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Deutschlands Exporte auf Rekordhoch

9. Februar 2016

Waren und Dienstleistungen "Made in Germany" bleiben weltweit gefragt. Im vergangenen Jahr erreichten die Exporte aus Deutschland einen neuen Rekordwert. Im Dezember gab es allerdings einen deutlichen Dämpfer.

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Hamburg Deutsches Containerschiff Fahne
Bild: picture-alliance/chromorange/C. Ohde

Deutschlands Exporte haben im vergangenen Jahr ein neues Rekordhoch erreicht. Die Unternehmen führten 2015 Waren im Wert von 1,196 Billionen Euro aus, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag aufgrund vorläufiger Berechnungen mitteilte. Das waren 6,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit wurden die bisherigen Höchstwerte aus dem Jahr 2014 übertroffen. Im Dezember allerdings sanken die Ausfuhren überraschend deutlich. Sie gingen um 1,6 Prozent zum Vormonat zurück. Ökonomen hingegen hatten mit einem Anstieg von 0,5 Prozent gerechnet.

Die Ausfuhren in die Euro-Zone kletterten dabei um 5,9 Prozent, die in die anderen EU-Länder außerhalb des Währungsraums um knapp neun Prozent. In die EU lieferten deutsche Unternehmen Waren im Gesamtwert von 693,9 Milliarden Euro und damit 7,0 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Das ist nach wie vor der Löwenanteil der gesamten deutschen Ausfuhren.

Das Geschäft mit dem Rest der Welt verlief unterdurchschnittlich und legte nur um 5,6 Prozent zu. Großen Schwellenländern wie China, Brasilien und Russland macht derzeit eine schwächere Konjunktur zu schaffen, weshalb sie weniger Waren "Made in Germany" kaufen.

Auch Handelsbilanz mit Rekord

Auch die Importe und der Außenhandelsüberschuss erreichten neue Rekordwerte. Eingeführt wurden Waren im Wert von 948 Milliarden Euro, ein Plus von 4,2 Prozent zum Vorjahr. Die Handelsbilanz, die Ausfuhren und Einfuhren gegenüberstellt, schloss mit einem Rekordsaldo von 247,8 Milliarden Euro. Der bisherige Höchstwert lag 2014 bei 213,6 Milliarden Euro.

Die deutschen Unternehmen stellten im Dezember überraschend weniger her. Die Produktion von Industrie, Bauwirtschaft und Versorgern schrumpfte insgesamt um 1,2 Prozent zum Vormonat. Hier hatten Analysten ein Plus von 0,4 Prozent erwartet. Dies war der zweite Rückgang in Folge und der stärkste seit August 2014. "Zum Jahresende 2015 durchlief die Industrieproduktion eine Durststrecke", erklärte das Wirtschaftsministerium. "Angesichts der verbesserten Auftragseingänge im Jahresschlussquartal dürften die Unternehmen ihre Produktion zu Jahresbeginn wieder etwas ausweiten."

Aussicht auf dieses Jahr

"Trotz eines schwierigen Jahres hat sich der deutsche Außenhandel einmal mehr als sehr robust erwiesen", bilanzierte der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Der Branchenverband ist trotz aller Krisen rund um den Globus zuversichtlich, dass die Rekordjagd 2016 weitergehen wird. "Da anzunehmen ist, dass die Rohstoffpreise sowie der Eurokurs weiterhin niedrig bleiben, rechnen wir auch für dieses Jahr mit einer positiven Entwicklung im deutschen Außenhandel", betonte BGA-Präsident Anton Börner.

Der BGA erwartet ein Exportplus von 4,5 Prozent und einen Importzuwachs von 4 Prozent. In den vergangenen Monaten half der schwache Euro, der Waren auf den Weltmärkten billiger macht, den Unternehmen ebenso wie die Erholung der Konjunktur in Europa.

Einschätzung der Experten

"Für die deutsche Industrie ist ein eher enttäuschendes Jahr zu Ende gegangen", meint Carsten Brzeski von der Ing Diba. Ein Teil des Rückgangs im Dezember könne aber durch die Lage der Weihnachtsferien erklärt werden, da Teile des Produktionsprozesses für fast zwei Wochen zum Stillstand kommen. Die Außenhandelsdaten würden zeigen, dass die deutschen Exporteure zunehmend eine schwächere Nachfrage spüren. Für die längste Zeit im Jahr hätten die Exporte vom schwachen Euro profitiert, vor allem die Ausfuhren in die USA, so Brzeski. "Die Daten belegen, dass auch für die größte Volkswirtschaft der Euro-Zone nicht alles glatt läuft. Die deutsche Industrie steht immer noch auf wackligen Beinen."

Stefan Schilbe von der Bank HSBC Trinkhaus meint, dass die Produktions- und Exportzahlen eine herbe Enttäuschung seien. Das Verarbeitende Gewerbe sei in einer schwierigen Verfassung, vor allem wegen der schwächelnden Weltkonjunktur. "Wichtige Absatzmärkte verlieren an Dynamik, von China bis zu den USA. Das schlägt auch auf die Exporte durch", glaubt Schilbe. Da auch der Eurokurs zuletzt aufgewertet habe, werde sich an diesem Bild so schnell nichts ändern. "Der niedrige Ölpreis hilft derzeit wenig. Ohne den außerordentlich guten Dienstleistungssektor müsste man für 2016 von einer deutlich schwächeren gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutschland ausgehen."

"Die Produktion war ganz klar enttäuschend", sagt Ralph Solveen von der Commerbank. "Die Zahlen sprechen allenfalls für einen leichten Anstieg des Bruttoinlandsproduktes im vierten Quartal. Allerdings sollte man Dezember-Daten immer mit gewisser Vorsicht genießen - wegen der Lage der Feiertage."

hb/iw (dpa, afp, rtr)