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Deutschland Tour kehrt zurück

Joscha Weber8. März 2016

Nach dem Tour-Start in Düsseldorf nun die Rückkehr der Deutschland Tour - es geht wieder aufwärts für den deutschen Radsport. Fraglich ist jedoch, ob die Macher der Tour dieses Mal ein nachhaltiges Konzept haben.

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Deutschland-Tour 2008 Radrennen
Bild: picture-alliance/dpa/G. Breloer

Lange war spekuliert worden, nun lüftet der Tour-de-France-Veranstalter ASO den Vorhang: Die Deutschland Tour soll zurückkehren. Spätestens 2018 soll der nächste Startschuss fallen - und Deutschland hätte endlich wieder ein Rad-Etappenrennen. "Zusammen mit dem BDR haben wir das Ziel, die Deutschland-Tour wieder attraktiv zu machen, und wollen zeigen, wie viel Spaß Radsport machen kann", erklärte ASO-Manager Yann Le Moënner.

Großer Begeisterung, tiefe Enttäuschung

Die Entscheidung passt ins Konzept der ASO, die seit geraumer Zeit versucht, den wichtigen Markt Deutschland wieder für den Radsport zu begeistern: erst mit der Einladung und Förderung deutscher Profiteams, dann mit dem Tour-Start 2017 in Düsseldorf und nun mit der Wiedergeburt der Deutschland Tour. Nach den Dopingskandalen um die Aushängeschilder Jan Ullrich und Erik Zabel sowie weitere deutsche Radprofis hatte sich ein großer Teil des zuvor begeisterten deutschen Sportpublikums abgewendet, während in anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Belgien, Italien, den Niederlanden oder Spanien ähnliche Enthüllungen nicht für einen derartigen Zuschauerschwund gesorgt hatten.

Nachdem auch Regional-Rundfahrten wie die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt, die Niedersachsen-Rundfahrt, die Hessen-Rundfahrt oder zuletzt die Bayern-Rundfahrt wegen Sponsorenmangel oder erhöhter Auflagen aus dem Rennkalender sukzessive verschwanden, plante die ASO offenbar schon länger ein Comeback der Rundfahrt, die schon mehrfach totgesagt und dann wieder auferstanden ist.

Deutschlandtour in den Alpen (dpa)
Bisher immer dabei: Ein Abstecher in die Alpen.Bild: picture-alliance/ dpa

Bewegte Geschichte seit 1911

Die Deutschland Tour blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück: 1911 noch unter dem Titel "Quer durch Deutschland" gestartet, reichte Hans Ludwig bei der Premiere über 1493 Kilometer noch ein Stundenmittel von 28 km/h zum Sieg - heute bewegt sich das Stundenmittel bei über 40 km/h. Es folgten zahlreiche Unterbrechungen, Wiederbelebungen und das erneute Aus der Rundfahrt in den 1980er Jahren. 1999 wurde das Rennen im Kielwasser der Euphorie um Toursieger Jan Ullrich erneut gestartet und schaffte es zehn Jahre am Stück zu überleben, bis erneut das Aus kam - diesmal vor allem wegen des dopingbedingten Desinteresses von Fernsehsendern und Sponsoren. Die bis dato letzte Deutschland-Tour fand 2008 statt, damals mit dem Sieger Linus Gerdemann, der inwzischen für das zweitklassige deutsche Stölting-Team fährt.

Nun soll alles besser werden. Vielleicht schon 2017, im Jahr des Grand Départ der Frankreich-Rundfahrt in Düsseldorf, oder 2018 soll die Tour wieder Publikum an die Straße locken. Und der Plan soll dieses Mal von Beginn an über zehn Jahre angelegt sein, hieß es. Fraglich ist, ob aus der Vergangenheit gelernt wurde bzw. das finanzielle Grundgerüst bereits steht. Nur mit einer Reihe potenter Sponsoren, überzeugenden Konzepten für die genehmigenden Behörden, sowie einer Liveberichterstattung im Fernsehen ist das Projekt umsetzbar und auf Dauer zu sichern.

Linus Gerdemann (dpa)
Linus Gerdemann gewann die letzte Auflage 2008Bild: picture-alliance/dpa

Erneute Integration des Breitensports

Über finanzielle Details des Deals zwischen den Franzosen und dem deutschen Verband wollte der BDR nichts mitteilen. Zentrale Hoffnung beider Parteien sind weitere Erfolge der neuen deutschen Radsportgeneration um Marcel Kittel, John Degenkolb, André Greipel und Tony Martin. Sie sollen auch wieder ein Publikum jenseits der ohnehin radsportinteressierten Zuschauer ansprechen.

Tour de France Andre Greipel Sieg (Foto: getty)
Hoffnung auf deutsche Zugpferde: André Greipel gewann 2014 die Deutsche Meisterschaft und 2015 vier Etappen der Tour de FranceBild: Bryn Lennon/Getty Images

"Diese Vereinbarung ist für den BDR richtungsweisend. Die neue Deutschland Tour ist ein weiteres Element, um die Radsport-Begeisterung auszubauen und die Popularität des Radfahrens in seiner gesamten Breite zu fördern. 27 Millionen Deutsche fahren regelmäßig Rad, und viele Städte erkennen den Wert des Fahrrads in ihren Mobilitätsstrategien", erklärte BDR-Präsident Rudolf Scharping. Eine Besonderheit der Deutschland-Tour war die parallele Austragung einiger Etappen für Hobby-Fahrer als sogenanntes Jedermann-Rennen. An der Öffnung für den Breitensport soll auch bei der neuen Tour festgehalten werden.