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Deutschland will die Wälder retten

Karin Jäger21. März 2015

Deutschland trägt maßgeblich zum Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bei. 2011 ergriff die Bundesregierung aber auch die Initiative zur globalen Renaturierung. Jetzt zieht sie eine erste Bilanz.

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Aufforstung in Südafrika (picture alliance/OKAPIA)
Bild: picture-alliance/OKAPIA KG, Germany

Was verbindet Bianca Jagger und Barbara Hendricks? Sowohl die Ex-Frau von Mick Jagger als auch die Bundesumweltministerin engagieren sich für die Aufforstung von Wäldern. Gemeinsam traten sie bei der Konferenz Bonn Challenge 2.0 auf, einer globalen Initiative zur Renaturierung. Der Termin 21. März war kein Zufall: Am “Internationalen Tag des Waldes“ erinnert die Welternährungsorganisation FAO seit 1971 an die unverminderte globale Zerstörung von Waldflächen.

Gastgeberin Hendricks (SPD) warb dafür, neue Mitstreiter für dieses weltweit umfassendste Aufforstungsprogramm zu gewinnen: "Es hilft gegen Artensterben, Klimawandel und trägt auch dazu bei, die Lebensgrundlage von Millionen Menschen wiederherzustellen." Jagger, ehemaliges Fotomodell und Schauspielerin, sieht im Klimawandel zur Zeit die größte Bedrohung: "Die Energiewende darf aber nicht erst 2050 erreicht werden, sondern jetzt", sagte die Umweltaktivistin und Botschafterin der Weltnaturschutzunion IUCN.

Weltweite Aufforstung nach Plan

Bis 2020 sollen 150 Millionen Hektar Wald wieder aufgeforstet werden - eine Fläche viermal so groß wie Deutschland. Die Forste verschwanden durch Rodung, Beweidung, intensive Brennholzgewinnung oder wurden zum Straßen- und Siedlungsbau degradiert. "Mehr als 60 Millionen Hektar sind derzeit in Arbeit", sagte Hendricks zur Bilanz vier Jahre nach Gründung der Initiative, an der Vertreter aus 30 Nationen teilnahmen.

Bonn Challenge 2.0 Bianca Jagger (Foto: DW/Jäger)
Bianca Jagger: Beim Umweltschutz keine Zeit verlierenBild: DW/K. Jäger

Etwa 13 Millionen Hektar Wald werden pro Jahr gerodet. Das entspricht der Größe Griechenlands oder Nicaraguas. Allein im Amazonas-Regenwald fallen pro Minute Bäume im Gesamtumfang von sieben Fußballfeldern Kettensägen zum Opfer. Brasilien verlor zwischen 1990 und 2010 zehn Prozent seiner Wälder - eine Fläche vergleichbar der Größe Frankreichs. Nur Indonesien ist noch massiver von Kahlschlag betroffen. Nach FAO-Angaben belief sich die Waldzerstörung hier in zwanzig Jahren auf 20 Prozent oder 24 Millionen Hektar. Danach folgen Nigeria, Tansania, Simbabwe, Sudan und die Demokratische Republik Kongo auf der Rangliste der Länder mit den weltweit größten Verlusten an Waldflächen.

Gegen Klimawandel und Artensterben

Mit der Entwaldung nimmt die Biodiversität ab. Andererseits entlastet jeder Baum die Atmosphäre und wirkt dem Klimawandel entgegen. Norwegens Umweltministerin Trine Sundtoft betonte, dass durch die Initiative die Emissionen des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes in gewaltigem Ausmaß gesenkt werden könnten. Die USA, Brasilien, Guatemala, El Salvador, Costa Rica, Äthiopien, Uganda und Ruanda haben zugesagt, sich an der Aufforstung zu beteiligen.

Aufforstung in der Dominikanischen Republik (Foto: DW/Quaiser)
Handarbeit: Aufforstung gegen Erosion in der Dominikanischen RepublikBild: DW / Sascha Quaiser

In China schreiten die großflächigen Aufforstungen voran. Um der Wüstenbildung entgegenzuwirken, soll der Waldbestand bis 2020 auf 23 Prozent der Landfläche vergrößert werden. Angepflanzt wurden ursprünglich nicht-einheimische und gentechnisch veränderte Baumarten. Diese erwiesen sich allerdings als nicht ausreichend robust und wurden durch heimische Hölzer ausgetauscht.

Deutschland Vorreiter

Die Bundesregierung ergriff 2011 die Initiative zur globalen Renaturierung. Unter der Führung des damaligen Bundesumweltministers Norbert Röttgen (CDU) waren 20 internationale Regierungsvertreter beteiligt sowie 60 Wissenschaftler, Konzerne und die Weltbank. Seither wurden zahlreiche Projekte zum Wiederaufbau von Wäldern unterstützt: Unter anderem in Brasilien, Indonesien, Äthiopien, Kenia, Ghana, Laos, Ruanda und Vietnam. Für weitere Projekte in Lateinamerika, Südostasien und Afrika stellt das Bundesumweltministerium rund 40 Millionen Euro bereit. Ziel ist es, jeweils naturnahe und widerstandsfähige Waldstrukturen herzustellen.

Die Bundesregierung will mit der Initiative zur Aufforstung auch Akzente setzen für die G7-Präsidentschaft und vor dem Treffen der Staats- und Regierungschefs Anfang Juni auf Schloss Elmau im Allgäu. Am Projekt beteiligt sind auch Firmen, die im Senat der Wirtschaft zusammengeschlossen sind. Dazu gehören Dax-Unternehmen und mittelständische Betriebe. Sie schützen Urwälder gegen Abholzung und beteiligen sich ebenfalls an der Aufforstung.