekär bleiben, befürchten den die UN eine neue Hungerkatastrophe in Somalia.

Deutsche Marine darf nicht helfen

Angesichts von 43 entführten deutschen Schiffen im Jahr 2007 setzt sich der deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung für eine klare Rechtsgrundlage für Einsätze gegen Piraten ein. Aus rechtlichen Gründen darf sich die deutsche Marine nicht an Einsätzen gegen Piraten beteiligen, sondern nur Nothilfe leisten. Die deutsche Marine beteiligt sich derzeit mit einer Fregatte und 260 Soldaten am multinationalen Anti-Terror-Einsatz "Operation Enduring Freedom" am Horn von Afrika. Ihre Aufgabe ist der Schutz der Seewege. (vem)