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Politik

Deutschland-Trend: Mehr reden mit Russland

14. Juni 2018

Soll die Bundeskanzlerin zur Fußball-WM nach Russland fliegen? Muss die deutsche Asylpolitik verschärft werden? Was die Bürger dazu meinen, hat infratest-dimap im jüngsten Deutschland-Trend erfragt.

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Russland Sotschi - Vladimir Putin und Angela Merkel
Bild: Reuters/S. Karpukhin

"Fußball ist ein Spiel von 22 Leuten, die rumlaufen, und am Ende gewinnt immer Deutschland", hat der englische Kicker Gary Lineker einst frustriert gesagt. Tatsächlich ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Russland angetreten, um ihren Weltmeistertitel zu verteidigen. Dass ihr das gelingen wird, davon sind allerdings nur 42 Prozent der Deutschen überzeugt. Das geht aus dem jüngsten Deutschland-Trend des Meinungsforschungsinstituts infratest-dimap hervor.

Mehr zur Fußball-WM und Russland später, zunächst aber ein Blick auf die Politik. Die Befragungen für den Deutschland-Trend wurden am Dienstag und Mittwoch dieser Woche durchgeführt. Da war noch nicht absehbar, dass der Streit zwischen CDU und CSU um die Asylpolitik dermaßen eskalieren würde, wie es nun der Fall ist. Die beiden Schwesterparteien streiten sich um die Frage, ob Flüchtlinge, die bereits in einem anderen EU-Land Asyl beantragt haben, an der Grenze zu Deutschland abgewiesen werden sollten.

Große Mehrheit für mehr Abschiebungen

Auch infratest-dimap hat in dieser Woche Fragen zur deutschen Flüchtlingspolitik gestellt. Einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung findet eine konsequentere Abschiebung abgelehnter Asylbewerber, die 86 Prozent der Deutschen richtig finden. Die Umstellung von Geld- auf Sachleistungen für Flüchtlinge befürworten 69 Prozent. Die Forderung nach einer Verweigerung der Einreise für Flüchtlinge ohne Papiere unterstützen sowohl Unions- (64 Prozent) als auch SPD-Anhänger (59 Prozent) mehrheitlich. Über alle Parteien hinweg sind es 62 Prozent.

Infografik ARD Deutschland Trend Juni 2018 Maßnahmen zum Umgang mit Flüchtlingen DE

Die von Bundesinnenminister Horst Seehofer geplante Einrichtung von Ankerzentren zur "Ankunft, Entscheidung, kommunaler Verteilung beziehungsweise Rückführung" von Flüchtlingen in Deutschland findet bei 61 Prozent der Bevölkerung Zustimmung. 31 Prozent lehnen Ankerzentren ab. Besonders starke Unterstützung findet die Einrichtung von Ankerzentren mit 74 Prozent in der Unions-Anhängerschaft. Die SPD-Anhänger sind dazu geteilter Meinung.

Schlechte Noten für die Bundesregierung

Nach wie vor blickt eine Mehrheit der Deutschen kritisch auf die schwarz-rote Bundesregierung. Im Juni sind mehr als sechs von zehn Befragten weniger zufrieden (43 Prozent) oder gar nicht zufrieden (20 Prozent) mit der Arbeit der Koalition aus Union und SPD. Nur zwei Prozent sind sehr zufrieden und 35 Prozent zufrieden mit der Regierungsarbeit - insgesamt ist das ein leichtes Plus von 3 Punkten gegenüber dem Vormonat.

Trotz allem bleibt Angela Merkel die beliebteste Politikerin in Deutschland. Mit ihrer Arbeit ist jeder zweite Bürger zufrieden.

Infografik ARD Deutschland Trend Juni 2018 Politikerzufriedenheit DE

Nur wenige Punkte hinter der CDU-Politikerin rangiert Bundesaußenminister Heiko Maas mit 46 Prozent, ein Plus von 3 Punkten für den SPD-Politiker. Ihm folgen CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier (44 Prozent) und CSU-Innenminister Horst Seehofer (43 Prozent), die beide im Juni etwas schwächer bewertet werden.

Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre …

Trotz der Turbulenzen im In- und Ausland ist die politische Stimmung in Deutschland weitgehend stabil. Wenn am kommenden Sonntag gewählt würde, kämen CDU und CSU auf einen Stimmenanteil von 31 Prozent. Die SPD hätte unverändert 18 Prozent in Aussicht. Die AfD würde erneut 15 Prozent erreichen. Die Grünen könnten konstant mit 13 Prozent rechnen, die Liberalen mit acht Prozent. Etwas stärker als im Vormonat würde die Linke mit zehn Prozent abschneiden.

Infografik ARD Deutschland Trend  Juni 2018 Sonntagsfrage DE

Noch einmal zurück zum Fußball. Die Bundeskanzlerin ist bekanntermaßen ein Fan der deutschen Nationalmannschaft. Einen Besuch im Trainingslager der DFB-Elf vor deren Abflug nach Moskau ließ sie sich nicht nehmen. Wegen der Kritik an der Menschenrechtssituation in Russland haben Regierungsvertreter aus Großbritannien bereits angekündigt, dem Fußball-Turnier fernzubleiben.

Sport bleibt Sport

Angela Merkel, die bei früheren Turnieren in Brasilien und Südafrika Spiele mit deutscher Beteiligung besuchte, hat sich hierzu noch nicht konkret geäußert. Laut Deutschland-Trend hielten es lediglich 26 Prozent der Befragten für angemessen, wenn Kanzlerin und deutsche Minister der WM fernbleiben würden. 69 Prozent fänden das falsch.

Infografik ARD Deutschland Trend  Juni 2018 WM in Russland DE

Grundsätzlich stößt die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Russland in Deutschland auf ein geteiltes Echo. Angesichts der Kritik an der Menschenrechtslage und den Einschränkungen der Pressefreiheit halten es 42 Prozent der Deutschen für falsch, dass die WM in Russland stattfindet. Ähnlich viele (45 Prozent) finden die WM-Vergabe an Russland hingegen richtig.

Kann die Fußball-WM zur politischen Entspannung beitragen?

Die nach der Annexion der Krim verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland halten 59 Prozent der Deutschen für angemessen, 34 Prozent sind gegenteiliger Meinung. Auf deutliche Kritik stößt der russische Präsident: 76 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass Wladimir Putin jedes Mittel recht ist, um die russischen Interessen durchzusetzen.

Dass sich Russland vom Westen bedroht fühlt, können 37 Prozent nachvollziehen, ein Minus von 11 Punkten gegenüber April. Die Ostdeutschen bringen in diesem Punkt deutlich mehr Verständnis für die Position Russlands auf (45 Prozent). Trotz allem fände es eine Mehrheit der Deutschen gut, wenn die westlichen Regierungen und die russische mehr miteinander reden würden. Ähnlich wie im Deutschland-Trend im April dieses Jahres fordern neun von zehn Bürgern, dass sich Russland stärker um einen Dialog mit dem Westen bemühen sollte. 88 Prozent sehen aber auch den Westen zum verstärkten Dialog in der Pflicht.

USA-Nordkorea-Gipfel: Mehr als nur Show?

Die Meinungsforscher haben die Deutschen auch zum Treffen von US-Präsident Donald Trump mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un am vergangenen Dienstag in Singapur befragt. Wie schätzen sie den mit reichlich Pomp zelebrierten Gipfel ein? War es nur eine Show, oder wird der historische Handschlag zwischen Trump und Kim positive Folgen für die Welt haben?

Infografik ARD Deutschland Trend Juni 2018 USA Nordkorea Gipfel DE

Eine deutliche Mehrheit von 84 Prozent findet es gut, dass sich die beiden zu Gesprächen getroffen haben. Dass die bei dem Gipfel geschlossene Vereinbarung über eine vollständige atomare Abrüstung Nordkoreas in den nächsten Jahren umgesetzt wird, hält indes nur ein knappes Viertel (23 Prozent) für wahrscheinlich. Eine Mehrheit der Deutschen (72 Prozent) glaubt nicht an eine Realisierung des Abkommens.

Kritischer Blick auf Donald Trump

Auch wenn die Bürger das Treffen an sich positiv betrachten, haben sie einen sehr kritischen Blick auf die amerikanische Außenpolitik: 87 Prozent befürchten, dass Trumps Politik internationale Konflikte eher verschärft, 74 Prozent, dass sein Agieren Frieden und Sicherheit in der Welt gefährdet.

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